Thermalmedizin Grubenwasser als Heilmittel?

Freyming-Merlebach · Das Krankenhaus von Freyming-Merlebach will Kuren mit dem Wasser aus der Grube Vouters anbieten. Das würde auch Arbeitsplätze schaffen.

 Ärzte vom Krankenhaus in Freyming-Merlebach wollen in Lothringen die zweite Thermal-Medizin-Station Frankreichs eröffnen. Noch ist das Vorhaben erst in der Planungsphase.

Ärzte vom Krankenhaus in Freyming-Merlebach wollen in Lothringen die zweite Thermal-Medizin-Station Frankreichs eröffnen. Noch ist das Vorhaben erst in der Planungsphase.

Foto: Krankenhaus Freyming-Merlebach/Filieris/Filieris

Im Südwesten Frankreichs, in der Stadt Dax, befindet sich das einzige Kur-Krankenhaus des Landes. Das soll sich nun ändern. Die Projektgruppe „Grias“, die unter anderem aus Medizinern besteht, möchte das Krankenhaus in Freyming-Merlebach jetzt als zweiten Standort für Kur-Medizin entwickeln. Warum ausgerechnet hier? Wegen des Grubenwassers, meint der Palliativ-Mediziner Dr. Mohammad-Ali Beikbaghban, der der Projektgruppe angehört. In einem Kur-Krankenhaus werden Menschen behandelt, die aufgrund einer Behinderung keine klassische Thermalkur besuchen können. Sie brauchen eine medizinische Begleitung für die gesamte Kur und benötigen eine medizinische Unterkunft wie zum Beispiel ein Pflegebett.

Für die Kur-Anwendungen wird ein warmes, mineralienreiches Wasser verwendet. „Die Lage unseres Krankenhauses so nah an der ehemaligen Grube Vouters in Freyming ist ideal. Die Grube erreicht 1327 Meter Tiefe. Das Wasser ist von sehr guter Qualität, in dieser Tiefe befinden sich sogar Salzmineralien“, erklärt Beikbaghban. Bisher wird das Grubenwasser, das gepumpt und in einer Kläranlage behandelt wird, danach wieder in die Natur abgelassen. Und es geht dabei um Riesenmengen. „Eine Stunde Pumpen reicht, um 500 olympische Schwimmbecken zu füllen“, so der Arzt. Dabei könnte das Wasser seiner Meinung nach durchaus für therapeutische Anwendungen genutzt werden.

In der Kläranlage wird es durch natürliche und schonende Verfahren von hohen Eisen- und Mangan-Konzentrationen befreit: durch Wasserfälle mit Sauerstoffanreicherung, Klärbecken und Filter-Lagunen. „Das Wasser ist da und das Krankenhaus ist da – mit qualifiziertem Personal. Das Einzige, was noch fehlt, sind rund zwei Kilometer Leitungen von der Kläranlage bis zum Klinikum“, sagt Beikbaghban.

In den letzten Jahren hatte das Krankenhaus in Freyming-Merlebach mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Einige Stationen wurden geschlossen und Kündigungen sind auch heute immer wieder im Gespräch. Mit der Planung einer Thermal-Station würde die Projektgruppe gern einen neuen Impuls geben – und zugleich Arbeitsplätze sichern. Dr. Mohammad-Ali Beikbaghban, der auch gewerkschaftlich engagiert ist, ist überzeugt, dass das Konzept aufgehen kann. Die Projektgruppe arbeitet zurzeit an einem Antrag, der der Gesundheitsbehörde ARS zur Genehmigung gestellt wird. Eine Unterstützung hat sie schon: Der Bürgermeister von Freyming-Merlebach, Pierre Lang, steht voll und ganz hinter dem Projekt. Damit es mit der Finanzierung und Umsetzung tatsächlich klappt, werden Beikbaghban und seine Mitstreiter noch weitere wichtige Partner überzeugen müssen. Etwa Abgeordnete der Region und vor allem die Krankenkasse. Behandlungen in einem Kur-Krankenhaus werden nämlich von ihr übernommen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort