Zoos trotzen finanziellen Engpässen Die tierischen Stars der Region

Saarbrücken · Es müssen nicht immer Panda-Bären sein: Die hier ansässigen Zoos überzeugen mit eigenen Besucher-Lieblingen.

 Essenszeit: Die Flusspferde im Zoo von Amnéville haben nicht nur große Mäuler – sondern auch großen Appetit.

Essenszeit: Die Flusspferde im Zoo von Amnéville haben nicht nur große Mäuler – sondern auch großen Appetit.

Foto: Thomas Reinhardt

Zehntausende Besucher werden in den kommenden Monaten in den Berliner Zoo strömen, um zu sehen, wie die Pandas Meng Meng und Jiao Qing ihren Bambus verspeisen. Fast 900 000 Euro kostet die jährliche Leihgebühr für die Gäste aus China, zehn Millionen ihr neues Gehe. Dessen Eröffnung wird heute quasi zur Staatsaffäre. Da können die Zoos im Saarland nicht mithalten. Dennoch erfreuen sich die Tier- und Wildparks hierzulande seit Jahren konstanter Zuschauerzahlen – trotz der starken Konkurrenz im französischen Amnéville. Denn Stars gibt es auch hier, und man weiß immer besser, sie zu präsentieren. Doch auch Probleme bleiben.

„Wir müssen uns nicht mit Berlin vergleichen“, sagt Saarbrückens Zoodirektor Richard Francke, der schon selbst im Hauptstadt-Zoo gearbeitet hat. Er weiß, dass das eine andere Größenordnung ist. Auch wenn Saarbrücken keine Pandas hat, gibt es in seinem Tierpark trotzdem Besucherlieblinge. „Bei uns sind die Zuschauermagnete ganz klar die Pinguine, die Seehunde und die Menschenaffen“, sagt er. Und gerade in die Inszenierung dieser „Stars“ hat der Tierpark die letzten Jahre kräftig investiert. Die Pinguine haben eine neue Anlage und das der Gorillas wurde erst 2014 eingeweiht.

Dabei ist der städtische Zoo neben den Ticketeinnahmen finanziell auf die Stadt angewiesen. „Wir sind ein Eigenbetrieb der Stadt Saarbrücken, sie zahlt uns einen Verlustausgleich“, erklärt Francke. Es seien zwar weitere Investitionen erwünscht, aber durch den finanziellen Engpass des Landes sei das schwer. „Es ist ein Kampf, aber wir müssen sinnvoll mit unseren Mitteln umgehen“, sagt der Saarbrücker Zoodirektor.

Die Besucherzahl liegt nach seinen Angaben konstant bei etwa 235 000 im Jahr. Und das obwohl der Zoo im französischen Amnéville immer beliebter wird. „Ich sehe darin keine Konkurrenz. Wir haben eine ganz andere Ausrichtung. Zu uns kommen die Leute häufiger, weil es ihr Zoo ist. Amnéville macht man höchsten einmal im Jahr“, sagt Francke. Das liegt vor allem am Preis.

Der Zoo in Lothringen, der rund 80 Kilometer von Saarbrücken entfernt ist, verlangt einen stolzen Eintrittspreis von 36 Euro für einen Erwachsenen. Trotzdem ist er einer der beliebtesten Attraktionen der Großregion. Auf 18 Hektar wohnen mehr als 2000 Tiere von 360 verschiedenen Arten. Gegründet wurde der private Zoo 1986 von Michel Louis. Bis heute erhält der Tierpark keine Zuschüsse und finanziert sich durch die Gelder der Eintrittskarten. Mittlerweile kommen rund 600 000 Menschen pro Jahr, um Tiere aus allen fünf Kontinenten zu besuchen, darunter die seltenen weißen Tiger und Löwen. 2015 eröffnete in Amnéville die Themenwelt „Tiger World“, die bis heute als Besuchermagnet gilt. Dort wird unter anderem eine Vorführung gezeigt, bei der ein Dompteur allein zehn Tiger bändigt. Eine weitere Hauptattraktion ist die Greifvogel-Show, bei denen die Tiere auch über den Köpfen der Besucher kreisen.

Dirk Backes, Obertierpfleger im Neunkircher Zoo, glaubt durchaus an eine Konkurrenz-Situation zu Amnéville, schließlich sei „alles relativ eng beisammen“. Trotzdem sind die Besucherzahlen laut Backes, der seit 32 Jahren im Zoo arbeitet, konstant. Etwa 200 000 Menschen jährlich kommen nach Neunkirchen. Die Stars des Zoos sind die drei Schneeleoparden Sagar, Luisa und Anusha. Doch auch darüber hinaus hat der Tierpark einiges zu bieten. Neben Elefanten und Orang-Utans sorgen vor allem die Erdmännchen mit Nachwuchs für Aufsehen. Doch trotz der Besucherzahlen bleibt die finanzielle Situation schwierig. „Wir sind ein Zuschussbetrieb. Weil in Stadt und Land die Situation durchaus angespannt ist, bleibt es bei uns ebenfalls eng“, erklärt er.

Auch der Naturwildpark in Freisen, der in privater Hand liegt und daher keine Zuschüsse bekommt, hat mit den Finanzen zu kämpfen. „Eigentlich müssten die Eintrittspreise deutlich höher liegen, um rentabel zu arbeiten“, gesteht Matthias Boszeit, gemeinsam mit Bruder Jörg Geschäftsführer des Parks. Ein Ticket für Erwachsene kostet acht Euro. Weil dadurch Geld fehlt, werde am Personal gespart. Dass die Brüder die Preise noch nicht erhöht haben, liegt nach deren Aussage an der deutschen Mentalität. „In Frankreich sind die Leute bereit, mehr Geld zu zahlen“, sagt Boszeit mit Blick auf Amnéville.

Der Park in Freisen, der an der Grenze zu Rheinland-Pfalz liegt, konzentriert sich eher auf nordische Tiere und hat daher weniger Exoten. Was nichts daran ändert, dass es auch hier Zuschauermagneten gibt. „Die Berberaffen, unsere Flugshows von der Falknerei sowie die Raubtierfütterungen locken die Besucher zu uns“, sagt Broszeit und ergänzt nach einem Lacher: „Die Hängebauchschweine sind auch sehr beliebt.“ Für ihn und den Wildpark stehen nun die wichtigsten sechs bis acht Wochen der Saison an – Sommerferien. Gerade am Mittelalter-Markt (5. und 6. August) erhofft er sich einen Besucheransturm.

 Der Pfau aus dem Saarbrücker Zoo fällt vor allem durch seine Farbenpracht auf. Dabei hat er sein Rad noch nicht mal aufgestellt.

Der Pfau aus dem Saarbrücker Zoo fällt vor allem durch seine Farbenpracht auf. Dabei hat er sein Rad noch nicht mal aufgestellt.

Foto: Thomas Reinhardt
 Sagar ist einer von drei Schneeleoparden im Neunkircher Zoo. Sie zählen zu den Hauptattraktionen des Tierparks.

Sagar ist einer von drei Schneeleoparden im Neunkircher Zoo. Sie zählen zu den Hauptattraktionen des Tierparks.

Foto: Thomas Reinhardt
 Im Greifvogelpark Saarburg ist ein Weißrückengeier im Anflug.

Im Greifvogelpark Saarburg ist ein Weißrückengeier im Anflug.

Foto: Thomas Reinhardt

Der Geschäftsführer sieht sich trotz der Probleme nicht in Konkurrenz zu den anderen saarländischen Zoos. „Wir sind Kollegen und helfen einander. Der Besucher entscheidet, wo er hingeht“, sagt er. „Aus Erfahrung wissen wir, dass er auch wechselt. Die Zoos sind ja sehr unterschiedlich.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort