Sonntags ans Schloss Anstrengend-eigenwillige musikalische Kost am Schloss

Saarbrücken · Pogo-Tanzen sei nicht drin, hatte Nikolai Tomás bereits im Vorfeld angedeutet. Aber dass es so gebremst und düster kommen würde? Trägheit und Tristesse bestimmten die Soirée der Saarbrücker Reihe „Sonntags ans Schloss“ mit „Poems for Laila“ (PfL) im Schlossgarten. Vor einem Jahr tat sich der PfL-Gründer Tomás mit Joanna G. Auguri zusammen, und diese aufs Minimum reduzierte neue Duo-Version der einst vielköpfigen und groove-freudigen Truppe verlangte vom Hörer eine Menge Geduld und Einfühlung. Gewiss, Tomás‘ angeraute Stimme und das engelsgleiche, leidende Timbre von Auguri bildeten ein harmonierendes Kontrastpaar. Tomás‘ sonorer unverfälschter E-Gitarrenton ergab im Verbund mit Auguris satten Akkordeonklängen einen durchaus vollen Sound. Gelegentlich ein paar Glöckchentöne, gerne dissonant postiert, oder ein paar grummelnde Trommelakzente und schließlich auch pfiffig genutzte Loop-Elektronik, um Auguris Organ zu doppeln, taten ein Übriges, dass man stellenweise fast einer kompletten Band zu lauschen glaubte. Dass diese gesamte Palette nun sparsam eingesetzt war, zeugte von klugem Konzept und charakteristischem Sound. So weit, so gut.

In Verbindung mit den grüblerisch-pessimistischen Texten („Ich mag keine glücklichen Liebeslieder“, O-Ton Auguri) und über lange Strecken tröpfelnden Tempi drohte manche schöne Melodie in Melancholie zu versinken. Einen „ruhigen Abend“ versprach Tomás, diese Dramaturgie zog er gnadenlos durch. Auf eine einsame flinkere Nummer folgte postwendend die (ironische?) Ansage: „Jetzt, wo Ihr so aufgeheizt seid, spielen wir ne Ballade.“ Nach eher reservierten Reaktionen und hohem Geplauder-Pegel im Schlossgarten kam erst gegen Konzertende bei „TikTak“, dem ohrwürmigen Titelsong des neuesten Albums, mehr Stimmung auf. Dass die anstrengend-eigenwillige Kost durchaus gemundet hatte, verriet der rauschende Schlussapplaus derer, die noch da waren. Mehr denn je scheint ein PfL-Konzert heute eine Sache für Eingeweihte – für Fans.

16. Juli: Sydney Ellis & Midnight Preachers (11 Uhr), Dirk Darmstaedter Band (18 Uhr). www.rvsbr.de

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