Konzert Alte und neue Töne gegen Rechts

Saarbrücken · Konstantin Wecker gastierte am Freitag mit seinem Programm „Poesie und Widerstand“ in der Saarbrücker Congresshalle. Die Mischung aus Bekanntem und Neuem begeisterte seine treuen Fans.

 Auch mit 70 noch ein Aktivist: Konstantin Wecker.

Auch mit 70 noch ein Aktivist: Konstantin Wecker.

Foto: dpa/Patrick Seeger

Schon mit dem eröffnenden „Den Parolen keine Chance“ erteilt der Alt-68er und politisch Engagierte eine Absage an wieder erstarkten Fremdenhass und Rechtspopulismus. Dabei zitiert er musikalisch Beethovens Vertonung von Schillers „An die Freude“. Schlitzohrig erzählt er, dass er das Lied habe umschreiben müssen, denn es sei ursprünglich in d-Moll komponiert gewesen: „Aber kein ordentlicher Demokrat kann nunmehr in d-moll komponieren, denn es besteht aus den Tönen A-F-D.“

Wecker, selbst immer wieder am Flügel, spielt mit seiner fünfköpfigen Band – allesamt Multiinstrumentalisten – ein stilistisch breit gefächertes Set: Ein leichter Reggae-Song steht auf dem Programm neben feurigen Flamenco-Klängen. Auch Weltmusik, Chansons, Blues und Rock bekommt das Publikum in der ausverkauften Halle zu hören. Wobei letztgenannter Stil der Band weniger gut zu Gesicht steht.

Das Anliegen des Liedermachers liegt deutlich auf der Hand: Immer wieder prangert er Schieflagen und Missstände an und versäumt trotzdem nicht, seine romantischen Liebeslieder zu spielen. Textlich blickt er dabei sowohl zurück als auch nach vorn und fördert nebenbei noch die kommende Liedermachergeneration: Nachwuchssänger Felix Meyer und dessen Gitarrist Erik Manouz dürfen den 70-Jährigen bei zwei Liedern unterstützen.

Das Publikum hängt an Weckers Lippen, beklatscht jede pazifistische Ansage, jedes politische Statement. Dass er mit Liedern wie „Empört Euch“ oder „Sage Nein“ vermutlich nur wenige bekehrt, liegt dabei nicht am Künstler, sondern daran, dass das Publikum sowieso seiner Meinung ist.

Zwischendurch begibt Wecker sich immer wieder an einen kleinen Tisch mit rotem Stuhl am vorderen Bühnenrand und liest Auszüge aus seiner neuen Biographie „Das ganze schrecklich schöne Leben“. Dann wird es lustig bis nachdenklich, zum Beispiel, wenn er von seinen Kindern erzählt und was er von ihnen gelernt habe.

Zum Ende bittet er das Publikum sich zu erheben – „denn im Stehen singt es sich besser“ – und gemeinsam, nach der bekannten Melodie die Refrain-Zeilen des Eröffnungslieds zu singen: „Lasst uns jetzt zusammen stehen/es bleibt nicht mehr so viel Zeit/lasst uns lieben und besiegen wir den Hass mit Zärtlichkeit“. Nach annähernd drei Stunden hat Konstantin Wecker so den Bogen zum Beginn seines Auftritts gespannt. Politik und Romantik gehen bei ihm Hand in Hand.

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