2. SR-Soirée Wenn das Orchester mal abräumt

Saarbrücken · Von Offenbach zu Bernstein: Die 2.SR-Soirée in der Congresshalle geriet kurzweilig.

Bei der 2. SR-Soirée am vergangenen Freitag hielt die leichte Muse Einzug in die Congresshalle. Ob das der Grund für die etwas gelichteten Zuhörerreihen war? Oper, Operette und Musical waren die Themen und mit dem „Orchestre National de Metz“ war ein Klangkörper zu Gast, der dieses Metier überraschend gut beherrschte. Am Pult stand Laurent Capellone, der sich schweißtreibend unermüdlich und gestenreich abarbeitete, um all die genre-spezifische Agogik des Schiebens und Ziehens effektvoll über die Rampe zu bringen.

Zwei Vokal-Solisten waren aufgeboten: Die virtuose spanische Sopranistin Rocio Pérez und der chinesische Tenor Yu Shao mit kleiner, aber hübscher Stimme. Solo oder im Duett ging es um Liebe, Herz und Schmerz aus französischen Bühnenwerken von Charles Lecocq und Jacques Offenbach. Franz Lehárs „Dein ist mein ganzes Herz“ auf Französisch wirkte da wie ein Fremdkörper. Die brillante Arie der Puppe Olympia „Les oiseaux dans la chamille“ aus „Hoffmanns Erzählungen“ wurde für die Peréz ein Höhepunkt. Jeder Spitzenton ein Treffer! Capellone gelang es nicht, mit sonst häufig überbordender Orchesterbegleitung die Sängerin ins Abseits zu drängen. Ouvertüren gaben dem Orchester Gelegenheit, zu brillieren. Besonders schmissig  gelang Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“.

Im zweiten Teil ging es mit Leonard Bernstein ins amerikanische Reich des Operetten-Nachfolgers „Musical“. Nach Vokalem aus „Candide“ sollte die Konzert-Suite Nr.1 aus der „West Side Story“ wohl gesungener Höhepunkt werden. Die dafür zu kleinen Stimmen und die füllige Orchesterbegleitung ergaben leider keinen optimalen Eindruck. Doch das Orchester konnte abräumen: mit der rhythmisch vertrackten Ouvertüre zu „Candide“, Tanzszenen aus „On the town“ und vor allem mit der Ouvertüre zur „West Side Story“. Da ging‘s richtig ab: rhythmisch, dynamisch, mit viel Spielfreude und Musical-Sound. Und mit einer Zugabe für begeisterten Beifall: Offenbachs „Can Can“. Formidabel!

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