Hyperloop Competition Mit dem Vakuumflitzer um die Welt?

Emden/Oldenburg · Studenten aus Oldenburg und Emden haben einen 300 000 Euro teuren Prototypen eines Hyperloops entwickelt.

 Die Mitglieder des Hyper-Pod-Projektes bereiten ihren Magnet-Prototypen auf einen Vakuumtest vor.

Die Mitglieder des Hyper-Pod-Projektes bereiten ihren Magnet-Prototypen auf einen Vakuumtest vor.

Foto: dpa/Ingo Wagner

(dpa) Flitzen wir bald in einer Röhre durch die Gegend statt im Flugzeug zu sitzen? Dieser Vision wollen 40 Studenten der Universität Oldenburg und der Hochschule Emden/Leer aus 16 Nationen ein Stück weit zur Umsetzung verhelfen. Monatelang tüftelten sie unter hohem Zeitdruck an einer selbst entwickelten Kapsel. Die angehenden Ingenieure und Physiker entwarfen Konstruktionspläne, testeten die Schwebetechnik experimentell, fertigten Bauteile, gewannen Sponsoren.

Der Hyperloop soll Passagiere dank Mag­netschwebetechnik und geringem Luftwiderstand bis zu 1200 Kilometern pro Stunde schnell befördern. Die Idee für den Zug in einer Vakuumröhre stammt ursprünglich von SpaceX-Gründer Elon Musk, der auch Chef des Elektroauto-Herstellers Tesla ist.

Die jungen Leute aus Niedersachsen stellten ihr Konzept Ende März per Video-Konferenz den Gutachtern des privaten kalifornischen Raumfahrtunternehmens vor – und die Gruppe wurde tatsächlich für das Finale der „Hyperloop Pod Competition II“ vom 25. bis 27. August ausgewählt.

Seitdem ging es für die niedersächsischen Studenten darum, den rund 300 000 Euro teuren Kapsel-Prototypen zu perfektionieren, um ihn möglichst schnell über die eineinhalb Kilometer lange Teststrecke in Los Angeles schicken zu können. „In dem Wettbewerb kann man als Physiker oder Ingenieur zeigen, was man drauf hat“, sagt Jan-Phillip Kock, der Teamsprecher der Gruppe aus Niedersachsen. Die Teilnahme könne direkt zum Traumjob bei einem High-Tech-Unternehmen führen.

In Kalifornien werden die Studenten aus Oldenburg und Emden in der Endrunde auf weitere 23 Teams von Universitäten aus aller Welt treffen. Darunter sind internationale Spitzenuniversitäten wie Princeton oder die University of California. Aus Deutschland ist noch die TU München beteiligt.

Der niedersächsische Vakuumflitzer ist inzwischen per Luftfracht auf dem Weg von Ostfriesland nach Kalifornien – wegen der starken Magneten in Einzelteile zerlegt. Das Material wiegt rund eine Tonne. Bis zum letzten Tag feilten die Studierenden in einer leerstehenden Werfthalle in Emden an der Kapsel, die etwa die Größe eines Kleinwagens hat.

Auf einer 180 Meter langen Aluschiene wurden Starts und das Bremsen geübt. „Mit Video-Analysen wollen wir Wackler beim Fahrverhalten abstellen“, sagt Teamsprecher Kock. Es wurde von früh bis spät geschraubt. Trotz der Konkurrenz mit großen Namen rechnet Kock sich Chancen auf den Titel aus: „Wir sind optimistisch.“

Zum Kern des Designs zählt das Schwebesystem: Dank magnetischer Abstoßung soll die Kapsel ohne Reibungswiderstand durch die Röhre schweben. An den leistungsfähigen Computern der Oldenburger Universität hat die Gruppe das erfolgreich simuliert. Ein Rest Spannung bleibt jedoch, ob es auch in Kalifornien gelingt. Dass der Prototyp im Vakuum funktioniert, ist jedenfalls klar. Dies konnten die Studenten am Bremer Fallturm überprüfen.

Seit Tesla-Chef Musk die Hyper­loop-Idee publik gemacht hatte, war das Projekt unter anderem wegen des Fahrwegs als zu kostspielig kritisiert worden. Auch Kock räumt ein: „Es kann sein, dass sich der Hyperloop als Verkehrsmittel nicht durchsetzt.“ Gleichwohl hält er die Technologie für zukunftsweisend.

„Da unsere Schwebetechnik ohne direkte Energiezufuhr funktioniert, ist sie besonders effizient“, erklärt Lukas Eschment. Der Oldenburger Student glaubt: „Vor allem für Kurzstreckenflüge wäre das System eine umweltfreundliche Alternative.“ Auch in Europa gebe es inzwischen Initiativen, die die Technologie voranbringen wollten.

„Da gibt es im Moment auch sehr viel Hype“, sagt der Leiter des Instituts für Schienenfahrzeuge und Transportsysteme der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, Christian Schindler. Grundsätzlich hält auch er das Projekt für realisierbar, vor allem wenn man so viel Geld habe wie Elon Musk. „Der macht das einfach.“

In Deutschland und eigentlich in allen Ländern der Welt ist der Hyperloop auch aus einem anderem Grund noch allerfernste Zukunftsmusik. Es handle sich um ein komplett neues System, für das es nirgendwo eine Infrastruktur gebe, gibt der Professor mit Blick auf fehlende Röhren oder passende Bahnhöfe zu bedenken. Dies habe auch wesentlich zum Scheitern der Transrapid-Technologie beigetragen. Dennoch: Die Faszination vieler Studenten für das Projekt kann Schindler gut verstehen.

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