Umstrittene US-Doku über Trump Die bösen, bösen Demokraten

Saarbrücken · US-Präsident Trump muss Amerika retten vor den bösen Linken und Liberalen, die in Wahrheit allesamt Faschisten sind. So zumindest sieht es der Film „Death of a Nation“, der jetzt in den USA läuft.

 Abraham Lincoln und Donald Trump retten Amerika vor dem linken Untergang. Das Plakat zum Film „Death of a Nation“.

Abraham Lincoln und Donald Trump retten Amerika vor dem linken Untergang. Das Plakat zum Film „Death of a Nation“.

Schon beim Plakat weiß man nicht, ob man lachen oder entsetzt sein soll. Da verschmelzen Abraham Lincoln und Donald Trump zu einer Person, Vermummte von der Antifa werfen Brandsätze in Richtung Weißes Haus – es droht der „Tod einer Nation“, bedeutet uns der Filmtitel und fragt: „Können wir Amerika zum zweiten Mal retten?“ – also damals Lincoln, heute Trump.

„Death of a Nation“ heißt diese filmische Doku voller Polemik. Schon der Trailer lässt staunen: Einst hätten die Demokraten Lincoln erschossen, erklärt eine Erzählerstimme, „jetzt ist Trump ihr Ziel“. Zwar würde Trump bei Demonstrationen als Faschist beschimpft, aber der wahre Faschismus gründe auf dem Liberalismus, heißt es weiter. „Wir müssen für unsere Freiheit kämpfen“, mahnt der Erzähler, während eine Spielszene Sophie Scholl zeigt, wie sie Flugblätter der „Weißen Rose“ durchs Treppenhaus der Münchener Uni regnen lässt. Lincoln – Sophie Scholl – Trump: Das ist eine Linie in dem Film, der kundtut, dass viel auf dem Spiel steht. „Denn wir reden hier von Amerika – der großartigsten Nation der Welt.“

Auf 1002 US-Leinwänden ist der Film am Wochenende in den USA angelaufen, der breiteste Kinostart für eine politische Dokumentation seit 2004, als Michael Moores „Fahrenheit 9/11“ in 868 Kinos an den Start ging. Der Kopf hinter „Death of a Nation“ ist der US-Autor, Redner und Filmemacher Dinesh D’Souza. Als Autor veröffentlichte er unter anderem das Buch „The Big Lie“ über die „Nazi-Wurzeln der amerikanischen Linken“; als Regisseur zeichnete er im Film „Hillary’s America“ ein finsteres Bild der demokratischen Partei, die heute versuche, die USA zu versklaven. D’Souzas Werke finden ihr Publikum, die Filmkritik ist entsetzt – was die üblichen Verschwörungstheoretiker damit begründen, dass der Journalismus verlogen sei und bloß „fake news“ liefere.

Es ist aber D’Souza, der seinen Film mit „fake news“ anreichert und irrwitzigen Ideen: Etwa, dass der Holocaust der Nationalsozialisten inspiriert gewesen sei vom Völkermord an den amerikanischen Ureinwohnern unter der Regentschaft der Demokraten. Die Folgerung: Demokraten = Faschisten. Oder dass der rassistische Ku Klux Klan der terroristische Arm der Demokraten sei. Oder dass die Sklaverei eine sozialistische Idee sei und dass die Demokraten Amerika zu einer „einzigen großen Plantage“ machen wollen.

Ein US-Kritiker schrieb, selbst beinharte Republikaner müsste der Film befremden – und hat womöglich recht. Mit 2,3 Millionen Dollar Einspiel zum Start blieb der Film weit unter den Erwartungen. Da hat es auch nicht geholfen, dass Präsidentensohn Donald Trump Jr. einer der Gastgeber bei der Washingtoner Premiere war und den Trailer des Films seinen fast drei Millionen Followern bei Twitter nahelegte. Der Präsident selbst hat sich bislang nicht geäußert.
www.deathofanationmovie.com

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