Studie Wölfe wählen Militärgelände gern als Lebensraum

Spreetal · Wölfe besiedeln laut einer Studie Militärgelände lieber als Naturschutzgebiete. Truppenübungsplätze sind für die Tiere selbst dann kein Problem, wenn dort Schießübungen stattfinden. „Das ist für alle Tiere eine gut berechenbare Störung“, sagte Ilka Reinhardt, Leiterin der Studie.

 (Symbolbild)

(Symbolbild)

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Zwischen 2000 und 2015 entstanden 16 von insgesamt 79 neuen Wolfsgebieten auf Militärgelände. Dagegen wählten die Rudeltiere Naturschutzgebiete nur neun Mal als Lebensraum. Die restlichen Reviere lagen in anderen Gegenden. Inzwischen leben Wölfe auf 13 von 21 Truppenübungsplätzen mit einer Fläche von 30 Quadratkilometern und mehr. Bei ähnlich großen Naturschutzgebieten sind es nur acht von 55.

Die Forscher gehen davon aus, dass die wölfische Vorliebe für Militärgebiete mit der geringeren Präsenz von Jägern dort zu tun hat – obwohl sie als streng geschützte Art ohnehin nicht geschossen werden dürfen. Es kommt aber immer wieder zu illegalen Abschüssen. Bei ihrer Analyse fanden die Wissenschaftler heraus, dass die Sterblichkeit von Wölfen auf Militärgelände geringer ist als in Naturschutzgebieten.

Vanessa Ludwig vom Kontaktbüro „Wölfe in Sachsen“ bestätigte, dass die Raubtiere mit Militärgelände gut zurechtkommen. „Wölfe fühlen sich auf Truppenübungsplätzen wohl, weil es dort aufgrund der Absperrung außer den militärischen Aktivitäten keine anderen Störungen gibt“, sagte die Expertin. Spaziergänger, Radfahrer oder Pilzsucher seien für Wildtiere dagegen viel stressiger. Da sich aus den gleichen Gründen auch die Beutetiere des Wolfes auf Militärgebiet wohlfühlen, sei zugleich das Nahrungsangebot für die Raubtiere größer, erklärte Ludwig. Wölfe registrierten genau, wo Jagden stattfinden und merkten sich das.

Ilka Reinhardt zufolge sind die Tiere auch in der Lage, Vorbereitungen auf Schießübungen mitzubekommen und rechtzeitig in Deckung zu gehen. Auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz in Sachsen witzelt man inzwischen schon: Die Wölfe würden die Schießzeiten besser kennen als mancher Soldat. Für den Umgang mit Wölfen existieren keine gesonderten Regularien. „Grundsätzlich gibt es keine Probleme im ‚Zusammenleben’ mit dem Wolf als Wildtier und dem Dienstbetrieb der Bundeswehr auf dem Übungsplatz“, hieß es.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort