Konzerte „5 Monate ohne Arbeit machen mich krank“

Saarbrücken · Darum gastierte Deep Purple-Drummer Ian Paice nun mit der Tribute Band Purpendicular in Dillingen.

 Drummer Ian Paice (70) am Freitag im Dillinger Lokschuppen.

Drummer Ian Paice (70) am Freitag im Dillinger Lokschuppen.

Foto: Sebastian Dingler

Spielt eine Band die Stücke von anderen nach, nennt man das Coverband. Eine Stufe weiter gehen sogenannte Tribute Bands: Sie bedienen sich ausschließlich aus dem Repertoire einer einzigen, meist sehr berühmten Band. Auf dem Erdball sind immer mehr Formationen unterwegs, die gerne wie Pink Floyd, Genesis oder die Beatles klingen wollen. Manche der Original-Gruppen, denen aufgrund von Alter oder Unlust ihre Mitglieder abhanden kommen, füllen diese Lücken sogar mit Musikern ihrer eigenen Tribute Bands, so etwa hat das Yes schon gemacht.

Den umgekehrten Weg geht Ian Paice, Schlagzeuger des Rockband-Dinos Deep Purple und einziges ständiges Mitglied dieser Gruppe: Er trommelt in der freien Zeit dann eben bei der Tribute Band Purpendicular mit. Das erhebt diese Formation fast schon in den Rang des Originals: Der ersten Deep Purple-Besetzung im Jahr 1968 gehörte im Vergleich zu heute nur eben jener Ian Paice an. „Fünf Monate ohne Arbeit machen mich krank“, erklärte er diese außergewöhnliche Konstellation am Ende des Purpendicular-Auftritts im Dillinger Lokschuppen.

 Wenn das Original Pause macht, sucht der Schlagzeuger eben eine andere Beschäftigung. Also spielt der 70-Jährige die Songs, die er ja eh beherrscht, einfach mit ein paar deutlich jüngeren Herren. Mit Highway Star startete das Konzert direkt mit einem der ganz großen Purple-Hits. Danach kühlte sich die Stimmung wieder ein wenig ab mit einigen weniger bekannten Titeln. Schade, denn darum war kein Platz mehr im Repertoire für Songs wie Child in Time, Woman from Tokyo oder Burn. An Sänger Robby Thomas Walsh mussten die Fans sich erst gewöhnen, klang seine nervöse Fistelstimme doch eher nach Ozzy Osbourne als nach Deep Purple-Sänger Ian Gillan. Was der Ire aber glaubhaft transportierte, war der Aggressionsabbau, das Ausleben von Wut durch den harten Rock. Anfangs schleuderte er noch einen defekten Mikroständer wütend beiseite oder mokierte sich über die ungewöhnliche Aufteilung des Zuschauerraums: vorne Sitzplätze, hinten Stehplätze. Im Laufe der Zeit wirkte die rotzige Attitude jedoch immer sympathischer und Walsh taute sichtlich auf.

Und waren das nicht die Ursprünge von Deep Purple – junge wütende Männer, die laute Musik für junge wütende Männer machten? Gitarrist Frank Pané machte sich gar nicht erst die Mühe, wie ein zweiter Ritchie Blackmore zu klingen, während Tastenmann Ernesto Ghezzi schon mal die Orgel fauchen ließ wie einst Jon Lord. Seine arg schwülstige Solo-Einlage hätte es aber nicht gebraucht. Und die Hauptperson, Ian Paice? Der trommelte wie eh und je unermüdlich seine Parts und zeigte im Solo, dass er überhaupt keine Energie eingebüßt hat. Das erfreute die 800 Fans ganz besonders. Aber die hatten ohnehin einen glücklich machenden Abend mit einer Band, die vielleicht sogar etwas frischer klang als die jetzigen Deep Purple.

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