Neu auf DVD Frankreich flirrend, Deutschland abgeschottet

Saarbrücken · Zwei sehenswerte Werke saarländischer Filmemacher erscheinen jetzt auf DVD: „Liebmann“ von Jules Herrmann und „Volt“ von Tarek Ehlail.

 Godehard Giese in „Liebmann“ von Jules Herrmann.

Godehard Giese in „Liebmann“ von Jules Herrmann.

Foto: Sebastian Egert

Beide Filme erzählen von einem angeschlagenen Mann, beide Filme nennen sich nach der Hauptfigur. Doch abgesehen davon könnten die Filme „Liebmann“ und „Volt“ unterschiedlicher kaum sein. Nach ihrem Kinodurchlauf und einigen Festivals erscheinen beide sehenswerten Produktionen, inszeniert von saarländischen Filmemachern, nun auf DVD.

Die Saarbrücker Regisseurin/Autorin/Produzentin Jules Herrmann, die in Berlin lebt, erzählt in ihrem Spielfilmdebüt „Liebmann“ (DVD bei MissingFilm) von einem Mann (Godehard Giese), der sich in ein französisches Flachlandnest zurückgezogen hat; irgend etwas nagt an ihm, lässt ihn nicht los – der Film lässt das lange in der Schwebe und erzählt in flirrender, sommerlicher Atmosphäre  von einem rätselhaften, schwermütigen Mann. Dabei überrascht der Film immer wieder, unterläuft  Erwartungen und bricht mit Wonne den eigenen Erzählfluss: Die deutliche Annäherung seitens der netten Nachbarin wird in einem kleinen „Film im Film“ aus Kindersicht persifliert. Und wenn „Liebmann“ den Grund der Seelenqual erklärt und dabei zeitweise seinen luftigen Erzählduktus zu verlieren droht, entgeht er dieser Schwere elegant: mit einem kleinen Strindberg-Exkurs, der wie eine Parodie aufs klassische Arthouse-Bildungsbürgerkino wirkt. Bittersüß ist „Liebmann“ und bei allem Kummer der Hauptfigur auch immer wieder sehr komisch, auf eigene und stille Weise.

Still ist „Volt (DVD bei Lighthouse) sehr selten. Der Homburger Tarek Ehlail (Buch und Regie) erzählt in seinem dritten Spielfilm von einem Deutschland der nicht allzu fernen Zukunft, in dem Flüchtlinge in Transitzonen abgeschottet werden, damit der Rest des Landes, grob gesagt, seine Ruhe hat. Hüter dieser „gated communities“ sind Polizisten wie Titelfigur Volt (Benno Fürmann). Bei einem nächtlichen Einsatz tötet er einen Flüchtling und bleibt unerkannt. Ermittlungen laufen an, während Volt die Schuld quält.

Ehlail geht es wenig um politische Differenzierung, aber „Volt“ erschafft gekonnt eine Welt angeschlagener Mannsbilder, die nachts mit dem Motorrad an Fabriklandschaften entlangbrausen, begleitet von einem druckvollen Electro-Sound­track (von Alec Empire). Da zeigt Ehlail viel Gespür für Atmosphäre und eine schnörkellose Ruppigkeit.

 Benno Fürmann in Tarek Ehlails Film „Volt“.

Benno Fürmann in Tarek Ehlails Film „Volt“.

Foto: Augenschein Filmproduktion

„Volt“ läuft auch im Rahmen des „Saarländische Filmemacher-Abends“ des Rohrbach-Filmpreises am Sonntag ab 17.15 Uhr im Neunkircher Cinetower.
Interview mit Regisseur Tarek Ehlail:
www.kinoblog.saarbruecker-zeitung.de

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