AKW Cattenom Kein Ende in Sicht im AKW Cattenom

Cattenom · Block 2 wird ab Mai generalüberholt. Angestrebt wird eine Laufzeit von 60 Jahren.

 Das Atomkraftwerk in Cattenom (Frankreich)

Das Atomkraftwerk in Cattenom (Frankreich)

Foto: dpa/Christophe Karaba

Knapp 2000 Menschen arbeiten beim lothringischen Atomkraftwerk (AKW) Cattenom. Ab Mai wird sich deren Zahl fast verdoppeln. Denn dann startet die Generalüberholung für Block 2. Besonders geprüft werden dabei der Reaktordruckbehälter und das Reaktorgebäude aus Beton. Beide sind nicht austauschbar. Geben die Prüfer der französischen Atomaufsichtsbehörde ASN grünes Licht, kann der Reaktor weitere zehn Jahre Strom produzieren. Und wenn es nach AKW-Betreiber EdF geht, auch lange darüber hinaus. „Unser Ziel sind ganz klar die 60 Jahre im Betrieb – vorausgesetzt, die Reaktoren bestehen weiterhin alle zehn Jahre die Prüfungen der ASN“, sagte Yannick Simonet, stellvertretender Leiter am Standort Cattenom, bei der gestrigen Jahrespressekonferenz. Wenn dieser Plan aufgeht, könnte Block 2 bis 2048 am Netz bleiben.

Frankreichweit investiert EdF bis 2025 rund 50 Milliarden Euro, um die Meiler über die 40-jährige Laufzeit zu bringen. Und das grenznahe AKW in Cattenom spielt dabei eine wichtige Rolle. 2017 wurden an diesem Standort zehn Prozent des gesamten französischen Atomstroms produziert. „Unsere Produktion von 36,37 Milliarden Kilowattstunden deckte rund 80 Prozent des Stromverbrauchs in der Region Grand Est ab“, erläuterte AKW-Chef Thierry Rosso. Auch von der Sicherheit der Anlage ist er überzeugt. 25 Mal kamen die Prüfer der ASN im Jahr 2017 nach Cattenom. Sieben Besuche waren unangemeldet. Über das Jahr meldete EdF in Cattenom 52 Vorfälle an die Aufsichtsbehörde. 48 von ihnen wurden auf Level 0 der siebenstufigen INES-Skala eingestuft. Somit seien sie „ohne Folgen für die nukleare Sicherheit, die Umwelt und die Mitarbeiter“ gewesen. Weitere sieben Vorfälle betreffen mehrere Kernkraftwerke von EdF. Zwei davon wurden durch die festgestellte mangelnde Erdbebensicherheit von Notfallvorrichtungen ausgelöst und wurden auf
Stufe 2 eingestuft.

An den Greenpeace-Mitgliedern, die illegal in die Anlage eingedrungen waren und dort ein Feuerwerk angezündet hatten, ließ Rosso gestern kein gutes Haar. „Wir haben kein Problem mit anderen Meinungen und Gegengutachten. Doch wir können nicht akzeptieren, dass Greenpeace das französische Gesetz für eine medienwirksame Operation missbraucht.“ Dieses sehe nämlich vor, dass die Sicherheitskräfte nicht sofort den Kontakt mit Eindringlingen suchen und schießen sollen, sondern sich strategisch an den heikelsten Orten der Anlage positionieren, die es auch im Fall eines mehrfachen Eindringens zu verteidigen gelte.

An Gegenwind mangelt es im Saarland nicht. Die umweltpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Dagmar Ensch-Engel, drängte die Landesregierung und die saarländischen Bundesminister dazu, sich gegenüber Frankreich für eine Abschaltung einzusetzen. „Mit insgesamt über 800 Störfällen seit der Inbetriebnahme häufen sich die Zwischenfälle inzwischen massiv“, sagte sie.

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