Bauernverband Saar „Glyphosat erleichtert uns die Arbeit und reduziert die Kosten“

Saarbrücken · Der Geschäftsführer des Bauernverbands Saar fordert, dass das Mittel weiter verwendet werden darf. Solange die schädigende Wirkung nicht feststeht.

 Hans Lauer, Geschäftsführer des Bauernverbands Saar.

Hans Lauer, Geschäftsführer des Bauernverbands Saar.

Foto: rup/ROLF RUPPENTHAL

Mit oder ohne Glyphosat? Wie sehr ist die Landwirtschaft auf Pflanzenschutzmittel angewiesen? Darüber sprach die Saarbrücker Zeitung mit Hans Lauer, Geschäftsführer des saarländischen Bauernverbands.

Herr Lauer, die EU will Glyphosat jetzt möglicherweise nur noch für fünf Jahre zulassen. Was sagen Sie dazu?

LAUER Wir könnten mit fünf Jahren gut leben, weil wir in der Zeit Gelegenheit hätten, neue Erkenntnisse darüber zu gewinnen, ob das Mittel tatsächlich schädlich ist oder nicht.

Warum setzen die Bauern es trotz der Unsicherheit immer noch ein?

LAUER Wir als Bauernverband plädieren für eine bodenschonende Bearbeitung. Das geht nicht ohne die Bekämpfung von Unkräutern. Es gibt kein Ersatzmittel für Glyphosat. Die krebserregende Wirkung ist nicht nachgewiesen. Solange es keine schädigende Wirkung hat, müssen wir es weiter benutzen dürfen. Glyphosat erleichtert uns die Arbeit und reduziert die Kosten.

Was wäre, wenn die Bauern auf Glyphosat verzichten müssten?

LAUER Wir könnten auch ohne Glyphosat. Aber unsere Wettbewerbsfähigkeit wäre gefährdet. Wenn weltweit überall die gleichen Regeln in der Landwirtschaft gelten würden, wäre das ja ok.

Das heißt, es ist eigentlich sinnlos, Glyphosat nur in der EU zu verbieten. Wenn, dann weltweit?

LAUER Ganz genau.

Aber setzen Landwirte nicht generell zu sehr auf Chemie? Bräuchten wir da nicht eine Revolution?

LAUER Ob Fungizide, Herbizide oder Pestizide: Bauern benutzen diese Mittel nicht zum Spaß. Das ist wie mit den Medikamenten. Die kosten auch Geld und niemand nimmt sie „just for fun“. Früher hatten wir ganz andere Probleme. Und zwar mit der Haltbarkeit von Lebensmitteln und mit Schimmelbefall. Wir sagen ausdrücklich: Es findet kein prophylaktischer Einsatz von Pflanzenschutzmitteln statt. Das aktuelle System ist der richtige Weg.

Also keine Revolution?

LAUER Wir brauchen keine Revolution, sondern Evolution.

Das heißt?

LAUER Naja, ich denke schon, dass wir Herbizide insgesamt reduzieren könnten. Aber nur, wenn wir etwas mehr forschen würden in Sachen Gentechnik. Sie böte uns große Chancen. Beispielsweise könnten Äpfel gentechnisch so verändert werden, dass sie schorffrei sind. So müssten wir nicht mehr gegen Schorf spritzen. Es wäre ein Riesenvorteil für alle.

Also brauchen wir mehr genmanipulierte Lebensmittel?

LAUER In Deutschland sagen alle pauschal: Gentechnik ist schlecht. Aber wenn Gentechnik in der Hand der Wissenschaft ist und nicht in der Hand von Konzernen wie Monsanto, dann kann sie Vorteile bringen. Der Staat muss natürlich an dieser Stelle regulieren. Aber wir brauchen gesellschaftlich und politisch eine offenere Debatte über Gentechnik.

Was in Deutschland wohl eher schwierig ist. . .Wird es also niemals eine Welt ohne Pflanzenschutzmittel geben?

LAUER Wenn wir weder Pflanzenschutzmittel noch Dünger einsetzen würden, dann hätten wir 50 Prozent weniger Nahrungsmittel auf der Welt.

Reicht doch zum Überleben, oder?

LAUER Theoretisch schon. Sie könnten auch ohne Medikamente überleben. Fragt sich nur, wie lange.

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