Milchpreis stößt sauer auf

Kreis Neunkirchen. Krisensitzung auf dem Kerpenhof der Familie Blass in Illingen: Am Tisch sitzen Hof-Chefin Elke Blass, ihre erwachsenen und im Betrieb mitarbeitenden Kinder Sören und Julia mit Partner Marc Fuhr und Landwirt Otto Krämer vom Phillipshof im benachbarten Merchweiler. Thema der Runde, an der die SZ teilnimmt, ist der Streit um die Erzeugerpreise für Milch

 Das tut der ganzen Familie weh: Wenn die Milch - wie hier von Sören Blass - verfüttert oder gar entsorgt werden muss, blutet den Landwirten das Herz. Foto: Andreas Engel

Das tut der ganzen Familie weh: Wenn die Milch - wie hier von Sören Blass - verfüttert oder gar entsorgt werden muss, blutet den Landwirten das Herz. Foto: Andreas Engel

Kreis Neunkirchen. Krisensitzung auf dem Kerpenhof der Familie Blass in Illingen: Am Tisch sitzen Hof-Chefin Elke Blass, ihre erwachsenen und im Betrieb mitarbeitenden Kinder Sören und Julia mit Partner Marc Fuhr und Landwirt Otto Krämer vom Phillipshof im benachbarten Merchweiler. Thema der Runde, an der die SZ teilnimmt, ist der Streit um die Erzeugerpreise für Milch. Die Bauern fühlen sich von der Milchindustrie und dem Handel über den Tisch gezogen. "Was wir derzeit für den Liter bekommen, reicht kaum, um die Produktionskosten zu decken", beschreiben Elke Blass und Otto Krämer ihre Situation. Mindestens 43 Cent sind nach Einschätzung des Milchviehhalter-Verbandes zu einem vernünftigen Wirtschaften erforderlich. Derzeit liegt der Erzeugerpreis aber rund 10 Cent unter dieser Marge. Damit will sich ein großer Teil der Landwirte nicht abfinden und verweigert die Lieferung der Milch an die Weiterverarbeiter, im Saarland das Hochwald-Milchwerk in Saarbrücken. Sören Blass war einer der Landwirte, die an der mittlerweile beendeten Blockade-Aktion in Saarbrücken teilgenommen haben. Und er ist schwer enttäuscht, dass sich die Verhandlungspartner nicht wie erhofft bewegen und die Boykott-Aktion wirkungslos zu bleiben droht. Aber wie viele der jungen Bauern ist er fürs Durchhalten, auch wenn es wehtut. Und das nicht nur finanziell: "Es ist ganz schrecklich, die Milch, die wir hier nicht verwerten können, in Richtung Gülle-Grube laufen zu sehen", beschreibt Elke Blass ihre Gefühle. Denn bis die Milch gemolken werden kann, müssen schließlich jede Menge Arbeit und Geld aufgewendet werden. Angesichts dramatisch steigender Preise für Kraftfutter, für Dünger, für Ersatzteile, für den Traktor-Diesel und vieles mehr sehen sich die Bauern in äußerster Bedrängnis. Jeweils rund 80 Milchkühe plus Nachzucht stehen in den Ställen von Blass und Krämer. Eine Betriebsgröße, die nach Einschätzung von Elke Blass zu klein ist, um der nächsten Generation noch eine wirtschaftliche Basis zu bieten. Alternativen zur Milch, beispielsweise in der Umstellung auf Fleisch-Erzeugung, sehen Blass und Krämer nicht, denn auch die Fleischpreise seien im Keller. So müht man sich jetzt, weiter Kosten zu minimieren. "Ohne das kostenlose Engagement der ganzen Familie und auch von Freunden ließe sich ein Hof heutzutage gar nicht mehr führen", erinnert Julia Blass daran, dass 12-Stunden-Tage und 7-Tage-Wochen in der Landwirtschaft der Normalfall sind. Krankwerden ist eigentlich gar nicht drin. Elke Blass und ihr im vergangenen Jahr verstorbener Mann Hermann haben in den 26 Jahren ihrer Ehe zwei Mal "Urlaub" gemacht: Je drei Tage...

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort