Sparkassen-Tourismusbarometer Wie das Saarland noch mehr Besucher locken kann

Orscholz · Der Fremdenverkehr im Saarland legt seit Jahren zu. Jetzt gilt es, durch Investitionen die Attraktivität noch zu steigern.

 Die römische Villa Borg in Perl-Borg wurde gestern in Sachen innovativer Präsentation als gutes Beispiel genannt.

Die römische Villa Borg in Perl-Borg wurde gestern in Sachen innovativer Präsentation als gutes Beispiel genannt.

Foto: Ruppenthal

Grundsätzlich stellt Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) dem Saar-Tourismus sehr gute Noten aus. Seit Jahren hat sich dieser mit besten Wachstumszahlen nach vorne entwickelt. 3,1 Millionen Übernachtungen hat das Saarland 2017 verzeichnet, ein Zuwachs von 2,3 Prozent.. „Und wir können davon ausgehen, dass wir auch in diesem Jahr noch einmal ein Plus von 2,8 Prozent schaffen werden“, sagte Rehlinger gestern bei der Vorstellung des Tourismusbarometeres 2017.

Besonders die Region Saarlouis konnte 2017 besonders zulegen, zeigte die Studie, die der Sparkassenverband gestern gemeinsam mit der Beratungsgesellschaft dwif-Consulting vorgestellt hat. Demnach gingen die Übernachtungszahlen im Landkreis Saarlouis um sechs Prozent nach oben, der Landkreis Sankt Wendel legte um 4,3 Prozent zu, der Regionalverband um 3,9 Prozent. Im Bliesgau gab es noch ein Plus von 0,9 Prozent, während die Kreise Neunkirchen mit minus 0,8 Prozent und Merzig Wadern mit minus 1,9 Prozent leicht verloren haben. Die dwif-Experten sehen diese Entwicklung in Einklang mit einem deutschlandweiten Trend zum Städtetourismus. Gerade für den Regionalverband Saarbrücken und Saarlouis bedeute das nun, das eigene Profil zu schärfen, um langfristig von dem Trend zu profitieren, heißt es im Tourismusbarometer.

In der Freizeitwirtschaft waren es vor allem die Museen, die die Besucher im Saarland lockten. Mit einem Plus bei Sonderausstellungen und Veranstaltungen legten sie nach Angaben der Tourismusforscher mit einem Plus von 46,1 Prozent besonders stark zu. Massive Rückgänge gab es allerdings bei den Einrichtungen zum Thema Römer und Kelten. Hier gingen die Besucherzahlen um 6,8 Prozent zurück. Tourismusforscher Karsten Heinsohn sieht hier erheblichen Investitionsbedarf auf Seiten der Betreiber. „Es reicht heute nicht mehr aus, einfach alte Steine zu zeigen“, sagte er. Die Ausstellungen müssten mit digitalen Angeboten unterfüttert werden, über die dann die Geschichte anschaulich erzählt werden könne. „Standard-Angebote sind nicht mehr genug.“ Ein gutes Beispiel sei die römische Villa in Perl-Borg, die mit animierten Tischen den Besuchern Zusatznutzen biete.

Insgesamt müssten die Unternehmen der Tourismuswirtschaft stärker investieren, sagte Sparkassen-Präsidentin Cornelia Hoffmann-Bethscheider gestern bei der Vorstellung der Studie. Der Sparkassenverband finanziert das Projekt seit 15 Jahren. Gerade im Tourismus-Bereich steige der Konkurrenzdruck, deshalb müssten sich die Unternehmen schneller und häufiger erneuern. „Alle ein bis zwei Jahre gilt es, in die Modernisierung zu investieren“, sagte Hoffmann Bethscheider.

 Der Bostalsee ist seit Jahren ein Besuchermagnet im Saarland.

Der Bostalsee ist seit Jahren ein Besuchermagnet im Saarland.

Foto: BECKER&BREDEL/bub

Dabei geht es einerseits um Investitionen in die Digitalisierung, aber auch in den Bestand. Denn dort sei ein erheblicher Investitionsstau aufgelaufen, sagte dwif-Berater Heinsohn gestern. „Während das Saarland bei Preis und Service punkten kann, besteht Handlungsbedarf bei den Hotels insgesamt“, sagte er. Kritik der Besucher gebe es vor allem an der Darstellung der Betriebe, seien es Lobby und Fassade, seien es die Zimmer. „Die genügen häufig nicht mehr dem heutigen Anspruch.“

Geld für die Investitionen sei vorhanden, sagt Hoffmann-Bethscheider. Denn innerhalb der vergangenen Jahre hätten die Betriebe ein solides Finanzpolster aufgebaut. Während die Eigenkapitalquote im Gastgewerbe 2011 im Saarland noch bei null Prozent lag, sei diese bis 2016 auf vier Prozent angestiegen. Und die Umsatzrendite ist zwischen 2006 und 2016 im Saarland von 6,6 Prozent auf 10,7 Prozent gestiegen – und damit deutlich stärker als im Bund. „Das zeigt, dass Geld in die Betriebe geflossen ist, das sie jetzt wieder investieren können“, sagte Hoffmann-Bethscheider.

Rehlinger sieht allerdings Investitionsbedarf nicht nur in den Einzelbetrieben, sondern auch in den Kommunen. Sie fordert die Gemeinden auf, mit kritischem Blick zu untersuchen, wie sich die Kommunen mit geringem Aufwand attraktiver machen können. Bänke zum Verweilen nennt sie ebenso als Beispiel wie Blumen in der Innenstadt. Für diese Maßnahmen seien auch Mittel des Wirtschaftsministeriums verfügbar. „Hier ist mit kleinen Maßnahmen schon viel zu erreichen“, sagte Rehlinger gestern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort