Oster-Anschläge Sri Lanka reagiert auf den Terror

Colombo · Nach den blutigen Oster-Anschlägen wird weiter ermittelt. Der Polizeichef muss zurücktreten.

 In Sri Lanka tragen sie die Toten der mutmaßlich islamistischen Anschläge von Ostern zu Grabe (hier ein Massenbegräbnis in der Stadt Negombo). Inzwischen ist die Zahl der Toten auf mehr als 350 gestiegen.

In Sri Lanka tragen sie die Toten der mutmaßlich islamistischen Anschläge von Ostern zu Grabe (hier ein Massenbegräbnis in der Stadt Negombo). Inzwischen ist die Zahl der Toten auf mehr als 350 gestiegen.

Foto: dpa/Gemunu Amarasinghe

Sri Lanka trauert um die Toten der Anschläge vom Ostersonntag – und zieht erste Konsequenzen im Sicherheitsapparat. Die Regierung des Inselstaates hatte bereits Fehler bei der Weitergabe von Geheimdienstinformationen vor den Attentaten eingeräumt. Nicht nur den Polizeichef des Landes kostet das nun den Posten: Staatspräsident Maithripala Sirisena wies den obersten Polizisten und einen hochrangigen Beamten im Verteidigungsministerium gestern an, ihre Kündigungen einzureichen, wie sein Büro mitteilte. Die Regierung gab drei Tage nach den Anschlägen auf Kirchen und Luxushotels Details über die Attentäter bekannt, die Hintergründe blieben aber größtenteils ungeklärt.

Präsident Sirisena hatte am Dienstagabend bereits angekündigt, binnen 24 Stunden die Führungen der Sicherheitsbehörden des Landes auszutauschen. Hinweise von ausländischen Geheimdiensten auf Anschlagspläne seien nicht an ihn weitergegeben worden, sagte er zur Begründung.

Sieben sri-lankische Selbstmordattentäter hatten sich am Ostersonntag nahezu gleichzeitig in drei Kirchen in mehreren Städten und drei Luxushotels in der Hauptstadt Colombo in die Luft gesprengt. Einige Stunden später gab es zwei weitere Explosionen in einem kleinen Hotel und in einer Wohngegend in Vororten Colombos. Ein weiterer Anschlag auf ein Fünf-Sterne-Hotel scheiterte.

Die Zahl der Toten ist unterdessen gestiegen. Sie lag nach Polizeiangaben von gestern bei 359 – darunter waren laut Außenministerium 34 Ausländer, 14 wurden noch vermisst. Auch ein Deutsch-Amerikaner wurde getötet, wie das Auswärtige Amt mitteilte. Mehr als 400 Verletzte wurden nach Angaben der Polizei noch in Krankenhäusern behandelt. 60 Menschen waren in Gewahrsam.

Während Sri Lanka seine Toten beerdigt, sorgen Details zu den Tätern für Beunruhigung im Land. Vize-Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene sagte, die meisten der Attentäter seien gebildet gewesen und hätten der oberen Mittelschicht angehört. „Sie sind finanziell recht unabhängig und ihre Familien leben in stabilen Einkommensverhältnissen“, erklärte Wijewardene im Parlament. Insgesamt seien es neun Attentäter gewesen, darunter eine Frau. Acht seien bislang identifiziert worden. Mögliche Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) würden geprüft.

Der IS hatte die Selbstmordanschläge für sich reklamiert. Die Echtheit der Nachricht ist schwer zu überprüfen. Als Täter macht Sri Lanka eine einheimische Islamistengruppe verantwortlich, die aber Hilfe aus dem Ausland gehabt haben müsse. Nach Einschätzung der Regierung waren die Anschläge als Vergeltung für den Anschlag auf Moscheen im neuseeländischen Christchurch im März gedacht.

Einige Verdächtige sind demnach weiter auf der Flucht. In Sri Lanka galt auch gestern Alarmbereitschaft sowie der Notstand, der am Montag ausgerufen wurde. Wegen Hinweisen auf weitere Anschläge gilt unter anderem eine nächtliche Ausgangssperre.

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