Prozess um WM-Titel Husten-Skandal erschüttert Bridge-Welt

Düsseldorf · Eine deutsche Senioren-Mannschaft holte 2013 erstmals den WM-Sieg im Bridge. Aber der Titel wurde aberkannt. Nun kämpfen zwei deutsche Doktoren um ihren WM-Titel und gegen eine lebenslange Sperre.

 Der Ratinger Arzt Michael Elinescu holte 2013 mit seinem Partner, Entscho Wladow, den Weltmeister-Titel im Bridge. Eine Sensation. Kurze Zeit später wurde der Titel jedoch wegen Betrugs aberkannt.

Der Ratinger Arzt Michael Elinescu holte 2013 mit seinem Partner, Entscho Wladow, den Weltmeister-Titel im Bridge. Eine Sensation. Kurze Zeit später wurde der Titel jedoch wegen Betrugs aberkannt.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

() Michael Elinescu ist empört: „Wir sind Weltklassespieler, das haben wir nicht nötig“, sagt der 66-Jährige. „Das ist eine Hexenjagd. Die haben unseren Ruf total ruiniert.“ Der Arzt aus Ratingen im Rheinland kämpft heute vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht nicht nur um seinen aberkannten Weltmeister-Titel im „Karten-Schach“, wie Bridge auch genannt wird, sondern auch um Ruhm und seine Ehre.

Der Titel war ihm einige Monate nach dem WM-Turnier 2013 auf der indonesischen Insel Bali aberkannt worden. Angeblich hätten er und sein Bridge-Partner, der Arzt Entscho Wladow (75), sich mit einem Husten-Code regelwidrig abgesprochen und letztlich nur durch einen Schwindel den Titel gewonnen. Der Deutsche Bridge-Verband schloss sich der Ansicht des Weltverbandes an: Die „deutschen Doktoren“, wie die Mediziner in der Bridge-Szene genannt werden, hätten betrogen.

Dem deutschen Verband war die Sache sehr unangenehm: Auch der damalige Verbandspräsident und Jurist Ulrich Wenning war im WM-Team 2013. Er musste seinen Titel ebenfalls zurückgeben und sprach vom „größten Skandal in der Geschichte des deutschen Bridge-Verbandes“.

Doch Elinescu weist die Betrugsvorwürfe auch vier Jahre später weiterhin energisch zurück und vermutet eine Verschwörung von US-Profis und ihrer damaligen reichen Sponsorin. Zwei Gutachten belegten inzwischen klar, dass die präsentierten Aufnahmen des Geschehens im Finale gegen die USA manipuliert worden seien, sagte er. „Ich kann mich nicht erinnern, auch nur einmal gehustet zu haben. Vier Monate haben die gebraucht, um die Aufnahmen zu manipulieren“, sagt Elinescu. Der deutsche Verband habe sich dem Weltverband dann einfach angeschlossen, ohne eine eigene Untersuchung einzuleiten. Im deutschen Verband hätte sich das Bridge-Duo zuvor Feinde gemacht. Sie seien unbeliebt gewesen, räumt Elinescu ein. „Mein Partner ist temperamentvoll.“ Die Husten-Affäre sei einfach eine Gelegenheit gewesen, ihn und Wladow aus dem Weg zu räumen.

Von den Verbänden wird die Sache anders dargestellt: Die lange Zeit bis zur Aberkennung des Titels sei vergangen, um ganz sicher zu gehen. Erst als das deutsche Duo bei einem weiteren Turnier erneut den Husten-Code verwendet habe, sei die Verbände zur Tat geschritten.

Worin sich beide Seiten einig sind: Auf Bali war es während der WM heiß und schwül, nicht so im Hotel, in dem die Weltmeisterschaft stattfand. „Die Klimaanlage hat die tropischen Temperaturen stark runtergekühlt, viele waren erkältet“, sagt der aktuelle Präsident des deutschen Bridge-Verbandes, Kai-Ulrich Benthack.

Disziplinarkommissionen der internationalen und nationalen Bridge-Verbände hatten gegen Elinescu und Wladow als Paar ein lebenslanges Teilnahmeverbot an internationalen Turnieren verhängt. Sowie gegen jeden Spieler ein zehnjähriges Einzelspielverbot. Dagegen hatte das Bridge-Duo geklagt und vor dem Landgericht Köln einen Teilerfolg gegen den deutschen Verband erzielt: Die Sanktionen seien zu hart.

Nun werden die Husten-Vorgänge auf Bali zum Fall für den Kartellrichter Prof. Jürgen Kühnen in Düsseldorf. Ob er sich in Regelwerk und Etikette des Bridge-Spiels eingearbeitet hat, wird von beiden Seiten gespannt beobachtet.

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