So war es mit „Scooter“ in Völklingen „Hyper Hyper“ und so weiter

Völklingen · Viele Hits, donnernde Bässe, Feuerfontänen: 4000 Besucher feierten am Freitag in der Völklinger Hütte den Auftritt von Scooter.

 Bitte nicht zuhause nachbauen: H.P. Baxxter mit seiner Pyrogitarre.

Bitte nicht zuhause nachbauen: H.P. Baxxter mit seiner Pyrogitarre.

Foto: BeckerBredel

Schönheit liegt ja im Auge des Betrachters. Scooter-Fans mögen es bunt und vor allem laut – irgendwie 90er Jahre halt. Gerne knallig und tendenziell weniger dezent. Bunte Haare (gerne in Gelb), flatternde Hosen, futuristische Brillen gehören ebenso dazu wie Bauchtasche, Arschgeweih, Augenbrauenpiercing und das obligatorische Scooter-Shirt mit einem dieser tiefgründigen Slogans à la „I like it loud“.

Doch bevor H.P. Baxxter die Gretchenfrage des Abends – „How much is the fish?“ – seinen Fans um die Ohren knallt, groovt sich das saarländische C.O.P. Project bassgeschwängert in die Gemüter der Hardcore-Gemeinde. Bei sommerlichen Temperaturen geben die lokalen Urgeisteine Joachim „Cassius“ Clemens und DJ Senad an den Mischern eine gemächliche Marschroute vor. Von Hardcore noch keine Spur, eher ein nostalgisches Warmwippen mit bekannten Clubs-Hits aus den 90ern. Gegen 20 Uhr beginnt Jerome sein basslastiges Werk. Der Vorheizer von Scooter peitscht mit hymnischen Einlagen die Meute ein: viel brachial gesampeltes Beiwerk, garniert mit ehrwürdigen Hits. Der ein oder andere im Publikum springt sich schon mal warm. Aber immer noch kein „Hardcore Forever“, geschweige denn eine „Eskalation“, wie sie auf T-Shirts angepriesen wird. Es geht da manchen  so wie dem extra aus Berlin-Pankow angereisten Bäcker und Kampfsportlehrer Kai. Er will einfach nur „den Blonden“ sehen.

Auftritt von Scooter auf dem Gelände der Völklinger Hütte
23 Bilder

Auftritt von Scooter auf dem Gelände der Völklinger Hütte

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Foto: BeckerBredel

„Der Blonde“ alias H.P. Baxxter stürmt um punkt zehn Uhr in schwarzer Lederjacke auf die Bühne, dazu zischen feurige Gasfontänen in die Luft. Eine Begrüßung spart er sich und macht sich unversehens ans Werk, die Arme in den  Himmel gestreckt. „I am always hardcore“, schallt es aus tausenden Kehlen übers Gelände. Baxxters zwei Musikerkollegen halten sich im Hintergrund, es kann eben nur einen geben. Wobei H.P. Baxxter die Gesellschaft zweier aufreizender Frauen beim Gig zu schätzen wissen scheint. Von den beiden Grazien, die sich mit lasziven Posen in Szene setzen und dabei breitbeinig die Extensions schütteln, wenn es der Bass oder der Blonde verlangen, lässt er sich gerne umtanzen. Bei Scooter herrscht eben strikte Hetero-Normativität.

Dass Scooter das saarländische Publikum und die Völklinger Location mit keinen persönlichen Worten würdigen und ihren Auftritt strikt auf 90 Minuten beschränken, sind die kleinen Wermutstropfen des Abends.

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