Jazz-Festival in Saarbrücken Zwischen intimer Kontemplation und mitreißendem Groove

Saarbrücken · Von Kerstin Krämer

Bass und Stimme – ein ungewöhnliches Duo eröffnete am Mittwoch die Club-Konzerte des ausgedehnten Saarbrücker Jazzfestivals (25. September bis 19. November) im Leidinger: Mit der dänischen Sängerin Caecilie Norby und dem schwedischen Ausnahme-Bassisten Lars Danielsson gastierten vor ausverkauften Reihen zwei hochkarätige Vertreter des skandinavischen Jazz. Und der ist beim Festival des Jazz Syndikats traditionell ebenso präsent wie der französische, in diesem Jahr verkörpert etwa durch den Weltklasse-Kontrabassisten Renaud Garcia-Fons.

Wie dieser erweitert Danielsson das Klangspektrum seines Instruments gern durch elektronische Effekte, Zuspielungen oder Loop-Schleifen. Er hatte hier eine ganze Batterie an Gerätschaften aufgebaut; genau wie Norby, die außerdem Percussion wie Kalimba oder Kalebasse einsetzte und gern zu einem zweiten Mikrofon griff, um ihre Stimme klanglich zu verändern. Norby gilt als Pionierin des skandinavischen Pop-Jazz, doch im Vergleich mit Nachfahrinnen wie Viktoria Tolstoy agiert sie auf deutlich höherem Niveau: Was Norby und Daniellson, auch privat ein Paar, hier in organischer Teamarbeit demonstrierten, spannte einen beeindruckenden Bogen von Barock über Weltmusik und Jazz bis zu souligem Pop. Und egal, ob Eigenkompositionen oder kongenial adaptiertes Fremdmaterial von Joni Mitchell, David Bowie, Leonard Cohen oder Johnny Cash: Emotionale Entäußerung und vokales Schaulaufen sind nicht Norbys Sache. Auch wenn sie hier mit ihrer dunklen, leiht rauchigen Stimme eine beeindruckende Palette von tiefen, kehligen Hauchern bis zu klassisch geschulten Diskanttönen demonstrierte: Alles atmete abgeklärte Reife.

Den agilen Kontrapart gab Danielsson, der akzentuiert übers Griffbrett wuselte und gerne atemberaubend rasante Skalen spielte, zu denen Norby häufig parallel scattete – furios. Regelmäßig tauschte Danielsson seinen Tieftöner auch gegen ein Cello, das er auch wie einen Kontrabass zupfte. Mit viel Improvisationsfreude verpassten die beiden ihren begeisterten Zuhörern so musikalische Wechselgüsse zwischen intimer Kontemplation und mitreißendem Groove. Als doch mal mit „How high the moon“ ein lupenreiner Standard auf der Agenda stand, wurde er in irrsinnigem Tempo bis aufs rhythmische Skelett seziert und jeglicher Swing-Romantik beraubt.

Für den guten Gesangssound sorgte am Mischpult mit Annika Jonsson übrigens eine Kollegin aus der hiesigen Szene: Mit ihrer Band „Caleido Club“ (und „Abisko Lights“) bestreitet die deutsch-schwedische Pop- und Jazzvokalistin selbst ein Festival-Konzert am 28. Oktober im Theater im Viertel (TiV).

Nächster Termin im Rahmen des Festivals: Mittwoch, 25. Oktober, 20 Uhr, SR, Al Foster Quintet
Alle Termine: www.jazz-syndikat.de

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