Europäische Orgelakademie Lisdorf „Man muss die Orgel zum Singen bringen“

Saarlouis  · Heute beginnt die 11. Europäische Orgelakademie Lisdorf mit einem Konzert des Leiters Michael Radulescu.

Die Katholische Pfarrkirche „St. Crispinus und St. Crispinianus“ Saarlouis-Lisdorf veranstaltet vom 27. bis 29. September zum elften Mal in Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt Saarlouis und der Katholischen Kirchengemeinde Saarlouis-Lisdorf die „Europäische Orgelakademie. Der Förderverein „Klingende Kirche“ konnte zum sechsten Mal den renommierten Orgelexperten Michael Radulescu (75) aus Wien als Dozenten verpflichten. Sein Credo lautet: „Man muss die Orgel zum Singen bringen.“

Radulescu, ehemals Professor an der Musikhochschule in Wien, ist europaweit angefragt. Zum sechsten Mal leitet der Bachkenner die 11. Europäische Orgelakademie in Lisdorf. Aber er nennt nicht die überregional bekannte Mayer-Orgel als Grund für sein Kommen, sondern die „Freundschaft“ – insbesondere mit Manfred Boßmann, Vorsitzender des Fördervereins „Klingende Kirche“, und Armin Lamar, Regionalkantor, künstlerischer Leiter der „Europäischen Orgelakademie“ Saarlouis-Lisdorf.

Radulescu, Vater zweier Söhne, ist die Musik in die Wiege gelegt worden. Der Vater hat damals ein Kammerorchester in Bukarest, die Mutter war Sängerin. Über seinem Kinderbett hing ein Bild von Bach. Und da er bereits mit vier Jahren Interesse an der Musik des Leipziger Thomaskantors  zeigte, nahm ihn der Vater mit in die Matthäus-Passion. Danach zeigte er ihm  die zweimanuale Orgel, die angesichts der vielen Tasten zunächst erschreckte. Als er jedoch den vollen Klang hörte, war er „mit dem Bazillus Orgel infiziert“, wie er heute sagt. Mit sieben bekam er  Klavierunterricht, mit 13 durfte er sich in Kronstadt an die Orgel setzen. Später lernte er das Dirigieren und Komponieren.

Radulescu empfindet das größte Glücksgefühl, wie er sagt, wenn er ein Bachkonzert spielt. So wird die Thematik der Orgelakademie auch immer wieder von Bachwerken bestimmt. In diesem Jahr steht der „Dritte Theil der Clavier Übung“ im Mittelpunkt. Was ist das Besondere an diesem Werkzyklus? Radulescu: „In seinem Werk finden wir den größten harmonischen  und rhythmischen Reichtum. Bach gelingt es, mit Stakkatovierteln Tränen zu symbolisieren.“

„Man darf die Orgel nicht wie einen Apparat behandeln“, mahnt er. Gerade in der Orgelmusik offenbare sich der Charakter der Musik als eine Disziplin der sieben klassischen Künste. Um einen Nutzen von der Orgelakademie zu haben sei es wichtig, Meisterkurse, die von studierten Organisten besucht werden, mit einer bestimmten Thematik zu verbinden; aus dem „Dritten Theil der Clavier Übung“ von Bach könne man „unendlich viel mitnehmen“.

Eröffnungskonzert mit Michael Radulescu heute um 19.30 Uhr, Schlusskonzert mit den Akademieteilnehmern am Samstag, 19 Uhr, jeweils in der Lisdorfer Kirche. Der Eintritt ist frei.

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