Kino „Man hat mich stets zur Seite geschubst!“

Saarbrücken · Lange stand sie im Schatten ihres berühmten Ehemannes Francis. Mit 81 präsentiert Eleanor Coppola nun ihr Kino-Debüt „Paris kann warten’’.

 Anne Lockwood (Diane Lane) zwischen Ehemann Michael (Alec Baldwin, links) und Lebemann Jacques Clement (Arnaud Viard), der Anne „sein“ Frankreich zeigt, in einer Szene des Films „Paris kann warten“.

Anne Lockwood (Diane Lane) zwischen Ehemann Michael (Alec Baldwin, links) und Lebemann Jacques Clement (Arnaud Viard), der Anne „sein“ Frankreich zeigt, in einer Szene des Films „Paris kann warten“.

Foto: dpa/Eric Caro

Ihr Ehemann Francis Ford hat mit „Der Pate“ und „Apocalypse Now“ Kinogeschichte geschrieben. Tochter Sophia gewann in Venedig für „Somewhere“ die Goldene Palme. Nun hat sich auch Eleanor Coppola auf den Regie-Stuhl gewagt: Mit 81 Jahren gibt sie mit der romantischen Komödie „Paris kann warten“ ihr Kinodebüt – die älteste Erstlingsfilmerin der Welt. Erzählt wird, nach autobiografischen Motiven, die Geschichte der Ehefrau eines wichtigen Filmproduzenten. Weil der Gatte nach dem gemeinsamen Aufenthalt in Cannes dringend zu Dreharbeiten nach Budapest muss, bietet sich sein französischer Geschäftsfreund an, Madame im Auto in die Wohnung nach Paris zu chauffieren. Dabei zeigt er der Amerikanerin nicht nur die Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke, sondern macht ihr gehörig den Hof.

Misses Coppola, weshalb haben Sie sich so lange Zeit damit gelassen, einen Spielfilm zu drehen?

Coppola Ich habe einige Dokumentationen gemacht, weil das meiner Vorliebe für das Beobachten entspricht. Aber einen Spielfilm zu drehen wäre mir nie in den Sinn gekommen. Doch dann passierte es, dass ich mit einem Franzosen eine gemeinsame Autoreise von Cannes nach Paris unternahm. Das war eigentlich gar nichts Besonderes, aber als ich einer Freundin davon erzählte, meinte die spontan: Das wäre der Stoff für einen Film, den ich sehen möchte!. Ihre Begeisterung hat mich dann angesteckt.

Wie ging es dann weiter?

Coppola Ich besorgte mir ein Computer-Programm, mit dem man Drehbücher verfasst und begann die Geschichte zu schreiben. Ich zeigte die Entwürfe einigen Profis, die mich ermutigten, daran weiter zu arbeiten. Als ich mich dann nach einer Regisseurin umsah, sagte Francis irgendwann beim Frühstück: „Du solltest selbst Regie führen!“. Das fand ich zunächst schockierend, aber dann dachte ich mir: „Du bist jetzt Mitte 70, was hast du schon großartig zu verlieren?“. Also besuchte ich Kurse für Regie und für Schauspiel. Was mir jedoch fehlte, war die Finanzierung.

Das sollte doch mit Ihrem Namen kein Problem sein?

Coppola Es war allerdings ein Problem! Eine ältere Frau, die zum ersten Mal Regie führt. Ein Film, der keine Roboter, Aliens oder Autounfälle bietet. Es gibt keinen Sex und niemand stirbt an Krebs. Für solch ein Projekt einen Investor zu finden, ist sehr, sehr schwierig. Ich habe gut sechs Jahre benötigt, um das Geld aufzutreiben.

Von Ihrem Ehemann kam gar keine Unterstützung?

Coppola Als es kurz vor Drehbeginn zu einigen juristischen und finanziellen Problemen kam, ist Francis eingesprungen und hat mich unterstützt. Mit seiner langjährigen Erfahrung kennt er sich in rechtlichen Dingen einfach sehr gut aus und half, diese letzte Hürde zu nehmen. Er war sozusagen der Geburtshelfer für mein Debüt.

Wie autobiografisch ist diese Geschichte? Es gibt da etwa jene Szene, als die Ehefrau einfach aus dem Bild geschoben wird.

Coppola So ist mein Leben! Ich gehöre zu jener Generation, die den Ehemann bei seiner Karriere unterstützt, sich um die Kinder kümmert und ein schönes Zuhause gestaltet. Mir wurde nie Aufmerksamkeit geschenkt. Man hat mich immer zur Seite geschoben, um möglichst schnell zu Francis zu gelangen. Auch dass ich, wie in der Filmszene, aus dem Bild geschubst wurde, ist mir so passiert. (Lacht)

Wie gefallen Ihnen die Filme Ihrer Tochter Sophia?

Coppola Ich bin sehr stolz auf Sophia, zumal sie ihre Geschichte aus einer weiblichen Perspektive erzählt – und Frauen derart in der Minderheit beim Regieführen sind. Hollywood benötigt viel mehr Frauen, um den kulturellen Dialog zu bereichern. Dabei muss es keineswegs nur um Frauenthemen gehen, wie Kathryn Bigelow mit ihrem Kriegsdrama „The Hurt Locker“ erfolgreich gezeigt hat.

Werden Sie Ihre Kino-Karriere fortsetzen?

Coppola Das weiß ich noch nicht. Ich habe inzwischen zwei Kurzfilme gedreht, was mir großen Spaß gemacht hat, weil ich keine sechs Jahre warten musste, um das Geld aufzutreiben. Vielleicht drehe ich noch einen dritten Kurzfilm und bringe sie dann zusammen in die Kinos. Regie macht schon ziemlich süchtig: Es ist wie Heroin!

Läuft ab morgen in der Camera Zwo (Sb).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort