Weiskirchen Kaum im Amt, schon in die Wüste geschickt

Weiskirchen · Weiskircher Bürgermeister ließ Narrensturm über sich ergehen

 Ein Ständchen zur Entmachtung gab’s von den „Geldsäcken“ für Bürgermeister Wolfgang Hübschen.

Ein Ständchen zur Entmachtung gab’s von den „Geldsäcken“ für Bürgermeister Wolfgang Hübschen.

Foto: a-n/Dieter Ackermann

Der Widerstand des Rathauses war gestern ebenso schnell gebrochen wie die leichtfertigen Schlipsträger ihrer Zierde beraubt. Und schon signalisierte gestern die weiße Fahne, dass der Karnevalsverein Weiskirchen am fetten Donnerstag das Sagen in Weiskirchens „Machtzentrale“ übernommen hatte. Als Schotte „humoris causa“ hatte der neue Bürgermeister Wolfgang Hübschen allerdings angesichts der närrischen Übermacht – darüber waren sich die vielen Zuschauer ganz schnell einig – auch nur augenzwinkernden Widerstand geleistet. Aber berichten wir der Reihe nach.

Angefangen hatte dieser Fette Donnerstag in der Hochwald-Kurgemeinde traditionell schon am Vormittag, als eine KV-Delegation bei einer ersten Visite im Rathaus für 18.11 Uhr „närrisches Ungemach“ androhte. Schon dabei rieben sich die KV-Vertreter erstaunt die Augen, als ihnen auf schmucken Plakaten die Einrichtung eines neuen Ratskellers – Hypodrom genannt – zur Sanierung der Gemeinde Weiskirchen angekündigt wurde. Dort soll demnächst sogar „Hypo-Bräu“, ein spezielles Burgerking-Beer, gebraut aus dem Quellwasser der Herberlochquellen, ausgeschänkt werden. Nicht-Weiskirchern sei übrigens gesagt, dass der Bürgermeister mit dem Spitznamen „Hypo“ leben muss. Aber weil er früher schon viele Jahr lang Mitglied des Elferrates war, weiß er dieses Schicksal mit angeborenem Humor mannhaft zu tragen.

Dieser KV-Besuch am Vormittag war freilich nur der gelungene Prolog für das närrische Spektakel, das am Abend beim Rathaussturm alle Beteiligten in seinen Bann ziehen sollte. Als die „karnevalistischen Truppen“ dann vor dem Rathaus aufmarschiert waren, war es an Hübschen, erstmals in seinem neuen Amt als Chef im Rathaus das große und kleine Prinzenpaar sowie die liebe Narrenschar zu begrüßen. Mit Blick auf die Kindergarde sagte er: „Guckt sie euch an, sinn se net scheen! Und ich steh hier im Schottengewand, unter vorgehaltener Hand werd ich schon der Sparfuchs genannt. Die Wahrsagerin hat mir doch Geld prophezeit, doch man kann net alles kläwen, dat sohn ich eesch, dir Leit!“

Und schon stand sie vor dem Bürgermeister – die Wahrsagerin (Jenni Trampert) mit der Glaskugel in der Hand. Wild entschlossen stimmte sie den Song „Eine Mark für Hypo“  an. Und die Kollegen aus dem Rathaus ließen sich nicht lumpen: Als knuffige Geldsäcke verkleidet, stimmten sie lautstark mit ein, was wiederum die vielen Zuschauer zum schunkelnden Mitsingen animierte.

Danach gab Hübschen dem KV noch einige Verhaltensregeln mit auf den Weg zur bevorstehenden Machtübernahme: „Seid bloß nicht laut bis morgens kurz nach Acht, weil die Belegschaft noch ein Nickerchen macht. Ein gutes Frühstück, das muss her, weil mein Männer und Fraleit, die schaffen jo sooo gern und schwer. Um 12 Uhr ist Mittisch und dann gefft gekocht, Hauptsach gudd gess, weil geschafft hann mir flott. Bis halfer vieer, ees et jo dann nimmi lang, der Feierowend kann kommen, nur kenn bang.“

Das war’s dann auch mit der mundartgeprägten Versform. In ebenfalls fröhlicher Prosa begründete der Bürgermeister anschließend, warum er sich gemeinsam mit seinen Rathauskollegen bedingungslos den närrischen Truppen unterwerfen und sogar den Rathausschlüssel herausrücken will: „Der Grund liegt bei den lieblich gekrönten Häuptern und ihrem Anliegen, nämlich dem närrischen Volk nur Freude zu bereiten. Und da können wir natürlich nicht mithalten und müssen uns widerstandslos ergeben.“

Dann rückte „Hypo“ den goldenen Rathausschlüssel mit den Worten heraus: „Liebe Prinzessin Helena I. und lieber Prinz Andreas II. sowie liebes Kinderprinzenpaar Leni I. und Henri I. regiert das närrische Volk getreu eurem diesjährigen Motto „Spott on!“ Unseren Prinzenpaaren, unserer Fooooasend und allen hier anwesenden Foasendbooken ein dreifach kräftiges Simsalabim Alaaf!“ Und wenig später marschierte die ausgelassene Schar in die Hochwaldnarrhalla, wo der gelungene Rathaussturm noch lange und ausgiebig gefeiert wurde. Zurück blieb allein die weiße Fahne, die noch müde am Rathaus im lauen Wind flatterte.

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