Serie Wer will mich? Beim Umzug einfach im Stich gelassen

Saarbrücken · Es gibt Tierschicksale, die selbst erfahrenen Helfern immer noch an die Nieren gehen. Wenn Menschen ein Lebewesen zurücklassen, weil es ihren Umzugsplänen im Wege stand, macht das die Leute vom Bertha-Bruch-Heim fassungslos

 Kätzchen Marzipan und seine gute Freundin Törtchen sind das Opfer von Tierquälern. Die etwa drei Jahre alten Tiere blieben hilflos zurück, als die Vorbesitzer umzogen. Die Betreuerinnen betonen, dass Marzipan und Törtchen nur gemeinsam zu haben sind.

Kätzchen Marzipan und seine gute Freundin Törtchen sind das Opfer von Tierquälern. Die etwa drei Jahre alten Tiere blieben hilflos zurück, als die Vorbesitzer umzogen. Die Betreuerinnen betonen, dass Marzipan und Törtchen nur gemeinsam zu haben sind.

Foto: Barbara Cornetz

Das Porzellan ist ebenso sorgsam verpackt wie der Fernseher, der Herd und der Computer. So wie es halt sein soll, wenn ein Umzug ansteht. Umso schlimmer ist für Saarbrücker Tierschützer wie Tabatha Walter die Erkenntnis, dass manchen Menschen ihre Vierbeiner weniger wert sind als so mancher Haushaltsgegenstand. Tatsächlich ist Wohnungswechsel ihrer Besitzer ein häufiger Grund dafür, wenn Tiere plötzlich ihr Zuhause verlieren. „Wir können gar nicht sagen, wie traurig und unvorstellbar wütend wir in solchen Fällen sind. Die Tiere haben meist ihr ganzes Leben als Familienmitglied verbracht und werden wie Müll zurück- und sich selbst überlassen“, sagt Tabatha Walter und kommt gleich auf zwei dieser Tierschicksale zu sprechen.

Es handelt sich um die Katzenmädchen Marzipan und Törtchen. Beide sind um die drei Jahre alt, kastriert und nicht ganz fit. Eine Schilddrüsenüberfunktion liegt bei beiden Tieren vor, und Törtchen leidet zusätzlich an Arthrose.

Vermitteln möchten sie die Katzenbetreuerinnen des Bertha-Bruch-Tierheims nur gemeinsam, und zwar gern auf eine Dauerpflegestelle.

Das ist eine Lösung, wie sie vor allem älteren und chronisch kranken Tieren zugute kommen soll. Denn damit haben die Katzen zum einen ein neues Zuhause, bleiben aber zum anderen im Bestand des Tierheims. Und das Heim kümmert sich nach wie vor um die ärztliche Versorgung der Katzen.

 Die schöne Tricolor-Dame Marzipan und Törtchen mit ihrem Schildpatt-Fellmuster sind aber nicht in erster Linie Patientinnen auf Pfoten, sondern liebenswerte Geschöpfe. Beide sind sehr zutraulich und verschmust. Wenn sie viel Menschenkontakt haben, wären sie mit Wohnungshaltung zufrieden und müssten keinen Freigang haben.

Name: Kimba

Geschlecht: weiblich

Kastriert: ja

Geboren: ca. 2005

Krankheiten: Diabetes

Besonderheiten: Dauerpflegestelle wegen der Erkrankung möglich

Kommen wir zur nächsten Kandidatin, Kimba, einer wunderschönen dreifarbigen Langhaarkatze, geboren 2005. Leider hat sie Diabetes. Wenn sie gut eingestellt ist, hat sie sicher noch einige glückliche Jahre vor sich. Sie ist eine liebenswerte ruhige Katzendame, die in sich ruht und eine wunderbare Gefährtin sein wird. Für sie suchen die Betreuer Menschen, die sich der Herausforderung stellen und sich die Betreuung einer diabeteskranken Katze zutrauen. Dazu gehören regelmäßige Blutzuckermessungen und die Versorgung mit Insulin. Erste Unterstützung und Anleitung kann die Heim-Tierärztin Kimbas neuen Besitzern auf jeden Fall geben.

Keine Krankheiten hat dagegen der freiheitsliebende Kater Till, ein quicklebendiger zutraulicher hübscher Bursche, der an ein Leben draußen gewöhnt ist.

Der tauchte eines Tages hungrig an einer Futterstelle auf. Leckerli sind ihm wichtig, und er ist nach wie vor geradezu verrückt nach Knabberstangen für Katzen. Ob er sich mit Artgenossen oder anderen Haustieren verträgt, müssten seine Besitzer noch ausprobieren. Freigang sollte er auf jeden Fall haben dürfen in einem neuen Zuhause.

Es sind Tiere wie Till, die Besitzer beim Umzug einfach vor die Tür setzen. Sollten sie von ihren kleinen Abenteuern zurückkehren, dann ist plötzlich niemand mehr für sie da. Sie sitzen schreiend vor dem Haus, aber niemand öffnet mehr. Plötzlich sind sie auf sich allein gestellt.

Manche mögen jetzt sagen, Katzen seien doch selbstständig und kämen auch oft alleine klar. Bei Dauerfreigängern mag das auch zutreffen. Die meisten Tiere aber sind verzweifelt, wenn sie ihr Zuhause und damit für immer ihnen vertraute Menschen verlieren. Schließlich haben sie oft den größten Teil ihres Lebens mit den Besitzern verbracht. Und dann bleibt ihnen nur noch, den Hunger an einer Futterstelle zu stillen und auf bessere Zeiten zu hoffen. Die Tiere streifen umher und betteln um Zuflucht und Essen. Till zum Beispiel ist ja an so einer Futterstelle aufgekreuzt und kam schließlich ins Bertha-Bruch Tierheim.

Name: Till

Geschlecht: männlich

Geboren: ca. 2010

Krankheiten: keine

Besonderheiten: Freigang

Der gesunde Kater ist sehr zutraulich und hübsch. Dass er sein Schicksal so gut gemeistert hat, ist ein gutes Beispiel für aufmerksame Menschen, die in solchen Fällen das Heim informieren.

Tabatha Walter dazu: „Oft rufen uns nämlich die Nachbarn an und bringen die Tiere zu uns.“ Wer Tiere bei Umzügen im Stich lässt oder aus anderen Gründen einfach ihrem Schicksal überlässt, macht sich strafbar, wie Walter betont. „Denn damit fügen sie ihren Tieren erhebliche Qualen zu, sowohl psychisch als auch physisch.“

Deshalb verbietet das Tierschutzgesetz das Aussetzen und Zurücklassen von Haustieren. Darauf stehen in schweren Fällen Haftstrafen, in der Regel aber Geldbußen, die bis zu 25 000 Euro betragen können. Da das viele nicht abschreckt, wollen die Tierschützer vom Bertha-Bruch-Heim wenigstens das Leid der Opfer mindern.

Tierschützerin Tabatha Walter rät in solchen Fällen: „Wenn Ihnen auffällt, dass Ihre Nachbarn umgezogen sind, aber ihre Tiere noch da sind, dann zögern Sie bitte nicht, uns zu kontaktieren.“

 Kimba braucht ein Zuhause

Kimba braucht ein Zuhause

Foto: Cornetz
 Isabell Strack mit Till

Isabell Strack mit Till

Foto: Cornetz

Wer mitteilen möchte, dass ein Tier in seiner Nachbarschaft vermutlich ausgesetzt worden ist, hilft den künftigen Betreuern, wenn er ihnen zumindest die Namen der Vorbesitzer mitteilt.

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