Dramatischer Notfall in Frankreich Notruf nicht ernst genommen: 22-Jährige aus Straßburg stirbt

Straßburg · Im Elsass hat der Rettungsdienst auf den Notruf einer jungen Frau nicht angemessen reagiert. Noch am gleichen Tag starb die 22-Jährige.

 Als die 22-Jährige in die Straßburger Uniklinik gebracht wurde, waren bereits vier Stunden seit ihrem Anruf vergangen.

Als die 22-Jährige in die Straßburger Uniklinik gebracht wurde, waren bereits vier Stunden seit ihrem Anruf vergangen.

Foto: picture alliance / dpa/Patrick Pleul

() Ist eine 22-jährige Frau in Straßburg gestorben, weil die Mitarbeiter der Notrufzentrale ihren Anruf nicht ernst genommen haben? Dieser Verdacht sorgt in Frankreich für Empörung, nachdem eine Aufzeichnung des Notrufs öffentlich geworden ist. Der Vorfall ereignete sich im vergangenen Dezember. Damals wählte die junge Naomi, Mutter einer 18 Monaten alten Tochter, den Notruf an, weil sie an starken Schmerzen und Blutungen litt. Wie die Aufnahme zeigt, hatte sie wegen der Schmerzen Schwierigkeiten, deutlich zu sprechen. Die Mitarbeiterin der Notrufzentrale ist irritiert und antwortet: „Wenn Sie mir nicht sagen, was los ist, lege ich auf.“ Die Patientin versucht es erneut: „Ich habe sehr starke Schmerzen, ich werde sterben.“ Die hämische Antwort dazu: „Ja, Sie werden sterben, eines Tages, wie wir alle.“ Und die Empfehlung den Ärtzedienst anzurufen. Mittlerweile hat die Uniklinik, wo die Notrufzentrale angesiedelt ist, die Echtheit der Aufzeichnung bestätigt.

Laut dem regionalen Medium „Heb’di“, das den Fall zuerst öffentlich machte, schaffte es Naomi nicht, nach der Nummer zu suchen und rief eine Bekannte an, die sie blutend in ihrer Wohnung fand und den Ärtzedienst verständigte. Ein Arzt kam vorbei und forderte bei der Notrufzentrale einen Rettungswagen ein – diesmal mit Erfolg. Als die 22-Jährige in die Straßburger Uniklinik gebracht wurde, waren aber bereits vier Stunden seit ihrem Anruf vergangen. Am gleichen Nachmittag starb sie an multiplem Organversagen. Noch ist unklar, ob der Tod durch ein frühes Eingreifen hätte verhindert werden können.

Monatelang war über diesen Fall nichts bekannt geworden, bis Naomis Familie die Lokalmedien kontaktierte. Nun hat sich Gesundheitsministerin Agnès Buzyn eingeschaltet. Auf dem sozialen Netzwerk Twitter zeigte sie sich „tief empört über die Umstände des Todes“ von Naomi. Ihrer Familie versprach sie eine vollständige Aufklärung. Auch die Uniklinik hat ein internes Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die Familie der jungen Frau hat eine Anzeige erstattet.

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