Heißes Wasser mit weniger Strom

Brüssel · Elektromotoren, Händetrockner, Hochleistungs-Staubsager und Wasserkocher – alle diese Geräte sollen energiesparend werden. Die EU-Kommission verspricht den Verbrauchern damit eine geringere Stromrechnung.

 Kocher sollen das Wasser erhitzen, aber mit weniger Strom auskommen. Foto: fotolia

Kocher sollen das Wasser erhitzen, aber mit weniger Strom auskommen. Foto: fotolia

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Europas Hausfrauen und ihre männlichen Statthalter sehen noch immer voller Bangen dem Jahr 2017 entgegen. Denn ab dem 1. Januar haben die turbo-starken 1600-Watt-Staubsauger ausgedient. Zwar verspricht die Industrie, dass die künftigen Geräte, die mit höchstens 900 Watt den Kampf um Teppiche und Fußbodenbeläge aufnehmen, mindestens ebenso kraftvoll reinigen, aber deutlich effizienter.

In der EU-Kommission wird unterdessen die nächste Runde im Kampf gegen Strom- und Energiefresser vorbereitet. Entgegen aller Unkenrufen soll es aber dann nicht Duschköpfe, Toaster und Kaffeemaschinen treffen, sondern Aufzüge, Elektromotoren, Solaranlagen, Kühltransporter und - für den Verbraucher besonders wichtig - Händetrockner und Wasserkocher. "Wenn wir die Klimaschutzbeschlüsse von Paris ernstnehmen wollen, dann brauchen wir neue und effiziente Haushaltsgeräte", betonte Kommissions-Vize Frans Timmermans bei der Vorstellung der ersten Pläne.

Doch schon jetzt ist die Dimension klar, um die es geht. Mit den bisherigen Maßnahmen bei Glühbirnen oder Fernseh-Geräten, deren Standby-Schaltungen optimiert wurden, werde man bis 2020 eine Energiemenge einsparen, die dem jährlichen Konsum Italiens entspricht. Nun komme der Jahresverbrauch Schwedens hinzu. Die EU braucht diese gravierenden Schritte bei besonders energieintensiven Geräten, um ihre Ziele für 2020 erreichen zu können und die Verbraucher angesichts hoher Energiekosten zu entlasten. "Ohne etwas zu tun, sinkt das Strom-Budget eines Haushaltes durch die geplanten Maßnahmen um bis zu 490 Euro im Jahr", so Timmermans. "Ein sinnvolles Instrument", urteilte der Umweltpolitiker der christdemokratischen EVP-Fraktion, Peter Liese (CDU ).

Trotz der Anschaulichkeit dieser Zahlen hat die Kommission aus der Vergangenheit gelernt. Das Verbot von Glühbirnen , die nur fünf Prozent ihrer Energie in Licht umsetzen und den Rest als Wärme verpuffen lassen, führte zu einem Aufschrei in der Öffentlichkeit. Mit dem Verbot der starken Staubsauger provozierte man in Großbritannien eine Protestwelle. Auf der Insel rief Staubsauger-Pionier James Dyson am Ende zur Unterstützung der Brexit-Kampagne auf.

Der Fehler soll nicht noch einmal passieren, weshalb Kommissionschef Jean-Claude Juncker sein Team Ende Oktober bat, die Finger von einigen Haushaltsgeräten wie Toastern zu lassen, um Populisten keine zusätzliche Munition zu liefern. Zumal diese Produkte ein nur geringes Einsparpotenzial mit sich bringen. Da kann man bei Wasserkochern oder Händetrocknern deutlich mehr erreichen - übrigens mit starker Unterstützung der Industrie.

"Bei Geräten, die mit Wärme arbeiten, gibt es die größten Einsparmöglichkeiten", bestätigte Annette Wagner, zuständig für EU-Gesetzgebung beim Hausgeräte-Riesen Bosch. Poul Harder, Vizepräident des Kühl- und Wärmetechnik Spezialisten Danfoss, bekräftigte, es sei gut, dass man den Fokus nicht mehr nur auf den Stromverbrauch der Geräte richte, sondern auch die Kosten ins Auge fasse, die durch Herstellung und Entsorgung entstünden. Gerade deshalb rügen Umwelt-Experten die jetzt ausgewählten Produkte. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) appellierte an die Kommission, die Unternehmen dazu anzuhalten, dass Geräte leichter repariert, anstatt sofort ausgetauscht zu werden.

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