Bistrot Musique auf dem Halberg Im Bistrot Musique ging es von Paris nach Rio

Saarbrücken · Von Hélène Maillasson

 Didier Sustrac gab sein erstes Deutschland-Konzert.

Didier Sustrac gab sein erstes Deutschland-Konzert.

Foto: Christian Colomb

Zwei Mal im Jahr laden der Radiosender SR2 und das Team um „Monsieur Chanson“ Gerd Heger auf dem Saarbrücker Halberg zu der Reihe Bistrot Musique ein. Meistens geht es darum, dem saarländischen Publikum französische Sänger und Musiker näher zu bringen. So wie Lise Martin. Vor rund zehn Jahren startete sie ihre Solo-Karriere in den Pariser Kneipen. Heute zählt sie zur etablierten Chanson-Szene in Frankreich und feierte am Montag in Saarbrücken Deutschland-Premiere.

In ihren Liedern geht es immer wieder um Trennung. Nicht um die ganz großen Emotionen, um den herzzerreißenden Schmerz, sondern um den Alltag, und wie man mit einer Situation fertig wird – oder auch nicht. Mal wählt sie den Spaziergang an einem Sommerabend durch Paris statt das wilde Partyleben, um den Kummer zu ertränken. Mal ist sie fest entschlossen, einen Schnitt zu machen und neu zu starten. In einem anderen Lied klammert sich Lise Martin an einem vergeblichen Hoffnungsfunken – dieses Geräusch, dieses Klappern am Fenster, kommt vielleicht der Geliebte doch zurück? Natürlich nicht. Lise Martin trägt es mit Fassung, sie ist keine Drama-Queen. Die Stimme ist tief und klar, man kauft ihr die Geschichten ab. Auch die begleitende Musik mit Folk-Einflüssen trägt zu einer gewissen Schwerelosigkeit bei.

In einer ganz anderen musikalischen Welt ist Didier Sustrac unterwegs. Als einer der wenigen zeitgenössischen Künstler verschmilzt er in seinen Kompositionen französischen Chanson und brasilianischen Bossa Nova. Bei den exotischen Klängen scheint es sogar in den Straßen der belgischen Hafenstadt Ostende ein paar Grad wärmer, die im ersten Lied als Kulisse für poetische Träumerei und Melancholie dienen. Lieblingsthema von Sustrac, der auch zum ersten Mal in Deutschland auftrat, ist die Sehnsucht, die Einsamkeit, die aus seiner Sicht auch gute Seiten hat: „Einsamkeit in der Menge bedeutet auch Einzigartigkeit.“ Wer wenig Französisch kann, dem erschließt sich womöglich nicht jeder Reim von Sustrac. Doch die Musik schafft es, dem Studio, das an diesem Abend durchaus mehr Zuschauer verdient hätte, Anmutungen einer Straßenkneipe in Rio zu verleihen. Anders als bei Lise Martin scheint sich hier der Text der Melodie anzupassen.

Wie unterschiedlich beide Künstler sind, zeigt sich beim gemeinsamen Abschluss-Lied. Gerade dies ist der Verdienst von Bistrot Musique: Hier gibt es seit Jahren eine Plattform für die verschiedenen Facetten des Chansons. Ja, es geht immer wieder um Liebe. Nein, es muss nicht immer Akkordeon sein und auch ohne Drama kommt das Genre ganz gut aus.

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