Verhaftungen Sechs Syrer unter Terrorverdacht

Frankfurt/Berlin · Die mutmaßlichen Islamisten sollen einen Anschlag in Deutschland geplant haben. Sie wurden gestern bei Razzien in mehreren Städten festgenommen. Hinweise kamen von Flüchtlingen.

 Betonplätze sichern den Weihnachtsmarkt in Essen. Mehrere Medien berichten, dass dieser Markt das Ziel der mutmaßlichen Terroristen gewesen ist. Offiziell wollten das die Behörden jedoch nicht bestätigen.

Betonplätze sichern den Weihnachtsmarkt in Essen. Mehrere Medien berichten, dass dieser Markt das Ziel der mutmaßlichen Terroristen gewesen ist. Offiziell wollten das die Behörden jedoch nicht bestätigen.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

(dpa) Wieder eine Razzia wegen Terrorverdachts: Die Polizei hat gestern Morgen in mehreren deutschen Städten sechs Syrer festgenommen. Die Männer im Alter von 20 bis 28 Jahren sollen als Mitglieder der Terrormiliz IS einen Anschlag auf ein öffentliches Ziel in Deutschland geplant haben, teilte die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt mit. Drei der Terrorverdächtigen wurden während der Durchsuchung von acht Wohnungen in Kassel festgenommen, die anderen in Hannover, Essen und Leipzig.

Nach Angaben aus Sicherheitskreisen waren die Anschlagspläne noch nicht sehr weit vorangeschritten. Die Männer seien bei Ausspähaktionen beobachtet worden. „Das Sicherheitskonzept hat gegriffen“, sagte der Sprecher der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft. Angaben über die Dauer der Ermittlungen gab es nicht.

Der Hessische Rundfunk (hr) berichtete unter Berufung auf Ermittlerkreise über einen geplanten Anschlag auf den Essener Weihnachtsmarkt. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ meldete, einer der Festgenommenen, ein 20 Jahre alter Asylbewerber, habe vor einiger Zeit mit anderen Personen vor einem Essener Einkaufszentrum Bilder gemacht. Die Männer hätten sich als Architektur-Studenten ausgegeben, seien damals aber bereits observiert worden. Die Ermittler seien hellhörig geworden, da es bereits im März eine Anschlagsdrohung auf das Zentrum in der Innenstadt gegeben hatte. Es blieb anschließend mehrere Tage geschlossen.

Die Ermittler gaben offiziell lediglich bekannt, die Anschlagsplanungen hätten sich gegen ein öffentliches Ziel in Deutschland gerichtet und seien noch nicht abgeschlossen gewesen. Hinweise auf ein konkretes Ziel gebe es noch nicht.

Vier der Verdächtigen waren im Dezember 2014 als Asylsuchende nach Deutschland eingereist. Die anderen kamen 2015. Rund 500 Polizeibeamte waren an den Durchsuchungen beteiligt. Dabei wurden nach Darstellung der Staatsanwaltschaft verschiedene Speichermedien wie Mobiltelefone und Laptops sowie Dokumente sichergestellt. Ermittelt wird wegen der Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung und der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat.

Nach Informationen der Tageszeitung „Die Welt“ hatten andere Flüchtlinge die Ermittler auf die Spur der Verdächtigen gebracht. Diese Zeugen hätten angegeben, dass die Männer IS-Kämpfer in Syrien waren. Die Staatsanwaltschaft bestätigte dies zunächst nicht.

Deutschland ist seit langem im Visier islamistischer Terroristen. Regelmäßig kommt es zu Festnahmen von Terrorverdächtigen. Erst Ende Oktober hatten Spezialkräfte in Schwerin einen Syrer festgenommen, der einen islamistisch motivierten Bombenanschlag geplant haben soll.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort