Kommentar Benedikts falsche Analyse

Auf seine alten Tage zeigt der emeritierte Papst Benedikt jene Rückwärtsgewandtheit, die schon den Kardinal Josef Ratzinger auszeichnete. Statt sich der Schuld seiner Kirche und eigenen Versäumnissen zu stellen, macht er die 68er für den Missbrauchsskandal verantwortlich.

 Ulrich Brenner

Ulrich Brenner

Foto: SZ/Robby Lorenz

Man kann problematische Auswüchse der damaligen sexuellen Revolution beklagen, etwa eine irritierende Verharmlosung der Pädophilie. Es war aber die Unterdrückung der Sexualität in der Kirche, die die Basis für die Vertuschung des Missbrauchs schuf. Erst die offene Diskussion über Sexualität, das Ende jener Verklemmtheit, die die Kirche zum Dogma erhob, ermutigte die Opfer der Kleriker, aufzuschreien. Der emeritierte Papst hat das nicht verstanden. Man kann nur hoffen, dass es seine Nachfolger begreifen. Für die Kirche – und für die jungen Menschen, die ihr anvertraut sind.

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