Tag der offenen Gartentür Eine grüne Oase vor der Tür

Saarbrücken · Am Sonntag laden Gartenbesitzer wieder zum „Tag der offenen Gartentür“ – auch das Ehepaar Honczek aus Dudweiler.

 Seit 50 Jahren hegen und pflegen die Honczeks ihren Garten in Saarbrücken-Dudweiler – aber nicht zu sehr, denn: „In der Natur wird auch nicht jeden Morgen gefegt.“

Seit 50 Jahren hegen und pflegen die Honczeks ihren Garten in Saarbrücken-Dudweiler – aber nicht zu sehr, denn: „In der Natur wird auch nicht jeden Morgen gefegt.“

Foto: dpa/Katja Sponholz

Grün, wohin man nur schaut. Ahorne und Farne, Hortensien und Funkien, Bambus und Hartriegel, Rosen und Clematis. Verschlungene Wege führen zu immer neuen Nischen und Sitzplätzen. Mal im Sonnenschein an umrankten Sandsteinmauern und Teichen mit blau schimmernden Libellen, mal im Schatten unter mächtigen Tannen.

Wer den Garten von Karl-Heinz und Sigrid Honczek in Saarbrücken-Dudweiler betritt, kann sich gar nicht satt sehen. Und fast immer hört das Rentner-Ehepaar denselben Satz, wenn Besucher das erste Mal zu ihnen kommen: „Oh Gott, was für eine Arbeit!“ Der 76-Jährige kann darüber nur lächeln: „Das können die meisten vielleicht nicht begreifen“, sagt er. „Aber für uns ist es das nicht!“

Für die beiden ist es vor allem eines: Freude. Und mehr als nur ein Hobby. Für sie ist die Gartengestaltung längst zum wertvollen Bestandteil ihres Lebens geworden. „Hier finde ich Ruhe, Ausgeglichenheit und Zufriedenheit“, sagt Sigrid Honczek. Mehrere Stunden verbringt das Ehepaar derzeit täglich mit Gießen, Zurückschneiden, Pflanzen und Ernten. Denn auch mehrere Hochbeete mit Salat, Radieschen und Sellerie und auch Gurken, Bohnen und Tomaten finden sich auf dem 3000 Quadratmeter großen Gelände.

Schon ab etwa 6.30 Uhr morgens ist der frühere Sicherheits-Hauer hier unterwegs – bis zum Mittagessen. „Und nachmittags genießen wir dann“, sagt seine Frau. Wobei das Genießen nicht „Nichtstun“ bedeutet: „Eimer und Schere haben wir eigentlich immer dabei, wenn wir hier durchgehen.“ Denn es gibt immer etwas zu tun. Wenngleich es den beiden am wichtigsten ist, dass ihr Garten nicht steril wirkt. „Bei uns gibt es auch Unkraut und Blätter auf dem Boden“, betont die 66-Jährige. „In der Natur wird auch nicht jeden Morgen gefegt.“

Und diesen „Aufwand“ werden sie auch an diesem Sonntag, 24. Juni, nicht betreiben, wenn sie ihr Grundstück von 10 bis 18 Uhr für Besucher öffnen. Bereits zum fünften Mal beteiligt sich die Familie am „Tag der offenen Gartentür“, den der Verband der Gartenbauvereine im Saarland und in Rheinland-Pfalz anbietet. Rund 200 Gartenbesitzer sind in diesem Jahr dabei. Ziel der Veranstaltung ist es, sich für die Erhaltung der Gartenkultur einzusetzen. „Wir wollen für lebendige, liebenswerte und nützliche Gärten werben“, sagt Geschäftsführerin Monika Lambert-Debong. „Wir wollen Menschen fürs Gärtnern begeistern.“ Gemäß dem Slogan: „Pflanzen, pflegen, pflücken ... und genießen!“

Auch der Naturschutzbund im Saarland betrachtet den Aktionstag positiv. „Das ist eine gute Sache, weil viele Menschen so an Gärten herangeführt werden“, sagt der Leiter der NABU-Landesgeschäftsstelle, Wendelin Schmitt. Denn einen Garten zu haben, der auch einiges an Arbeit mache, sei heute keineswegs mehr selbstverständlich. Was dem Nabu allerdings weniger gefallen, sind Steingärten. „Die bringen für die Insekten wenig“, erklärt Schmitt. Deshalb favorisiere der Nabu naturnahe Gärten und alte Bauerngärten mit heimischen Pflanzen statt exotischer Blumen, deren Blüten von den Insekten oft gar nicht erreicht werden könnten. Und mit Bäumen und Sträuchern für Vögel, die dort sowohl Nistplätze als auch Nahrung finden.

Das Ehepaar Honczek legt jedenfalls Wert auf eine naturnahe Gartengestaltung. Dazu zählt auch, dass es auf künstlichen Dünger und auf Gifte verzichtet. Die Natur dankt es den Gartenfreuden: In vielen Bäumen nisten Vögel, in und an den Teichen haben sich Frösche, Lurche und Salamander angesiedelt, an den Blüten summt und brummt es.

Vor 50 Jahren begann das Ehepaar, die riesige Rasenfläche in einen parkähnlichen, verwunschenen Garten umzugestalten und legte einen ersten Teich an. Danach wurden die Waschbeton-Platten ersetzt durch alte Pflastersteine. Schließlich kamen noch Sandsteine für Trockenmauern hinzu und alte Stein-Futtertröge, die die Landwirte gerne abgaben – und die nun als grüne, bepflanzte Abgrenzung dienen. Und hunderte, oder eher tausende Pflanzen.

Bis heute sind die Honczeks gerne in Gartencentern und Baumschulen unterwegs, um zu sehen, was es Neues gibt. Und niemals kommen sie mit einem leeren Auto zurück. „Andere gehen halt Schuhe kaufen“, sagt die 66-Jährige lachend, „wir sind in Gärtnereien.“

Wieviel Zeit das Ehepaar in diesem halben Jahrhundert für den Garten aufgebracht hat, lässt sich nicht messen. Und auch nicht, wie viel Geld es war. „Das geht sicher in die Tausende“, meint der Rentner. „Da bekäme man bestimmt auch ein schönes Auto dafür.“ Dass die beiden das Geld viel besser angelegt haben, davon werden sich am Sonntag sicherlich wieder viele Gartenfreunde ein Bild machen. Das Interesse sei jedenfalls immer groß. „Beim letzten Mal haben wir bei 400 aufgehört zu zählen“, berichtet Sigrid Honczek.

 Am Nachmittag genießt das Ehepaar seinen Garten. Eimer und Schere haben sie aber immer dabei.

Am Nachmittag genießt das Ehepaar seinen Garten. Eimer und Schere haben sie aber immer dabei.

Foto: dpa/Katja Sponholz
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