Urban-Art-Künstler Reso Getropft, gespritzt und gerissen

Saarbrücken · Urban-Art-Künstler Reso überrascht in der Saarbrücker Galerie Zimmerling & Jungfleisch mit neuen Werken.

 Eine der neuen Arbeiten von Reso: „There is no if 1“.

Eine der neuen Arbeiten von Reso: „There is no if 1“.

Foto: Galerie Zimmerling & Jungfleisch

In der aktuellen Ausstellung „Above“ in der Galerie Zimmerling & Jungfleisch zeigt Galerist und Künstler Patrick Jungfleisch alias Reso neue Arbeiten, die in diesem Jahr entstanden sind. Viele Jahre arbeitete sich der Künstler an Variationen des Schriftzugs seines Pseudonyms ab. In der kühlen Ausführung mit klaren Farben und harten Farbkanten war die Emotion durch kippende, taumelnde und sich im virtuellen Bildraum überlagernde Buchstaben gut versteckt. In den vergangenen Monaten fragmentierte er den Schriftzug zunehmend und spielte noch intensiver mit der Typographie.

Schon länger deutete sich aber an, dass Reso nach neuen Ausdrucksformen sucht. In den vergangenen Monaten beschäftigte sich der Saarbrücker intensiv mit Katharina Grosse und Karl Otto Götz, die er schon länger bewundert. Grosse arbeitet stark mit der Wirkung von Farbe, während der 2017 verstorbene Götz aus der Tradition des Informel heraus gestisch malte. Ein Aufenthalt in New York lieferte Jungfleisch im Sommer zusätzliche Impulse.

Reso arbeitet nun mit der am Boden liegenden Leinwand und spritzt, tröpfelt und sprüht die Farbe unter dynamischem Körpereinsatz zu abstrakten Farbwelten. Ein unmittelbarer Ausdruck von Körperlichkeit und Befinden. Kraft und Energie hinterlassen direkte Spuren auf der Leinwand. Nicht selten hörte der Künstler bei der Arbeit Jazz-Musik und ließ sich mitreißen. Die rätselhaften Bildtitel zeugen von diesen Einflüssen. In vielen Werken nutzte Jungfleisch neben dem Pinsel Sprühdosen mit breiten Sprühköpfen, welche die Farbe breit sprühen und an den Rändern verdichten. Das erfordert viel Können und Kontrolle und lässt im besten Falle eine besondere Tiefenanmutung entstehen.

Das Spiel mit dem Material treibt Reso zunehmend offensiver. Er benutzt Wasser, um die Farbe lasurartig über die Leinwand laufen zu lassen. Die trocknete an einigen Stellen dicker als an anderen. Tropfen entstanden, die wie Tau anmuten und Farbnasen liefen über die Leinwand. Lange war Jungfleisch auf der Suche nach einem Abdeckmaterial, das sich reißen lässt und trotzdem gut klebt und so klare Farbkanten erlaubt. Er fand eine Folie, die seinen Ansprüchen genügte. Auch hier ist der Zufall im Spiel, denn keine Risskante ist wie die andere. Der künstlerische Impetus entsteht hier allein aus der Auswahl der Kante. Der Farbauftrag erfolgt in mehreren sich überlagernden Schichten. Manche sind opak, andere lassen das Darunter nicht durchscheinen, aber den Materialauftrag erkennen. Immer wieder wird die gerissene Folie aufgeklebt, um Farbfelder mit unregelmäßiger, aber scharfer Farbkante zu kreieren.

Resos neue Arbeiten überraschen, auch wenn sich die Veränderung schon länger andeutete. Die neuen Werke sind emotionaler, aber auch intellektueller als zuvor und bestimmt vom „kalkulierten Zufall“. Wie viele Urban Artists treibt auch Reso weg vom klassischen Graffiti und der Street Art. Seine Beschäftigung mit Künstlern, die nicht in der Street Art verwurzelt sind, scheint nun auch, die Abkehr von den klassischen Bildmitteln und -inhalten der Street Art zu bedeuten.

Bis 23. Februar. Di: 15-19 Uhr; Mi: 10-12 Uhr und 15-20 Uhr; Do und Fr: 15-19 Uhr; Sa: 11-15 Uhr.

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