Pläne des neuen Landesdenkmalchefs Georg Breitner Bürgerdialog als erste Pflicht des Denkmalamtsleiters

Saarbrücken · Georg Breitner wird neuer Leiter des saarländischen Landesdenkmalamts – bislang leitet er in Trier die Stabstelle Unesco-Welterbe am Rheinischen Landesmuseum.

 50 Jahre und promovierter Archäologe: Georg Breitner.

50 Jahre und promovierter Archäologe: Georg Breitner.

Wieso wechselt jemand aus freien Stücken aus der denkmalpflegerischen Bundes- in die Regionalliga? Erstens: Solche Rankings, solche Etikettierungen hinken immer. Immerhin hat der denkmalpflegerische Regionalligist ein Weltkulturerbe in Völklingen vorzuweisen und muss sich auch sonst hinsichtlich seiner Denkmale nicht unbedingt verstecken. Zweitens: Der berufliche Wechsel ist mit einem persönlichen Aufstieg verbunden. In Trier hat Georg Breitner, der gestern vorgestellte Nachfolger von Josef Baulig als Leiter des saarländischen Landesdenkmalamtes, zwar die Stabsstelle Unesco-Welterbe am Rheinischen Landesmuseum geleitet – aber eben kein eigenes Amt.

Der erste Eindruck von Breitner gestern im Büro seines künftigen obersten Dienstherrn, dem nicht mit Vorschusslorbeeren geizenden Kulturminister Ulrich Commerçon („Ich bin sicher, dass wir eine gute Wahl getroffen haben“), lässt sich so zusammenfassen: Breitner scheint das Gegenteil seines streitbaren Vorgängers zu sein. Während Josef Baulig geradezu öffentlichkeitsscheu war und mit einsamen, regelmäßig den Landesdenkmalrat (LDR) vor den Kopf stoßenden Entscheidungen aneckte, setzt Breitner, wie er Mal um Mal betonte, auf Bürgerdialog und eine enge Kooperation mit Kommunen, Ehrenämtlern und dem LDR. Was im Übrigen mit Blick auf das nicht eben üppig ausgestattete Landesdenkmalamt  den Nebeneffekt hätte, „personelle Defizite aufzufangen“, wie Breitner en passant einräumte. „Entscheidungen dürfen nie alleine getroffen werden, nie“, war einer dieser Sätze des Neuen, die haften blieben und augenscheinlich dem neben ihm sitzenden Minister gefielen.

Dass Breitner in Trier seinen eigenen Worten zufolge viel Erfahrung im Konzipieren von komplexen Förderanträgen bei Bund und EU gewonnen hat, dürfte neben seiner fachlichen Reputation und seinem kommunikativen Naturell am Ende mit ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass die Auswahlkommission unter Vorsitz Commerçons sich für den 50-jährigen promovierten klassischen Archäologen entschied. Muss man im Saarland doch seit langem vermuten, dass längst nicht alle auswärtigen Fördertöpfe professionell genug angezapt werden. In der Ära Baulig ist in dieser Hinsicht wenig passiert. Gerade weil die saarländische Denkmalpflege finanziell auf dem Trocknen fährt, könnte sie, sofern Breitner denn Taten folgen lässt, profitieren. „Lassen Sie mir meine Motivation“, konterte er auf den Einwurf eines Journalisten, der daran erinnerte, dass im Saarland die Millionen nicht an den Bäumen hängen.

Breitner, der sein neues Amt erst zum 1. Dezember antreten und erst einmal pendeln wird, mittelfristig aber mit seiner Familie aus Kasel an der Ruwer ins Saarland umziehen möchte, sprach gestern von einem respektablen „Dreigestirn aus Baudenkmalpflege, Archäologie und Sammlung“ als den Qualitäten der hiesigen Denkmalpflege, die es stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken gelte. Offenkundig will er dabei nicht zuletzt die europäische Karte ausspielen – und künftig „auch überregional“ mit der spezifischen Historie des Saarlandes innerhalb Europas punkten. Wie das konkret vonstatten gehen könnte, führte er nicht aus. Liebäugelte aber gestern damit, zum 2020 ins Haus stehenden 100-jährigen Jubiläum der im Versailler Vertrag festgelegten Grenzen des Saargebietes eine Ausstellung mit auf den Weg zu bringen, was ins Bild des ebenso charmanten wie beherzten Trommlers passte, das man gewann. Nicht eben das, was man von seinem Vorgänger im Denkmalamt gewohnt war. Weshalb es sich Ulrich Commerçon auch nicht nehmen ließ, daran zu erinnern, dass er in der Vergangenheit per Ministeranweisung eine Mitwirkung des Denkmalamts bei Ausstellungsprojekten in der Alten Sammlung des Saarlandmuseums habe erzwingen müssen.

Breitner scheint sich einiges vorgenommen zu haben, auf künftige Schwerpunkte seiner Arbeit aber wollte er sich nicht festlegen. So waren es denn eher Nebenwege, auf denen seine Äußerungen mehr Kontur gewannen. Etwa, als er klarmachte, dass Denkmäler auch touristisch inwertgesetzt werden müssten. Wobei er in Trier gelernt habe, dass ihre Attraktivität von Einheimischen, wie er mit Blick auf die von der Trierer Bevölkerung selten besuchten Porta Nigra ausführte, bisweilen geringer geschätzt werde als von Auswärtigen. Für das Völklinger Weltkulturerbe, das bedeutendste hiesige Denkmal, dürfte dies nicht gelten. – Breitner, so viel wurde gestern deutlich, wird bald viel unterwegs sein im Land. „Es ist wichtig, als Leiter selbst vor Ort zu sein“, meinte er zuletzt mit einem einnehmenden Lächeln.

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