Komponist Martin Böttcher ist gestorben Winnetou ließ sich auf seinem Geigenteppich nieder

Rendsburg · Martin Böttcher, einer der erfolgreichsten deutschen Film-Komponisten, ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Seine Musik zu den Karl-May-Filmen ist legendär.

 Martin Böttcher mit zwei seiner „Winnetou“-Alben.

Martin Böttcher mit zwei seiner „Winnetou“-Alben.

Foto: dpa/Carsten Rehder

Ohne seine Musik wären Winnetou und Old
Shatterhand wohl nur als halb so erfolgreiche Blutsbrüder in die
Filmgeschichte eingegangen. Denn in den Kinofilmen der 1960er Jahre spielte – neben Pierre Brice als Winnetou und Lex Barker als Old Shatterhand – seine Musik die Hauptrolle.

Mit 91 Jahren ist der Filmkomponist Martin Böttcher in der Nacht zum Samstag gestorben. Zehn Karl-May-Streifen untermalte Böttcher mit seiner Musik für die Leinwand. Der Urenkel eines Weimarer Hofkapellmeisters wurde zu einem der erfolgreichsten Filmkomponisten Deutschlands. 1962 führte seine „Old Shatterhand“-Melodie 17 Wochen lang die deutschen Charts an.

Gelesen hat er kein einziges Karl-May-Buch, wie er  vor knapp zwei Jahren zu seinem 90. Geburtstag sagte. „Ich habe die Geschichten so oft gesehen, da brauchte ich sie nicht zu lesen.“ Ehrenhäuptling wurde er auch so: Die Karl-May-Spiele von Bad Segeberg verliehen ihm den Häuptlingsnamen „Großer Vater der Melodien“. Wenn
Apachenhäuptling Winnetou dort in das Freilichttheater am Kalkberg einritt, dann nicht ohne die berühmte Filmmelodie. Auch für einen RTL-Dreiteiler rund um den Winnetou-Mythos wurde 2016 auf Böttchers Thema zurückgegriffen.

Sein Debüt als Komponist bei einer Spielfilm-Produktion gab Böttcher, der am 17. Juni 1927 in Berlin geboren wurde, 1955 in „Der Hauptmann und sein Held“. Schon der zweite Film wurde ein großer Erfolg: „Die Halbstarken“ (1956) mit Horst Buchholz. Unermüdlich vertonte der Musiker danach immer neue Geschichten, zunächst für das Kino, später vor allem für das Fernsehen – darunter „Es muss nicht immer Kaviar sein“. „13 kleine Esel“ mit Hans Albers und Heinz Rühmanns „Pater Brown“-Filme gehörten ebenso dazu wie Edgar-Wallace-Filme und zuletzt die Serie „Pfarrer Braun“ (bis 2013).

Jazz-Gitarrist Böttcher, der seit einem Sturz als Kind auf einem Ohr
nichts mehr hörte, hatte sich während des Krieges in der
Gefangenschaft das Gitarrenspiel selbst beigebracht. Nach dem Krieg
führte ihn der Weg nach Hamburg, wo er im Tanz- und Unterhaltungsorchester des Nordwestdeutschen Rundfunks anfing. 1954
entschied er, der eigentlich Pilot war, sich endgültig fürs
Komponieren. Als „Meister großartiger Filmmusiken, die zeitlos sind“, würdigte ihn 2016 die Jury des Deutschen Musikautorenpreises, als sie ihn für sein Lebenswerk auszeichnete. „Seine Musik geht direkt ins Herz.“

Böttchers Internetseite:
www.martin-boettcher.net

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