Anschlagsserie Tod und Zerstörung in Sri Lanka

Colombo · Auf der Tropeninsel sterben mindestens 290 Menschen bei einer Serie von Anschlägen. Die Regierung macht Islamisten verantwortlich.

 Der völlig zerstörte Innenraum der römisch-katholischen St.-Sebastians-Kirche in Negombo.

Der völlig zerstörte Innenraum der römisch-katholischen St.-Sebastians-Kirche in Negombo.

Foto: AP/Chamila Karunarathne

Am Tag nach der Katastrophe ist die Ausgangssperre zwar vorbei, doch das öffentliche Leben steht in Colombo still. Die meisten Geschäfte der Hauptstadt Sri Lankas sind geschlossen, Schulen und Unis ebenso, öffentliche Veranstaltungen sind abgesagt. Von den Stromleitungen hängen viele kleine schwarze und weiße Fahnen – ein Ausdruck der Trauer in Sri Lanka.

Bei den insgesamt acht Bombenexplosionen auf der Tropeninsel sind am Vortag mindestens 290 Menschen gestorben, es gibt mehr als 500 Verletzte. Die Explosionen in drei Kirchen und drei Luxushotels ereigneten sich am Sonntagvormittag (Ortszeit) nahezu zeitgleich. Später gab es zudem Detonationen in einem weiteren Hotel und einer Wohngegend in einem Vorort der Hauptstadt Colombo. Am Sonntagabend wurde in der Nähe des größten Flughafens der Insel, rund 30 Kilometer von Colombo entfernt, ein Sprengsatz gefunden und entschärft.

Es ist eine äußerst angespannte Ruhe, die über der Stadt liegt. Am Montagnachmittag wird in einem geparkten Auto ein verdächtiger Gegenstand in der Nähe der St.-Antonius-Kirche gefunden, eines der Anschlagsorte des Vortages. Ein junger Mann, der sich in der Nähe aufhält, wird festgenommen. Im Auto wird ein Sprengsatz gefunden. Als das Auto gesprengt wird, laufen die Menschen in Panik schreiend davon.

Auch in den anderen Orten, an denen am Sonntag Kirchen angegriffen wurden, stehen die Bewohner noch unter Schock. „Ich habe Minuten vor der Explosion mit dem Selbstmordattentäter geredet,“ erzählt Shankar Mariyadas aus einem Krankenhausbett in Batticaloa, etwa 280 Kilometer östlich von Colombo. Am Vortag war er zur Ostermesse in der Zionskirche. „Der Gottesdienst hatte angefangen, und ich habe ihn eingeladen, in die Kirche hineinzukommen. Er sagte aber, er erwarte einen Anruf.“ Der Mann habe einen schweren Rucksack getragen. „Ein paar Minuten später ist er in die Mitte der Kirche gelaufen und ich habe eine laute Explosion gehört.“

Von der Regierung heißt es am Montag, insgesamt sieben sri-lankische Selbstmordattentäter hätten sich in den drei Kirchen und drei Luxushotels in die Luft gesprengt. Sie hätten der einheimischen radikal-islamischen Gruppe National Thowheeth Jamaath angehört, die aber Hilfe eines internationalen Netzwerks gehabt haben müsse. Die Motive der Attentäter sind auch am Montagmorgen noch unklar. Nach Polizeiangaben werden 24 Verdächtige festgenommen.

Hinweise über Anschlagspläne der wenig bekannten Gruppe auf Kirchen und Touristenziele lagen der Polizei schon mehr als zwei Wochen vor Ostern vor, wie Kabinettssprecher Rajitha Senaratne erklärt. Unter den Regierungsmitgliedern der Fraktion von Premierminister Ranil Wickremesinghe herrsche Ärger darüber, dass sie darüber nicht informiert worden seien, heißt es.

Hintergrund sind Spannungen zwischen dem Staatspräsidenten und Verteidigungsminister Maithripala Sirisena. Dieser hatte Wickremesinghe Ende vergangenen Jahres überraschend entlassen und ersetzt. Wickremesinghe gewann aber den Machtkampf und blieb im Amt.

Auf der Tropeninsel im Indischen Ozean steht derweil in der Nacht zum Dienstag eine weitere Ausgangssperre an. Viele der Bewohner muss man derzeit wohl nicht zweimal bitten, ihre Häuser nicht zu verlassen.

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