Ordensfest Der Jubiläumsorden kam auf blauem Samt

Bexbach · Der Bexbacher Karnevalsgesellschaft die Blätsch hatte das närrische Volk zur traditionellen Ordenssitzung geladen.

 Klaus-Ludwig Fess (Zweiter von links) wurde bei der Ordenssitzung zum Ehrenpräsidenten der Blätsch ernannt. Links Blätsch-Präsident Christian Prech, rechts Prinz Lukas I. und Prinzessin Laura I.

Klaus-Ludwig Fess (Zweiter von links) wurde bei der Ordenssitzung zum Ehrenpräsidenten der Blätsch ernannt. Links Blätsch-Präsident Christian Prech, rechts Prinz Lukas I. und Prinzessin Laura I.

Foto: Sebastian Dingler

Wenn Deutschlands oberster Karnevalist an der Ordenssitzung eines örtlichen Karnevalvereins teilnimmt, ist das in etwa so, wie wenn der Bundespräsident ein Dorffest besucht. Im Fall von Klaus-Ludwig Fess, Präsident der Vereinigung „Bund deutscher Karneval“, ist die Erklärung einfach: Er wohnt in Bexbach und hat seine Wurzeln in der Karnevalsgesellschaft „Die Blätsch“ 1953, die am Sonntag ihre traditionelle Ordenssitzung im Hotel Krone abhielt. Erst hieß es, Fess könne leider nicht kommen, dann erschien er doch in seiner vollen Größe (etwa zwei Meter).

„Ich bin heute morgen um halb Fünf in Aachen gestartet, da war ich gestern auf zwei Veranstaltungen, vorher noch in den Niederlanden bei der närrischen europäischen Gemeinschaft. Heute musste ich noch nach Bellheim auf die Baden-Pfalz-Meisterschaft. Jetzt habe ich hier kurz Halt gemacht um wenigstens Hallo zu sagen“, erklärte Fess seine überaus stressige Position, die er, obwohl er praktisch 2,6 Millionen Karnevalisten unter sich hat, ehrenamtlich ausübt. Sein Erscheinen war dann ein willkommener Farbtupfer in der gut besuchten Ordenssitzung.

Diese begann mit der Begrüßung durch den Blätsch-Präsidenten Christian Prech. Dieses Jahr wolle er einige längst fällige Orden überreichen, sagte er und bedauerte, dass da wohl einiges in den letzten Jahren untergegangen sei – das wolle man jetzt wieder gutmachen. Prech übernahm zusammen mit der Blätsch-Geschäftsführerin Kerstin Hoppstädter die Moderation der Veranstaltung. Traditionell kam der erste Unterhaltungsbeitrag von den Karnevalisten des befreundeten Oberbexbacher Vereins „Mer gehn metsamme“, kurz MGM. Dessen Präsident Patric Breme sang mit drei Mitstreitern als „Betschbacher Buwe“ das MGM-Vereinslied sowie den ersten Schunkelsong. Neben der MGM waren auch Karnevalsvereine aus Heiligenwald, Oberlinxweiler und Wellesweiler eingeladen. Weit, nämlich aus dem Berliner Stadtteil Spandau, war Gerald Wind, der Präsident des dortigen Karnevalvereins, angereist. Nach weiteren Begrüßungen zeigte dann das Junioren-Funkenmariechen Weda Kohl, trainiert von Annabell Rossin, einen hoch anspruchsvollen Tanz mit vielen Spagatsprüngen.

Die Rede des Prinzenpaares Prinz Lukas I. von Ordnung und Recht (er ist im zivilen Leben Richter von Beruf) und Prinzessin Laura I. wies auf die Besonderheit in diesem Jahr hin: 66 Jahre alt wird Die Blätsch, somit also sechsmal die karnevalistische Zahl Elf. Den von Julia Müller gestalteten Orden ziert dann auch die Inschrift „6 x 11“. Weda Kohl durfte ihn feierlich auf einem blauen Samtkissen auf die Bühne tragen. Wie üblich bekam ihn zuerst der Präsident überreicht, dann das Prinzenpaar. Alles natürlich begleitet von einem dreifachen Di la Hei, dem Ausruf der Bexbacher, der für „die lachende Heimat“ steht. Als Vertreter des Verbands saarländischer Karnevalsvereine (VSK) hielt dessen Präsident Hans-Werner Strauß eine kurze Ansprache, in der er auf den dritten Platz des Bexbacher Prinzenpaars verwies, den dieses beim alljährlichen Prinzenfrühstück erreicht hatte. Wichtig war ihm außerdem, „dass Karneval eine friedliche Form des Feierns ist.“

Gerald Wind erklärte anschließend, wie es kam, dass der Spandauer Karnevalsverein anwesend war: Er als gebürtiger Rheinhesse habe im Saarland gelernt, Karneval zu feiern. In Berlin sei ihm dann der Bexbacher Manfred Desroches, Mitglied des Elferrats der Blätsch, über den Weg gelaufen. Der habe ihn dazu inspiriert, das süddeutsche Brauchtum in Berlin zu etablieren. Bexbachs Bürgermeister Thomas Leis sagte im Anschluss, die „weltberühmte“ Bexbacher Fasenacht habe immer einen blöden Beigeschmack, nämlich den Rathaussturm. Um diesen abzuwehren, habe er dieses Jahr seine Mannschaft verdoppelt. Das war natürlich nicht so ernst gemeint. Dann war Klaus-Ludwig Fess an der Reihe, der bekundete, wie wichtig und wertvoll ihm seine Heimatgesellschaft ist. „Ich freue mich, hier Bexbacher zu sein und für euch alle der Präsident zu sein“, sagte er.

Der Regionalvertreter des VSK, Wolfgang Blatt, hielt eine kleine Laudatio auf Fess und meinte, man hätte vor 33 Jahren nicht gedacht, dass der zukünftige bundesweite Karnevalspräsident beim saarländischen Prinzenfrühstück dabei sitzen würde.

Fess meinte daraufhin, er habe damals noch schulterlanges und wallendes Haar gehabt. Er ließ es sich nicht nehmen, einmal selbst das „Di la Hei“ anzustimmen. Bei der Gelegenheit wurde Fess auch gleich noch zum Ehrenpräsidenten der Blätsch ernannt. Eine gemischte Tanzgruppe aus Juniorinnen und der Minigarde zeigte dann den Oktoberfesttanz. Und immer wieder wurden Orden verliehen, denn dafür war ja diese erste Zusammenkunft des Verein im neuen Jahr da. Die Betschbacher Buwe vom MGM beschlossen dann mit drei Liedern die Sitzung.

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