Saar-Festival Die Musikfestspiele gehen baden

Saarbrücken · Das Saar-Festival hat sich merklich verjüngt. Im November lockt ein großes, kostenloses deutsch-französisches Konzert nach Verdun. Und Schwimmen zu Händels „Wassermusik“ kann man auch.

Die Badekappe, unter die die Löwenmähne von Bernhard Leonardy passt, muss wohl erst noch genäht werden. Doch der Festspielchef wird sie brauchen. Eine ganz spezielle Attraktion des „Classic for Neophytes“ getauften Saar-Festivals wird nämlich das Planschen zu Händels „Wassermusik“ sein - im Kombibad Fechingen (7. November), im Dudweiler Hallenbad und in Altenkessel (jeweils 8. November).

Die Musikfestpiele gehen also tatsächlich baden: Viele dachten das eher im übertragenen Sinne, nachdem die Fördermittel des Landes für das traditionsreiche Klassikevent quasi auf Null gesetzt wurden und ein elendes Hin und Her um tatsächliche und mögliche neue Festival einsetzte.

Doch Bernhard Leonardy, der das vor rund 30 Jahren auf Privatinitiative hin gegründete Festival von seinem Vater, dem Pianisten Robert Leonardy, übernommen hat, gab nicht auf, sondern legt jetzt einen Neustart hin, der sich gewaschen hat. Mit kaum öffentlichem Geld, knapp 40 000 Euro gibt es nur von Staatskanzlei und Saartoto, sowie 30 000 Euro von der Region Grand Est. Dafür aber mit ganz viel Unterstützung eines jungen Team und eines fast 1000 Köpfe zählenden Fördervereins.

Übers Geld will er aber erstmal gar nicht diskutieren „Wir zeigen jetzt mal, was wir können“, sagt er. Und hofft, dass sich die Politik so am besten überzeugen lässt, den Geldbeutel wieder weiter zu öffnen. „Geblieben sind nur die Haare, ansonsten ist alles neu“, kommentiert Leonardy junior, der von seinem Vater die Pusteblumen-Frisur geerbt hat, sein neues Festivalkonzept.

Neu ist schon mal der Turnus: Ein kleines und ein großes Festival sollen sich künftig abwechseln. 2019 ist demnach wieder Hauptfestivaljahr. Vom 24. April bis 26. Mai gehen die Festspiele dann über die Bühne. Schon 2018 aber - vom 27. Oktober bis 11. November - macht man Appetit auf den Neustart; daher auch das Neophyten-Motto; das sind Pflanzen, die auf für sie untypischem Terrain heimisch werden. Genauso will Leonardy, hauptberuflich Kantor und Organist an der Basilika St. Johann, dezidiert neues Publikum aufs Klassikterrain locken.

So bietet man im November auch ein Kinderkonzert an, verknüpft das mit einem Buchprojekt, setzt auch auf niederschwellige Angebote - ohne aber die Qualität zu verraten. Wagt dabei aber auch einiges, wenn am 4. November in der Basilika St. Johann HipHop mit Orgelmusik kombiniert wird.

Höhepunkt allerdings ist ein Requiem-Konzert in der Kathedrale von Verdun am 11. November in Erinnerung an das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren. Verdun wurde zum Symbol für das furchtbare Morden dieses Krieges. Zwei Requien, von Mozart und von Saint-Saëns, wird die russische Nationalphilharmonie unter Vladimir Spivakow mit dem eigens von Leonardy formierten Festivalchor aufführen.

Ein Konzert, das im Übrigen keinen Eintritt kosten wird. „Bei der Erinnerung an ein solches Ereignis, darf man keinen Eintritt nehmen“, meint der Festspielchef. Der TV-Sender Arte will das Konzert live übertragen. Und möglicherweise sitzt dann viel Politprominenz im Publikum. Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron, EU-Kommisionspräsident Jean-Claude Juncker, Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und Ministerpräsident Tobias Hans sind jedenfalls allesamt Schirmherren.

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