Trump rasiert Sessions Jeff Sessions, der geprügelte Minister

WASHINGTON (afp) Wieder hat Donald Trump eine harte persönliche Attacke gefahren. Diesmal richtete sie sich aber nicht gegen kritische Journalisten, unbotmäßige Republikaner oder angeblich verlogene Demokraten – sondern gegen eines seiner loyalsten Kabinettsmitglieder. In einem Interview putzte der US-Präsident seinen Justizminister Jeff Sessions herunter, weil dieser die Oberaufsicht über die Ermittlungen zur Russland-Affäre abgetreten hat. Dies wirft die Frage auf, ob Sessions’ Amtstage womöglich gezählt sind.

WASHINGTON (afp) Wieder hat Donald Trump eine harte persönliche Attacke gefahren. Diesmal richtete sie sich aber nicht gegen kritische Journalisten, unbotmäßige Republikaner oder angeblich verlogene Demokraten – sondern gegen eines seiner loyalsten Kabinettsmitglieder. In einem Interview putzte der US-Präsident seinen Justizminister Jeff Sessions herunter, weil dieser die Oberaufsicht über die Ermittlungen zur Russland-Affäre abgetreten hat. Dies wirft die Frage auf, ob Sessions’ Amtstage womöglich gezählt sind.

Dass der Präsident mit Sessions‘ Entscheidung hadert, sich wegen Befangenheit aus den Untersuchungen zu den Russland-Kontakten von Trumps Wahlkampfteam zurückzuziehen, wurde schon seit längerem in den US-Medien kolportiert. Nun ließ Trump aber nicht nur seinen Frust darüber erstmals öffentlich heraus, sondern kanzelte Sessions regelrecht als Fehlbesetzung ab. „Wie kann man einen Job übernehmen, wenn man sich selbst für befangen erklärt?“, wetterte Trump im Interview mit der „New York Times“. Wenn Sessions ihm dies schon vor seiner Ernennung gesagt hätte, „hätte ich gesagt, ,Danke, Jeff, aber ich werde Dich nicht nehmen’“. Trump rügt Sessions’ Verhalten als „extrem unfair – und das ist ein mildes Wort – gegenüber dem Präsidenten“.

In seiner Tirade nahm es Trump allerdings mit der Chronologie nicht so genau. Sessions hatte mit seiner Befangenheitserklärung im März auf die Enthüllung reagiert, dass er sich während des Wahlkampfs mindestens zwei Mal mit dem russischen Botschafter Sergej Kisljak getroffen hatte. Diese Treffen kamen erst ans Licht, nachdem Sessions bereits im Amt war. Während des Nominierungsverfahrens im Senat hatte er sie unerwähnt gelassen. Trump kritisierte jetzt auch, dass sich der Minister mit seinem damaligen Auftritt selber in die Bredouille gebracht habe. Sessions habe „schlechte Antworten“ gegeben.

Mit seinem damaligen Aussparen der Treffen mit Kisljak hat Sessions viel Misstrauen in der Öffentlichkeit geweckt. In einer weiteren Senatsanhörung im Juni wehrte er sich entrüstet gegen den „verleumderischen“ Verdacht, mit dem Botschafter womöglich über russische Wahlkampfhilfe für Trump gesprochen zu haben. Viel Kritik löste Sessions auch dadurch aus, dass er an der Entlassung von FBI-Chef James Comey mitwirkte – was offenkundig im Widerspruch zu seiner Befangenheitserklärung stand. Denn Trump begründete den Rauswurf unter anderem mit den Ermittlungen der Bundespolizei zur Russland-Affäre.

Der Zorn des Präsidenten auf Sessions wurde dann im Gefolge der Comey-Entlassung durch das Vorgehen von dessen Vizejustizminister Rod Rosenstein noch weiter geschürt. Rosenstein, der wegen Sessions’ Rückzug die Oberaufsicht über die Russland-Untersuchung ausübt, setzte den früheren FBI-Chef Robert Mueller als Sonderermittler ein. Dadurch wurde der Druck auf Trump und sein Team massiv erhöht.

Mit Sessions stellt der Präsident nun aber einen seiner treuesten Verbündeten an den Pranger. Der erzkonservative Hardliner war im Wahlkampf der erste Senator, der sich hinter den rechtspopulistischen Immobilienmogul stellte. Der langjährige Senator aus dem Südstaat Alabama wirkte dann als Berater in Trumps Kampagnenteam mit. Indem er Sessions später mit dem Ministerposten belohnte, setzte sich Trump über Rassismusvorwürfe hinweg, die dem 70-Jährigen seit Jahrzehnten anhängen. Wegen dieser Vorwürfe hatte ihm der Senat einst den Posten eines Bundesrichters verweigert. In seiner Anhörung für den Ministerposten spielte der alte Rassismusverdacht eine große Rolle, wurde für ihn aber nicht mehr wirklich gefährlich. Sessions sagte gestern zwar, er wolle im Amt bleiben. Doch sein Vertrauensverhältnis zum Präsidenten dürfte nur noch schwer zu kitten sein.

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