Neues Leben mit zwei Armen eines Toten

München. Bis er wieder Hände schütteln kann, wird es noch eine ganze Weile dauern, aber einen Gruß ließ der derzeit berühmteste Patient am Münchner Klinikum rechts der Isar für eine Pressekonferenz schon ausrichten. Dem 54-jährigen Landwirt waren in der Nacht vom 25. auf den 26. Juli zwei komplette Arme transplantiert worden

 Einer der transplantierten Arme Foto: SZ

Einer der transplantierten Arme Foto: SZ

München. Bis er wieder Hände schütteln kann, wird es noch eine ganze Weile dauern, aber einen Gruß ließ der derzeit berühmteste Patient am Münchner Klinikum rechts der Isar für eine Pressekonferenz schon ausrichten. Dem 54-jährigen Landwirt waren in der Nacht vom 25. auf den 26. Juli zwei komplette Arme transplantiert worden. Die 15-stündige Operation, an der bis zu fünf Teams gleichzeitig arbeiteten, war eine Weltpremiere. Während so genannte "Replantationen", also das Wiederanfügen abgetrennter eigener Arme, Hände, Finger und auch Gesichtsteile inzwischen zum Standard gehört, gab es bisher nur einige wenige Fälle, in denen einem Patienten Unterarme oder Hände eines anderen Menschen transplantiert wurden. Die Operation sei "sehr gut verlaufen", berichtete der Direktor der Klinik für plastische und Handchirurgie Hans-Günther Machens. Auch die ersten Tage danach seien optimal verlaufen. Allerdings sei dies nur der "Anfang" gewesen. Die Mediziner müssten für den Rest des Lebens des Patienten Verantwortung tragen. Hauptproblem ist wie bei allen Transplantationen die erwartete Abstoßreaktion des Immunsystems, die durch einen Medikamenten-Cocktail unterdrückt werden muss. Doch Oberarzt Manfred Stangl ist optimistisch: Der Patient sei ansonsten völlig gesund, was das Risiko deutlich verringere. Im Idealfall könnte der 54-jährige Landwirt, dem vor Jahren beide Arme auf Höhe der Oberarme durch eine landwirtschaftliche Maschine abgetrennt worden waren, die "neuen" Arme als eigene gebrauchen. Noch ist offen, ob die dafür zuständigen Hirnregionen wieder ihre Aufgaben zur Steuerung der Arme übernehmen. Das Wiederherstellen der Sensibilität günstigstenfalls bis in die Fingerspitzen werde eineinhalb bis zwei Jahre dauern.

Der 54-Jährige sei psychisch sehr stabil und über die eingeschränkten Erfolgsaussichten und Risiken voll informiert, teilten die Ärzte mit. Der Landwirt sei "vorsichtig optimistisch".

Die komplizierte Operation selbst hatten die Chirurgen unter anderem an zwei Leichen geübt. Als in einem anderen Münchner Krankenhaus Ende vergangener Woche ein junger Mann mit Spenderausweis an einem Unfall starb, musste schnell gehandelt werden. Bei der Operation wurden zunächst die Knochen mit einer Platte aneinander gefügt, anschließend Arterien und Venen verbunden, um die Durchblutung der Arme sicherzustellen. Danach nähten die Operateure Muskel- und Sehnenstümpfe zusammen und verbanden alle Nerven miteinander. Als letzter Schritt wurde die Haut aneinandergenäht. Zwei Monate muss der Landwirt jetzt noch auf der Intensivstation verbringen, anschließend vier Wochen auf der Transplantationsstation des Krankenhauses.

 Einer der transplantierten Arme Foto: PM

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