Ernährungstipp Warum Vollkorn-Produkte das Leben verlängern

München · Bei einem dauerhaften Verzicht auf komplexe Kohlenhydrate drohen Herz- und Gefäßerkrankungen.

 In Vollkornbrot stecken Ballaststoffe, die neuen Forschungsergebnissen zufolge wichtig für ein gesundes Herz-Kreislauf-System sind.

In Vollkornbrot stecken Ballaststoffe, die neuen Forschungsergebnissen zufolge wichtig für ein gesundes Herz-Kreislauf-System sind.

Foto: dpa/Uli Deck

(ml) Gesundheits- und Ernährungsforscher sind sich einig darin, dass die Menge der stark gezuckerten Produkte in der Nahrung deutlich begrenzt sein sollte. Zu diesen Lebensmitteln zählen zum Beispiel Weißmehl, Nudeln, Kuchen, Kekse, Fertiggerichte, Süßigkeiten und Softdrinks. Der darin enthaltene Einfachzucker zählt zu den raffinierten Kohlenhydraten. Diesen wurden bei der industriellen Fertigung die Ballaststoffe entfernt.

Empfehlenswert sind hingegen Vollkornprodukte, Gemüse, Salat, Getreide, Nüsse und Kräuter, die reichlich Ballaststoffe enthalten. Ballaststoffe gehören zu den komplexen Kohlenhydraten. Diese bestehen aus miteinander verbundenen Zuckermolekülen, die im Verdauungstrakt erst aufgespalten werden müssen. Die Energie, die in ihnen steckt, wird nur langsam nutzbar. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel langsam, der Insulinspiegel weist keine extremen Schwankungen auf. Ballaststoffe kommen zudem der Darmgesundheit zugute, weil sich viele Darmbakterien davon ernähren.

Es nutzt der Gesundheit, auf raffinierte Kohlenhydrate weitgehend zu verzichten. Der Verzehr komplexer Kohlenhydrate sollte hingegen nicht deutlich eingeschränkt werden. „Denn eine dauerhafte Ernährung mit sehr wenigen Kohlenhydraten kann sogar gefährlich sein und sollte vermieden werden“, erklärte Professor Dr. Maciej Banach von der medizinischen Universität im polnischen Lodz auf dem Europäischen Kardiologen-Kongress Ende August in München. „Wer langfristig kaum Kohlenhydrate verzehrt, riskiert sogar einen vorzeitigen Tod. Auch die Risiken für Herzerkrankungen, Schlaganfall und Krebs sind erhöht.“

Banach und sein Team hatten den Zusammenhang zwischen Ernährungsweisen mit einem sehr niedrigen Kohlenhydrat-Anteil und dem Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und frühem Tod ermittelt. Dazu wurden die Ernährungsgewohnheiten und Gesundheitsdaten von 24 825 Erwachsenen und Jugendlichen über einen Zeitraum von zwölf Jahren begutachtet. Im Vergleich zu Teilnehmern mit dem höchsten Kohlenhydrat-Konsum hatten jene mit dem niedrigsten eine um 32 Prozent erhöhte Gesamtsterblichkeit. Das Risiko, infolge einer Herzkrankheit zu sterben, war um 51 Prozent erhöht, einer Blutgefäßerkrankung im Gehirn inklusive Gehirnschlag um 50 Prozent und einer Krebserkrankung um 35 Prozent.

„Eine Ernährung mit sehr wenigen Kohlenhydraten kann kurzfristig sinnvoll sein, um Gewicht zu verlieren, den Blutdruck zu senken und den Blutzuckerspiegel zu verbessern“, sagte Banach, „doch langfristig erhöhen solche Ernährungsgewohnheiten das Sterblichkeitsrisiko.“ Der Effekt ist am stärksten bei normal- und leicht übergewichtigen Personen, die älter als 55 Jahre sind.

Warum eine Ernährung fast ohne Kohlenhydrate die Gesundheit schädigen kann, konnte Maciej Banach noch nicht schlüssig erklären. „Eventuell geht der geringere Verzehr von Kohlenhydraten mit einem erhöhten Konsum von tierischen Proteinen, Cholesterin und gesättigten Fetten einher. Auch Unterschiede bei Mineralien, Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen könnten eine Rolle spielen.“

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