Tatort Meine drei Minuten Ruhm im Saar-Tatort

Saarbrücken · Dirk Tenbrock spielt im Tatort „Der Pakt“ den Staatssekretär. Für die Zeitung wirft er einen Blick hinter die Kulissen.

 Kriminalhauptkommissarin Lisa Marx (Elisabeth Brück) mit Herrn Dr. Hesse (Christian Intorp) und Frau Dr. Bindra (Franziska Schubert).

Kriminalhauptkommissarin Lisa Marx (Elisabeth Brück) mit Herrn Dr. Hesse (Christian Intorp) und Frau Dr. Bindra (Franziska Schubert).

Foto: SR/Manuela Meyer/Manuela Meyer

Ich gestehe. Ich bin ein Serien-Täter. Nach 2016 im Tatort „Totenstille“ habe ich es auch 2019 wieder getan und eine Komparsen-Rolle im neuesten Tatort „Der Pakt“ des Saarländischen Rundfunks (SR) übernommen, der am Donnerstag bei einem Preview seine Kinopremiere in Saarbrücken gefeiert hat. Die Fernseh-Ausstrahlung erfolgt dann am Sonntag, 27. Januar, zur gewohnten Tatort-Zeit um 20.15 Uhr im Ersten. Als großer Tatort-Fan bin ich sozusagen auch noch Doppelagent: Einerseits spiele ich als (Klein-) Darsteller diesmal einen Staatssekretär, der einer in der Flüchtlingshilfe aktiven Ärztin den Saarländischen Verdienstorden verleiht, andererseits berichte ich über die Dreharbeiten und die Premiere des Films. Eine große Freude für mich!

Der SR (Redaktion: Christian Bauer) macht schon immer Tatorte mit Anspruch, gesellschaftskritisch und aktuell. Eventcharakter, Übersinnliches oder dick aufgetragene Komik ist nicht der Saarländer‘ Ding, hier wird eher mit dem Florett als mit dem Säbel gefochten. In „Der Pakt“ ist das Thema die Flüchtlingsproblematik, die Autoren um Regisseur Zoltan Spirandelli, der schon seinen vierten SR-Tatort inszeniert, bauen einen spannenden Plot um den Mord an einer jungen Schwesternschülerin mit überraschenden Wendungen, viel Krimi-Spannung, einer frappierenden Auflösung und einem tragisch-dramatischen Ende um Devid Striesow als Kommissar Stellbrink, der in seinem letzten Fall schauspielerisch noch einmal glänzt.

Auf der großen Kino-Leinwand kommt das besonders detailreich und wirkmächtig daher, die Kamera (Wolf Siegelmann) liefert erstaunliche Bilder und Drohnenfahrten im postmodernen Stil. Neben den überzeugenden Episoden-Hauptdarstellern wie Franziska Schubert als engagierte Ärztin, El Mehdi Meskar als ägyptischer Flüchtling, der eigens für diese Rolle Deutsch gelernt hat, oder Lucie Hollman als Schwesternschülerin, überzeugen vor allem die vielen saarländischen Protagonisten in kleinen Rollen, die mit ihrem erfrischend natürlichen Spiel für – angenehmes und nicht aufgesetztes – Lokalkolorit sorgen.

Ein Urteil über meinen eigenen Auftritt als Staatsekretär mag ich mir nicht erlauben, Regisseur Spirandelli jedenfalls scheint zufrieden und klopft – neben manch anderen – auch meine Schulter. Schon der neunstündige Nachtdreh im Saarbrücker Schloß war im Frühjahr 2017 sehr angenehm – und dabei ziemlich aufregend – verlaufen. Echte Profis eben, bis hin zum Catering, der Requisite und der Maske. Spirandelli und seinen Regieassistenten gelingt es bei allem Zeitdruck immer wieder, für eine entspannte Atmosphäre zu sorgen. Darüber hinaus sind auch die „Kollegen“, die echten Schauspielstars, frei von Star-Allüren.

Tatort, das ist immer noch das Flaggschiff deutscher Fernseh-Unterhaltung, bei zwar leicht rückläufigen Einschaltquoten, aber immer noch mit durchschnittlich neun bis zehn Millionen Zuschauern. Das ist gewaltig und SR-Intendant Professor Thomas Kleist betont in seiner Begrüßungsansprache im Cinestar-Kino, dass das Team um den leicht schrulligen Hauptkommissar Jens Stellbrink mit seinen insgesamt acht Fällen eine Erfolgsgeschichte geschrieben habe: „Die Zuschauer entscheiden, nicht die Kritiker. Und wenn jedes Mal knapp zehn Millionen Menschen einschalten, dann ist das erfolgreich!“

Der SR und Striesow hatten im vergangenen Jahr – wohl aufgrund von unterschiedlichen konzeptionellen Ansichten – ihre Zusammenarbeit beendet und somit ist der schon im Jahr 2017 gedrehte „Pakt“ Striesows letzte Tatort-Folge. So läuft das Fernsehgeschäft eben und trotz aller Wehmut gilt laut Kleist: „Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören.“

Die spannende Frage ist jetzt, wie es mit dem Saarbrücker Tatort weitergeht, hierzu waren den Verantwortlichen nur Andeutungen zu entlocken. Doch so viel: Schon im März starten die Dreharbeiten zum nächsten Film mit einem komplett neuen Team. Aus Höflichkeit gegenüber den ausscheidenden Darstellern wie Striesow, Hartmut Volle, Elisabeth Brück, Sandra Maren Schneider und Sandra Steinbach wird die Besetzung wohl erst im Februar öffentlich gemacht. Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen war jedenfalls zu hören, dass sowohl Konzeption als auch Personal der Saarbrücker Kriminalfälle einige Überraschungen bergen.

Einmal im Jahr nur liefert die kleine Sendeanstalt ihren Beitrag, „und das muss dann sitzen“, wie ein Verantwortlicher des SR dem Reporter auf der After-Show-Party verrät. Immerhin wird in den rund 20 Drehtagen ja auch ein großes Budget aus den Rundfunkgebühren verfilmt, genaue Zahlen werden nicht herausgegeben, es ist jedoch ein offenes Geheimnis, dass ein Tatort durchschnittlich ungefähr eine Million Euro kostet.

Bei der Aftershowparty treffen sich alle Akteure im benachbarten In-Restaurant und es wird bei Musik, Häppchen und Sekt dann nochmal emotional, die Anspannung bei Schauspielern und Team sowie den Verantwortlichen des Senders weicht der Vorfreude auf die Aus­strahlung, verbunden mit der bangen Frage: Wie wird die Quote? Denn im Endeffekt ist es heutzutage das, was zählt.

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