Viele Lehrer sehen sich als Opfer von Gewalt

Düsseldorf/Saarbrücken · Körperliche, vor allem aber verbale Gewalt von Schülern und Eltern sind Alltag für viele Lehrer in Deutschland. Das zeigt eine neue bundesweite Umfrage. Verbände fordern mehr Hilfe im Schul-Alltag.

 SymbolbildLocation:Gelsenkirchen

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Foto: Caroline Seidel (dpa)

Drohen, mobben, beleidigen - jeder vierte Lehrer ist schon einmal Opfer psychischer Gewalt von Schülern gewesen. Das geht aus einer bundesweiten Repräsentativ-Umfrage hervor, die der Lehrerverband Bildung und Erziehung (VBE) gestern in Düsseldorf vorstellte. Demnach sind 23 Prozent der befragten Lehrer bereits Ziel von Diffamierungen, Belästigungen und Drohungen gewesen - Aggressoren waren hauptsächlich Schüler , aber auch Eltern. Sechs von 100 Lehrern sind der Umfrage zufolge sogar schon einmal körperlich von Schülern angegriffen worden. Hochgerechnet seien damit mehr als 45 000 Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen aller Formen in Deutschland bereits Opfer von tätlicher Gewalt geworden, so die Studie. Zu den körperlichen Angriffen gehörten etwa Fausthiebe, Tritte, An-den-Haaren-Ziehen oder das Bewerfen mit Gegenständen.

Auch im Saarland beklagt der Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV) vor allem einen Anstieg verbaler, weniger der physischen Gewalt . "Immer mehr Schüler und auch Eltern lassen ihren Frustrationen freien Lauf und vergreifen sich massiv im Ton", sagte SLLV-Vorsitzende Lisa Brausch gestern gegenüber der SZ. Dennoch habe körperliche Gewalt gegen eine Lehrkraft auch hierzulande schon zu einem Strafverfahren geführt. Brausch und ihre Kollegen fordern mehr Rückendeckung durch die Ministerien.

Besonders an Haupt-, Gesamt- und Förderschulen kommt es laut der VBE-Umfrage zu psychischer und physischer Gewalt . "Verstörend" ist nach Ansicht des VBE-Bundesvorsitzenden Udo Beckmann aber, dass jeder zehnte Grundschullehrer (zwölf Prozent) schon von seinen kleinen Schülern körperlich attackiert worden sei. Angesichts der steigenden Herausforderungen wie etwa Inklusion von Behinderten und Integration von Flüchtlingen müssten die deutschen Schulen in multiprofessionellen Teams mit Sonderpädagogen, Psychologen und Sozialarbeitern zusammenarbeiten. Auch ein Schulkodex mit klaren Regeln könne helfen, Gewalt vorzubeugen. >

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