Obamas Triumph

Meinung · Nur in Amerika! Wo sonst hätte der Sohn einer weißen Alleinerziehenden und eines kenianischen Vaters mit dem Namen Barack Hussein Obama die Chance, nach dem höchsten Amt im Staate zu greifen? Dass sich ein 46-jähriger Neu-Senator dabei gegen die bekannteste Frau der Welt durchsetzt, macht seinen Triumph bei den Vorwahlen der Demokraten umso größer

Nur in Amerika! Wo sonst hätte der Sohn einer weißen Alleinerziehenden und eines kenianischen Vaters mit dem Namen Barack Hussein Obama die Chance, nach dem höchsten Amt im Staate zu greifen? Dass sich ein 46-jähriger Neu-Senator dabei gegen die bekannteste Frau der Welt durchsetzt, macht seinen Triumph bei den Vorwahlen der Demokraten umso größer. Ein wahrlich historischer Moment in einem Land, in dem Schwarze bis heute um die volle Gleichberechtigung kämpfen. Auch Hillary Clinton hat Geschichte geschrieben. Nie zuvor kam eine Frau so weit im Rennen um die US-Präsidentschaft. Doch gemessen am designierten Bannerträger der Partei erwies sie sich als die Schwächere, die einen folgenschweren Fehler beging: Lange Zeit verstand Clinton nicht die Sehnsucht nach einem fundamentalen Politikwechsel in den USA. Stattdessen rief sie mit ihrem Wahlkampf all das in Erinnerung, was die Amerikaner vor einer neuen Clinton-Ära zurückschrecken lässt.Eben deshalb täte sich Obama keinen Gefallen, wenn er sich die Rivalin als Vizepräsidentschafts-Kandidatin aufdrängen ließe. Nichts unterminierte das Versprechen eines "neuen Morgens" mehr als das Nachgeben gegenüber einer Politikerin, die im Ruf steht, bei ihrem Streben zur Macht vor keiner Taktik zurückzuschrecken. Wenn es noch eines letzten Beweises dafür bedurfte, Clinton lieferte ihn mit ihrer Rede zum Abschluss des Wahlkampfs in New York: Darin präsentierte sie sich als kleinliche, selbstgefällige, schlechte Verliererin. Ganz im Gegensatz zum Sieger, der ihre Leistungen anerkannte und jetzt auch den ersten Schritt zur Einigung der Partei unternahm. In den nächsten Tagen muss Obama alles daran setzen, dieses Ziel zu erreichen. Clinton kann ihn dabei nicht wirklich unter Druck setzen, denn es spricht wenig dafür, dass demokratisch gesonnene Frauen und Latinos am Ende einen Republikaner ins Weiße Haus wählen würden. Auch deshalb wäre das Duo Obama-Clinton kein Traum-, sondern eher ein Albtraum-Team.Im November kann der designierte Kandidat für die Demokraten erreichen, was Ronald Reagan für die Republikaner schaffte: die Präsidentschaft zu gewinnen und zugleich die politische Landkarte dauerhaft neu zu gestalten. Getragen von einer neuen Generation, die sich danach sehnt, die Selbstblockade der "Baby-Boomer" zu überwinden. John McCain wäre also gut beraten, genau zu studieren, weshalb Hillary Clinton verloren hat. Anderenfalls könnte es dem Helden des Vietnamkriegs ergehen wie ihr: plötzlich die Nummer zwei zu sein, während Obama seinen Moment in der Geschichte zu nutzen verstand.

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