Charles Manson tot Der wahnsinnige Hippie-Guru ist tot

Los Angeles · US-Sektenführer Charles Manson stiftete seine Sippe 1969 zu brutalen Morden an. Reue zeigte er nie. Jetzt starb er hinter Gittern.

 Charles Manson, aufgenommen am 4. August 2017. Foto: California Department of Corrections and Rehabilitation Office/AO/dpa

Charles Manson, aufgenommen am 4. August 2017. Foto: California Department of Corrections and Rehabilitation Office/AO/dpa

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(dpa) Charles Manson war 36 Jahre alt, als er und seine treuesten Anhänger im Frühjahr 1971 für die Ermordung der schwangeren Schauspielerin Sharon Tate und weiterer Menschen zum Tode verurteilt wurden. Dunkle Augen mit einem durchdringenden Blick, umrahmt von einer wilden Haarpracht – dieses Bild des sogenannten Hippie-Sektenführers brannte sich damals ins Bewusstsein seiner Landsleute ein.

Zu einer Hinrichtung kam es nicht. Das Strafmaß wurde später – nach Aussetzung der Todesstrafe in Kalifornien – in Lebenslang umgewandelt. Nach über vier Jahrzehnten hinter Gittern ist Manson nun tot. Laut Mitteilung der kalifornischen Gefängnisbehörde starb er am Sonntagabend in einem Krankenhaus in Kern County eines natürlichen Todes. Er wurde 83 Jahre alt.

Kurz vor seinem 80. Geburtstag hatte die Gefängnisbehörde ein Foto von Häftling Nummer B33920 veröffentlicht. Es zeigte Manson mit starrem Blick, einem langen, grauen Kinnbart, den Schädel kahlrasiert, bis auf einen kurzen Schopf Haare. Das Hakenkreuz, das sich Manson vor Jahrzehnten auf die Stirn tätowieren ließ, ist noch deutlich zu erkennen. 2012 hatte der zuständige Ausschuss seinen zwölften Antrag auf Freilassung abgelehnt. Die Bewährungskommission listete Dutzende Verstöße auf, die Manson hinter Gittern begangen haben soll, von eingeschmuggelten Handys bis hin zum Besitz selbstgebastelter Waffen. Zudem habe er keinerlei Reue für seine Taten gezeigt, hielt ihm das Gremium vor.

Freiheit für Manson war undenkbar, dafür waren die Mordtaten der sogenannten Manson-Family im August 1969 zu bestialisch. Mit Bajonetten, Pistolen und Messern hatte der Sektenführer seine Anhänger in die Villa der 26-jährigen hochschwangeren Sharon Tate geschickt, der Frau von Regisseur Roman Polanski. Dutzende Male stachen die Täter auf sie und das ungeborene Baby ein. Auch vier Besucher wurden brutal umgebracht. Am nächsten Tag ging das Morden im Haus des Supermarktketten-Besitzers Leno LaBianca und seiner Frau Rosemary weiter.

Manson selbst behauptete damals, nie getötet und niemanden dazu angestiftet zu haben. Tatsächlich war er bei den Bluttaten nicht dabei, doch Staatsanwalt Vincent Bugliosi stellte ihn in dem Mordprozess als satanisches Monster und Drahtzieher dar, dem die Anhängerinnen wie „hirnlose Roboter“ folgten. Manson, der mit den Morden einen Rassenkrieg zwischen Schwarzen und Weißen anstiften wollte, um am Ende selbst als Anführer aufzutrumpfen, zeigte öffentlich nie Reue. In einem Fernsehinterview im Jahr 1987 bedauerte er, nicht hunderte Menschen getötet zu haben. Zum Schutz von Erde und Natur müsse die Bevölkerung dezimiert werden, erklärte er. In einem weiteren Interview antwortete er auf die Frage, ob ihn der Mord an Sharon Tate nicht gekümmert habe. „Gekümmert? Was zur Hölle soll das heißen: Kümmern?“

Als uneheliches Kind einer 16-Jährigen in Cincinnati geboren, verbrachte er den größten Teil seiner Jugend in Besserungsanstalten und Haftanstalten. 1967 stieß er im „Summer of Love“ in San Franciscos Hippie-Szene auf treue Gefolgschaft. Als erfolgloser Musiker aber charismatischer Redner predigte er von freier Liebe und hetzte gegen das Establishment.

Mansons mörderischer Wahnsinn wurde Stoff für Krimi-Bestseller, Filme und sogar Musicals. Das Pseudonym des US-Schock-Rockers Marilyn Manson mixt die Namen von Film-Ikone Marilyn Monroe und Charles Manson. Auch im Gefängnis setzte sich der Manson-Kult fort. 2013 sagte eine junge Frau dem US-Magazin „Rolling Stone“, dass sie als Teenager Kontakt zu Manson aufgenommen habe und ihn regelmäßig besuche. Sie wollte Manson sogar heiraten. 2014 beantragte er tatsächlich eine Heiratserlaubnis, doch die Hochzeit blieb aus.

(dpa)
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