Der neue Tonfall des John McCain

Washington. Der neue Werbespot des Republikaners zeigt Barack Obama vor der Siegessäule, unterlegt mit "Obama"-Sprechchören aus dem Vorwahlkampf. Darüber verkündet eine vor Sarkasmus triefende Stimme: "Er ist die größte Berühmtheit in der Welt". Schnitt. Bilder der beiden Skandal-Nudeln Britney Spears und Paris Hilton. Schnitt. Obama wieder in Berlin

Washington. Der neue Werbespot des Republikaners zeigt Barack Obama vor der Siegessäule, unterlegt mit "Obama"-Sprechchören aus dem Vorwahlkampf. Darüber verkündet eine vor Sarkasmus triefende Stimme: "Er ist die größte Berühmtheit in der Welt". Schnitt. Bilder der beiden Skandal-Nudeln Britney Spears und Paris Hilton. Schnitt. Obama wieder in Berlin. "Aber ist er darauf vorbereitet, zu führen?"Die von John McCain, Obamas republikanischem Gegner bei den US-Präsidentschaftswahlen, suggerierte Antwort liegt auf der Hand. Doch statt die angebliche Unerfahrenheit seines Konkurrenten zum Thema zu machen, droht sich der 71-jährige Kandidat den amerikanischen Wählern als "vergrätzter Alter" einzuprägen. "McNasty", wie die Demokraten ebenso prompt wie ätzend zurückfeuerten. Doch selbst im republikanischen Lager versetzt McCains neue Strategie, das hohe Ross der diplomatischen Worte zu verlassen und Obama erkennbar negativ anzugreifen, die Wahlstrategen in Sorge. Der Vergleich mit Paris Hilton, sagte die Mitarbeiterin Andrea Tantaros im US-Fernsehen, sei "absurd und kindisch". Die Entscheidung, die Maske fallenzulassen und Barack Obama mit negativen Werbespots frontal anzugreifen, ist die Handschrift Steve Schmidts. Schon im Jahr 2004 besorgte er für George W. Bush das schmutzige Geschäft, den Veteranen John Kerry mit einer üblen Kampagne zu desavouieren. Vor einem Monat berief ihn John McCain an die Spitze seines Teams, um dem vor sich hindümpelnden Wahlkampf neuen Schwung zu verleihen. Seitdem veränderte sich der einst zivile Ton des Senators aus Arizona merklich. Das erste Mal horchten die amerikanischen Medien auf, als er Obama vorhielt, im Irak "eher einen Krieg zu verlieren, um einen Wahlkampf zu gewinnen". Danach warf er dem Demokraten vor, er habe einen Besuch bei verwundeten US-Soldaten im pfälzischen Ramstein nur deshalb abgesagt, weil er "die Medien nicht mitbringen durfte". Der Hilton-Spot setzte diese Verbalattacken fort. Erfahrene Wahlkampfbeobachter wie Jonathan Chait von der Wochenzeitschrift "New Republic" warnen unterdessen davor, McCains neue Strategie zu unterschätzen. "Obama macht einen Riesenfehler, wenn er es zulässt, dasss die Wahlen allein zu einer Entscheidung über ihn gemacht werden", warnt er scharfsinnig. "Das ist der einzige Weg, wie er noch verlieren kann." Daraus erkläre sich auch, dass der von Pleiten, Pech und Pannen verfolgte John McCain in Umfragen trotz allem nicht sehr weit hinter Obama liegt. Dabei birgt das durchschaubare Spiel bei weitem nicht nur Gefahren für Obama, sondern auch für McCain selbst. Er riskiert, mit einer Schmutzkampagne sein bisher wohl gepflegtes Image aufzugeben: Das eines unabhängigen Politikers, der sagt, was er denkt und der bereit ist, mit den Demokraten zumWohle des Landes zusammenzuarbeiten. "Wenn er polarisiert und negativ wird, unterläuft er den Kern seiner Botschaft und seiner persönlichen Ausstrahlung", findet Analyst Bill Carrick.Doch auch wenn John McCain weiter an seiner Negativ-Taktik festhalten sollte, muss er in jedem Fall noch an der Feinabstimmung arbeiten. Denn kurz nach der Veröffentlichung des neuen Wahlkampfspots machten die US-Medien eine peinliche Entdeckung: Die Eltern des Skandal-Sternchens Paris Hilton stehen beide auf der Spenderliste des Republikaners.

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