Neue Saarbrücker Konzertreihe „JazzZeit“ Neues Schaufenster für die regionale Jazz-Szene

Saarbrücken · Saarbrücken startet am 8. Februar die ganzjährige Konzertreihe „JazzZeit“. Dafür setzt die Stadt die Mittel ein, die bis 2018 dem insolventen Festival „JazzTransfer“ zuflossen.

 Der Saarbrücker Pianist Christoph Mudrich eröffnet die „JazzZeit“ am 8. Februar mit seinem Trio.

Der Saarbrücker Pianist Christoph Mudrich eröffnet die „JazzZeit“ am 8. Februar mit seinem Trio.

Foto: Jean M. Laffitau

Die Lücke, die das Aus des Saarbrücker Jazz-Festivals „JazzTransfer“ wegen eines Veruntreuungsskandals (wir berichteten) im Terminkalender vieler Jazz-Fans gerissen hat, wird nun – wenn auch notdürftig – gestopft werden. Gestern stellte der Kulturdezernent der Landeshauptstadt, Thomas Brück (Grüne), mit einigen Musikern und dem Kurator der neuen Reihe, Thomas Altpeter vom Saarbrücker Kulturamt, das neue Konzept und das Programm samt Flyer für das erste Halbjahr im Filmhaus vor.

Ein gutes Jahr lang hatte sich Brück mit großen Teilen der regionalen Jazz-Szene am runden Tisch getroffen, um das neue Konzept mit dem doch sehr schmalen Budget von 27 000 Euro auszuarbeiten. Das ist die Summe, die bis 2018 als Zuschuss zum Jazz-Festival im Haushalt stand (plus 5000 Euro, die jetzt als Förderung an das Saarbrücker Free-Jazz-Festival im April fließen). Es habe sich bei den „sehr konstruktiven“ Gesprächen herausgestellt, dass viele hiesige Jazz-Musiker über Jahre unzufrieden gewesen seien mit dem zunehmend internationalen Profil des Jazz-Festivals, das allerdings immer wieder Jazz-Größen aus aller Welt nach Saarbrücken holen konnte.  Nun also sollen regionale Jazz-Musiker im Fokus stehen und – das ist das Besondere an dem Format – als Mit-Kuratoren an der Programmgestaltung mitwirken.

„Haupt-Kurator“ Thomas Altpeter vom Saarbrücker Kulturamt mit seiner langjährigen Erfahrung als Festivalleiter der „Saarbrücker Sommermusik“ wird wie ein „ehrlicher Makler“ dabei die Fäden in der Hand behalten. Bei den acht geplanten Doppelkonzerten – jeweils eines von Februar bis Mai und dann wieder von Oktober bis Dezember – kuratieren hiesige Musiker den Abend: Sie spielen mit ihrer eigenen Formation und laden sich für den zweiten Teil Gäste ein. „Indem wir die kuratorischen Qualitäten unserer Jazz-Szene und ihrer regionalen und internationalen Netzwerke nutzen, geben wir ihnen das Festival quasi zurück“, formulierte es Altpeter. Das garantiere den Blick über den Tellerrand und mache jeden Abend zu einem „spannenden Austausch zwischen den Formationen und verschiedenen Stilen“, verspricht er. So könne man ein breites Spektrum abbilden.

Stellvertretend für die an der Reihe beteiligten kuratierenden Musiker stellten der Neunkircher Bassist Martin Weinert und der Saarbrücker Pianist Christoph Mudrich zwei der Doppelkonzerte vor, die vor allem im Burbacher Kulturzentrum Breite63 und einmal auch in der Saarbrücker Stadtgalerie stattfinden werden und kostenfrei sind. Mudrich wird die Reihe am 8. Februar mit seinem Klavier-Trio und seinen selbstkomponierten „favorite songs“ eröffnen. Im zweiten Teil des Abends bringt er dann das aktuelle CD-Projekt des belgischen Posaunisten Phil Abraham auf die Bühne – gemeinsam mit drei weiteren Pianisten aus Belgien, mit denen Mudrich jeweils eine langjährige musikalische Freundschaft verbindet. Das ambitionierte Projekt zeige, dass die neue Reihe originelle, spannende Konzerte zu bieten habe.

Brück zeigte sich erfreut, dass es gelungen sei, diese neue Reihe anzustoßen. Wie lange sie läuft oder ob es nicht doch wieder einen Vorstoß geben werde, ein größeres Jazz-Festival in Saarbrücken zu organisieren, könne er derzeit nicht sagen. Die „JazzZeit“ ist also erst einmal ein Format im Testlauf, das den Musikern ein Forum bieten soll. Denn was in Saarbrücken seit Jahren fehlt, ist ein Jazzclub, eine feste Spielstätte. Nach einer solchen gebe es geradezu eine „Sehnsucht“. das sei in den Gesprächen mit den Musikern klar geworden, so der Kulturdezernent. Und fast hätte es einen solchen Club auch gegeben, berichtete Brück: Der Gastronom und Veranstalter Geoffrey Mueller vom „Terminus“ in Saargemünd hatte sich um verschiedene Lokalitäten in der Landeshauptstadt bemüht, doch leider seien alle Projekte bisher nicht zustandegekommen. Brück versprach, die Suche auch weiterhin ideell zu unterstützen, denn ein solcher Club mit deutsch-französischem Programm wäre eine Bereicherung für die Landeshauptstadt. Um mehr als nur ideelle Unterstützung bat in der Pressekonferenz Klaus Kühn, der mit einem ehrenamtlichen Team seit Jahren Jazz-Reihen in der St. Arnualer Kettenfabrik veranstaltet – und das finanzielle Risiko dafür trägt. Brück bot ihm ein Gespräch an.

Die Landeshauptstadt wartet übrigens weiterhin auf die Rückerstattung ihrer vom ehemaligen Leiter des „JazzTransfer“-Festivals unterschlagenen Fördergelder. Auch viele Künstler haben bisher keine Gagen erhalten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt noch.

Auftakt der „JazzZeit“: 8. Februar  mit Christoph Mudrich und Gästen (19.30 Uhr, Breite63 in Saarbrücken). Weitere Termine: 15. März (Susan Weinert Rainbow Trio. Gast: Der polnische Star-Geiger Adam Baldych). 12. April (Stadtgalerie): Improvisierte Musik mit „Autochton“ (Hartmut Oßwald, Stefan Scheib, Wolfgang Schliemann) und Gästen. 10. Mai: Deep Schrott, Bass-Saxophon-Quartett um Wollie Kaiser und Gäste.
Programm und Infos zu den Konzerten: www.saarbruecken.de/jazzzeit

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