Statistik Fahren Saarländer seltener Bus?

Saarbrücken · Die statistischen Berichte zum Personenverkehr der Straßenverkehrsunternehmen im vierten Vierteljahr 2016 im Saarland offenbaren ein erschreckendes Ergebnis

 Ein Busunternehmen verlegte seinen Hauptsitz nach Rheinland-Pfalz. Kunden dieses Unternehmens wurden fortan in der Statistik des Landes Rheinland-Pfalz gezählt, was das Zahlenwerk stark verzerrte.

Ein Busunternehmen verlegte seinen Hauptsitz nach Rheinland-Pfalz. Kunden dieses Unternehmens wurden fortan in der Statistik des Landes Rheinland-Pfalz gezählt, was das Zahlenwerk stark verzerrte.

Foto: dpa/Gero Breloer

Von 2012 bis 2016 ist demnach die Zahl der Menschen, die mit Bus oder Straßenbahn fuhren, um fast neun Millionen abgesackt, fast ein Drittel weniger Saarländer haben demnach den öffentlichen Personen-Nahverkehr genutzt. Ebenfalls um fast ein Drittel ist nach der Statistik die Beförderungsleistung eingebrochen, die mittelere Reiseweite der Saarländer in Bussen und Straßenbahnen betrug nur noch sieben Kilometer.

Wie kann das sein? Haben die Saarländer in den vier Jahren auf Fahrräder umgesattelt oder sind bedeutend mehr Autos verkauft worden? Beim Statistisches Landesamt in der schmucken ehemaligen Heilig-Geist-Klinik an der Saarbrücker Virchowstraße gibt man sich wortkarg. Der Behördenchef Michael Sossong will sich lieber nicht zu der Stastistik äußern, die sein Amt im September veröffentlicht hat. Die Pressesprecherin Koba Krause verweist an das Bundesamt für Statistik in Wiesbaden, woher die Zahlen stammen sollen.

In Wiesbaden sitzt der Leiter des Referates 303 „Verkehrszweigübergreifende Aufgaben, Personenverkehr, Verkehrsunfälle“, Oberregierungsrat Uwe Reim. Der bestätigt der SZ, dass ein Busverkehrsunternehmen aus dem Saarland seinen Sitz nach Rheinland-Pfalz verlegt habe. Das führe dazu, dass dieses Unternehmen vom Statistischen Landesamt in Rheinland-Pfalz in Bad Ems befragt werde. Die Saarländer, die im Saarland mit diesem Unternehmen Bus gefahren seien, würden damit in den Statistik von Rheinland-Pfalz verbucht. Die Zählweise sei im Verkehrsstatistik-Gesetz von 2004 so verankert worden, um die Unternehmen zu entlasten. Die Zahlen seien valide. Es sei wie es sei, aber eine gute und vernünftige Lösung. Er verstehe, dass die saarländische Öffentlichkeit einen weiteren Datenbedarf habe. Doch die politische Debatte sei eine andere.

Im Statistischen Landesamt des Saarlandes gibt es jedoch nach SZ-Informationen Statistiker, die mit dieser Zählweise ganz und gar nicht einverstanden sind. Denn wie soll der saarländische Gesetzgeber eine vernünftige Verkehrspolitik machen, wenn er nicht einmal weiß, wie viele Menschen hierzulande tagtäglich  mit Bussen fahren? Zumal auch der rheinland-pfälzische Gesetzgeber durch die Statistik seines Landesamtes in die Irre geführt wird, wenn dort fast neun Millionen Busnutzer aus dem Saarland zu Rheinland-Pfälzern gemacht werden.

Auch wenn die Statistiker den Namen des Unternehmens nicht nennen wollen, das die saarländischen Buskunden in die rheinland-pfälzische Statistik mitnahm, kann es sich nur um die Tochterfirma der Deutschen Bahn handeln, die Omnibusverkehr Rhein-Nahe GmbH mit Sitz in Mainz. Nachdem die Deutsche Bahn ihre Saarbrücker Tochtergesellschaft Saar-Pfalz-Bus GmbH Ende 2015 mit der Omnibusverkehr Rhein-Nahe (ORN) verschmolz, wechselten auch neun Millionen Menschen aus dem Saarland - statitisch - die Seiten.

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