Die Rolling Stones in Deutschland Ganz die Alten: Die Stones in Hamburg

Hamburg · 82 000 Fans feierten die englische Kultband bei ihrem Tour-Auftakt am Samstag im Stadtpark der Hansestadt.

 Die Rolling Stones, das sind Bassist Ron Wood (links), der unverkennbare Mick Jagger am Mikro, Charlie Watts an den Drums (verdeckt) und Gitarrist Keith Richards. Die alten Herren des Rock ’n’ Roll gaben ein fulminantes Tour-Auftakt-Konzert in Hamburg.

Die Rolling Stones, das sind Bassist Ron Wood (links), der unverkennbare Mick Jagger am Mikro, Charlie Watts an den Drums (verdeckt) und Gitarrist Keith Richards. Die alten Herren des Rock ’n’ Roll gaben ein fulminantes Tour-Auftakt-Konzert in Hamburg.

Foto: dpa/Carsten Rehder

(dpa) Wer die Rolling Stones schon abschreiben wollte, den haben die Rocklegenden mit einem fulminanten Auftakt ihrer „No Filter“-Europatournee in Hamburg eines Besseren belehrt. Vor 82 000 Fans zeigten Frontmann Mick Jagger (74), Gitarrist Keith Richards (73) und Gitarrist/E-Bassist Ron Wood (70) sowie Schlagzeuger Charlie Watts (76) unglaubliche Spielfreude und Kondition. Zweieinhalb Stunden ohne Pause dauerte am Samstagabend die musikalische Gala im Stadtpark, und es schien, je länger der Abend währte, umso mehr Vergnügen fanden die Altrocker selber daran.

Wie ein rotes Flammenmeer lodert die aus vier Türmen gestaltete gigantische Videowand. Rauch steigt dazu auf, dann kommen die vier Stones um 20.30 Uhr auf die gigantische Bühne – die Show beginnt. Nach dem Start-Song „Sympathy for the Devil“ gewinnt Mick Jagger das Publikum schon mit dem ersten Satz auf Deutsch: „Moin Hamburg, guten Abend Deutschland!“ Und ein wenig später: „Es ist großartig, nach zehn Jahren wieder in Hamburg zu spielen im wunderschönen Stadtpark.“ Gelächter, als er an Pink Floyd erinnert, die 1989 als letzte Musiker vor fast 30 Jahren auf der sonst von vielen Bürgern fürs Kicken, Sonnenbaden oder Grillen genutzte Festwiese spielen durften: „Ich hoffe, dass ihr euch besser benehmt als die Fans von Pink Floyd.“

Und das tun sie. Die Anhänger der Stones sind mit ihren Helden älter geworden, reifere Jahrgänge dominieren, viele haben graue Schläfen oder schütteres Haar. Die Tickets von etwa 100 Euro bis 800 Euro kann sich auch nicht jeder Teenager leisten. Und das Bier kostet im Stones-Plastikbecher mit Pfand acht Euro. Mehrere hundert Fans verfolgen das ausverkaufte Konzert auf den umliegenden Wiesen des Parks.

Die Stones liefern ein gemischtes Programm überwiegend aus alten Hits und einigen Bluessongs –  dann ist die Bühne stets in blaues Licht getaucht. Ihr jüngstes 23. Studioalbum „Blue & Lonesome“, im Dezember erschienen, bietet ausschließlich Coverversionen von Bluestiteln.

Zu den eigenen Hits, die sie spielen, gehören „Paint It, Black“, „Under my Thumb“, „It‘s Only Rock‘n Roll, (But I like it)“, „Honky Tonk Women“ und „Start Me Up“.

Bei Live-Konzerten wie in Hamburg interpretieren sich die Stones immer wieder selber neu: Diesmal spielen sie besonders erdigen und harten Rock. Cool, bewegungsarm steht Gittarist Keith Richards (wie fast immer mit Stirnband) auf der Bühne. Ron Wood am Bass überzeugt genauso wie Richards. Charlie Watts am Schlagzeug scheint die Ruhe weg zu haben. Als Sänger und Frontmann dominiert natürlich Mick Jagger. Unglaublich, wie der 74-Jährige scheinbar ohne jede Ermüdung über die riesige Bühne fetzt, in immer wieder neuem Outfit erscheint und das Publikum zum Mitmachen animiert. Ein weiterer Star des Abends ist aber die Bühne mit den vier Video-Türmen, deren Optik sich ständig wandelt. Auf ihnen erscheinen die Musiker als riesige Livebilder – überblendet oder unterlegt mit farbigen Szenarien, historischen Konzert-Bildern oder auch Popart-Design.

Zum Finale zelebrieren die Stones ihren Welterfolg „Satisfaction“ sechs Minuten lang und geben noch als Zugaben „Gimme Shelter“ und „Jumping Jack Flash“. Nach dem musikalischen Feuerwerk wirkt das pyrotechnische Spektakel zum Abschluss fast ein bisschen blass.

Noch 13 Konzerte in neun europäischen Ländern spielen die Stones, das Finale ist am 25. Oktober in Paris.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort