US-Außenminister muss gehen Rex Tillersons Abgang im Zorn

Washington · US-Präsident Donald Trump hat gestern seinen Außenminister entlassen – wegen inhaltlicher Differenzen. Nachfolger wird Mike Pompeo.

 Der ehemalige Exxon-Mobil-Chef Rex Tillerson hatte als Außenminister keinen guten Draht zu Donald Trump.

Der ehemalige Exxon-Mobil-Chef Rex Tillerson hatte als Außenminister keinen guten Draht zu Donald Trump.

Foto: dpa/Jonathan Ernst

Wenn es ein Omen war, dann war es kein gutes. Rex Tillerson blieb zwar in Afrika, statt seine Reise sofort abzubrechen, doch am Samstag ließ er einen Sprecher mitteilen, dass er sich nicht wohl fühle und in Nairobi einen Tag Pause einlege, ohne offizielles Programm. Ein Schwächeanfall eines Außenministers, dessen berufliches Schicksal seit Monaten am seidenen Faden hängt: In Washington bringt so etwas fast zwangsläufig die Gerüchteküche zum Brodeln. Gestern dann bestätigte Donald Trump, dass es sich diesmal um mehr handelte als um Spekulationen. CIA-Direktor Mike Pompeo, schrieb er in einem Tweet, werde der neue Außenminister sein. „Er wird einen fantastischen Job machen! Dank an Rex Tillerson für seinen Dienst.“

Mit Tillerson geht ein Praktiker. Ein Schwergewicht der Geschäftswelt, das Trump auch deshalb ins Kabinett holte, weil es zu seiner Philosophie passte, nach der ein Businessman allemal mehr fertigbringt als ein Politiker. Als Konzernchef von Exxon Mobil war der Texaner zwar gewiss kein Neuling auf dem Feld der Diplomatie. Nur hatte er bis dahin die engeren Interessen einer Ölgesellschaft vertreten, nicht die deutlich breiter definierten einer Supermacht. Seine Gesprächspartner waren die Staats- und Regierungschefs von Ländern, in denen sich Exxon Förderrechte sichern wollte. Zu Wladimir Putin hatte er einen ebenso guten Draht wie zum Königshaus Saudi-Arabiens. Tillersons Name stand für kühle Realpolitik, bei der die Menschenrechte eher klein geschrieben wurden. Das Image des Managers, es schien zu passen zu Trumps Ansatz, die Rolle Amerikas in der Welt auf ein Minimum zu begrenzen, statt rund um den Globus auf demokratische Verhältnisse hinzuarbeiten.

Mit dem Vorgesetzten im Oval Office ist er dann allerdings nie warm geworden. Trumps egomanische Sprunghaftigkeit ging dem Minister offenbar schwer auf die Nerven. Dass es indes in erster Linie inhaltliche Differenzen waren, die Tillersons Entlassung besiegelten, machte der Präsident selbst nach seiner Entscheidung deutlich. „Wir haben einfach nicht dasselbe gedacht“, sagte Trump. „Wenn Sie sich den Iran-Deal anschauen: Ich glaube, er ist schrecklich. Er hielt ihn wohl für ganz okay.“ Er selbst, so Trump, habe das Atomabkommen mit Teheran entweder brechen oder „etwas damit tun“ wollen, Tillerson habe das anders gesehen. „Ich denke, Rex wird von jetzt an viel glücklicher sein“, schob er hinterher.

Im vorigen Sommer soll Tillerson Trump im kleinen Kreis einen „Trottel“ genannt haben, was er nie dementierte. Als der Sender NBC davon erfuhr und es publik machte, schien sein Abgang nur noch eine Frage der Zeit. Als die Personalrochade nun verkündet war, gaben sich Vertraute des Ministers keine Mühe mehr, zu vertuschen, was sich hinter den Kulissen an Kontroversen abgespielt hatte. Tillerson habe die Absicht gehabt, in seinem Amt zu bleiben, erklärte Steve Goldstein, einer seiner Stellvertreter, der nach diesen Äußerungen ebenfalls gehen musste. Der Minister habe nicht mit dem Präsidenten gesprochen, der Gründe für seine Entlassung sei er sich nicht bewusst. Es ist, ohne Zweifel, ein Abgang im Zorn.

 Der bisherige CIA-Direktor Mike Pompeo leitet nun das US-Außenministerium.

Der bisherige CIA-Direktor Mike Pompeo leitet nun das US-Außenministerium.

Foto: dpa/Susan Walsh

Mike Pompeo, der Neue an der Spitze des State Department, scheint sich dagegen besten Einvernehmens mit Trump zu erfreuen. Mit seinem robusten, selten von Selbstzweifeln geplagten Stil soll der bisherige CIA-Direktor den Präsidenten so beeindruckt haben, dass der schon seit Längerem mit dem Gedanken spielte, ihn zu befördern. Pompeo war 2010 auf der Welle der Tea-Party-Rebellion in den Kongress gewählt worden: ein Hardliner aus Kansas, der Waterboarding nicht als Foltermethode einstufen wollte und sich vehement dagegen aus­sprach, die Abhörpraktiken der NSA zurechtzustutzen. Was den Atomdeal mit Iran angeht, so zählt er zum Lager der Skeptiker.

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