Westernhagen in Luxemburg „Ich habe immer wie ein Regisseur gedacht“

Luxemburg · Marius Müller-Westernhagen gastiert kommenden Dienstag in Luxemburg mit seinem neuesten „Unplugged“-Album.

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Foto: dpa/Uli Deck

Seine provokanten, oft gesellschaftskritischen Texte machten ihn bekannt („Dicke“). Auch als Schauspieler war Marius Müller-Westernhagen in den 80er Jahren gefragt („Theo gegen den Rest der Welt“). Die Musik blieb aber seine große Leidenschaft und auch mit 68 geht der Sänger noch gern auf die Bühne. Kommenden Dienstag (20 Uhr) gibt Westernhagen ein „MTV unplugged“-Konzert in der Rockhal im luxemburgischen Esch/Alzette mit Titeln aus seinem neuesten, 2016 veröffentlichten Album.

Herr Müller-Westernhagen, ich wollte Sie zu Beginn auf ein Detail Ihrer Vita ansprechen, das vielleicht nicht so bekannt ist: 1976 haben Sie Roman Polanski synchronisiert in der deutschen Fassung seines Filmes „Der Mieter“ – wie kam es dazu?

MÜLLER-WESTERNHAGEN Es gab zu der Zeit eine Handvoll Regisseure, die die Synchronisation ihrer Filme sehr ernst nahmen. Zu ihnen gehörte neben Coppola auch Polanski. Ottokar Runze, der Bearbeiter der deutschen Fassung, rief mich damals an, weil ich schon einige Erfahrung als Synchronsprecher hatte. Er sagte, Polanski müsste meine Stimme erst hören. Ich hatte noch nie zur Probe sprechen müssen, aber für einen Filmemacher von der Qualität eines Roman Polanski tut man das natürlich.

Zuvor hatten Sie als Kind bei der ersten Folge von „Wickie“ die Hauptfigur gesprochen.

MÜLLER-WESTERNHAGEN Hatte ich? Daran kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern.

Ansonsten sind Sie als Synchronsprecher weniger beschäftigt gewesen, jedenfalls nach dem, was die Deutsche Synchrondatei behauptet – weshalb?

MÜLLER-WESTERNHAGEN Obwohl ich vollkommen unbekannt war, habe ich schon immer sehr darauf geachtet, was ich machen wollte und was nicht.

Als Musiker spielen Sie in Heinz Strunks Roman „Fleisch ist mein Gemüse“ eine Rolle. Dort verlangt die betrunkene norddeutsche Dorfjugend immer ab einem gewissen Zeitpunkt von Strunks Tanzband, etwas von „Mooarius“ zu spielen – ärgert Sie das oder freuen Sie sich darüber?

MÜLLER-WESTERNHAGEN Warum sollte ich mich darüber ärgern? Heinz Strunk ist ein ehrenwerter Mann und ein guter Autor.

Wieso wollten Sie ab einem bestimmten Zeitpunkt lieber Musiker als Schauspieler sein?

MÜLLER-WESTERNHAGEN Ich habe im Grunde schon immer wie ein Regisseur gedacht und dabei versucht, das große Ganze zu sehen und zu beeinflussen. Die Macht eines Schauspielers, Einfluss zu nehmen auf das Ergebnis des Prozesses, ist eher gering. Das hat mich einfach frustriert. In der Musik konnte ich meine Vorstellungen ohne Bevormundung umsetzen.

Aber spannende Angebote bekamen Sie doch sicher noch, oder?

MÜLLER-WESTERNHAGEN Erstaunlicherweise bekomme ich die immer noch. Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt so ein guter Schauspieler war, wie das manche behaupten. In der Legende verklärt sich Einiges.

Wird die kommende Unplugged-Tour, mit der Sie in Luxemburg auftreten, in etwa dasselbe Repertoire enthalten wie Ihr MTV Unplugged-Album?

MÜLLER-WESTERNHAGEN In etwa.

Gibt es unter den aktuellen jungen deutschen Sängern wie Max Giesinger, Clueso, Tim Bendzko irgendeinen, den Sie schätzen?

MÜLLER-WESTERNHAGEN ...

Was machen Sie nach der Tour?

MÜLLER-WESTERNHAGEN Sie werden es nicht glauben: Aber ich habe meine Hochzeitsreise nachzuholen.

Wie kamen Sie erstmals darauf, so kehlig zu singen wie in der Zeile „Ihr Name war Natascha“? Und wie machen Sie das? Spezielle Stimmbandpflege?

MÜLLER-WESTERNHAGEN Das Kehlige ist eine Technik aus dem Blues, der die Basis für meine Musik ist. Ich habe ein Jahr Gesang studiert und dabei die nötige Atemtechnik erlernt, die es mir erlaubt, über Stunden meine Stimme zu strapazieren. Stimmpflege? In den Pausen möglichst die Schnauze halten, genügend schlafen und sich vor dem Auftritt einsingen.

Wann schreiben Sie Ihre Autobiographie?

MÜLLER-WESTERNHAGEN Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.

Die Fragen stellte Sebastian Dingler.
Das Konzert mit Marius Müller-Westernhagen findet am 17. Oktober, 20 Uhr, in der Rockhal in Esch/Alzette statt.

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