Neuer SR-Film zum Elsass Wo das Elsass nicht bloß schön ist

Saarbrücken · Fachwerk, Dorfromantik und Gugelhupf: So lieben viele das Elsass. Doch SR-Autorin Susanne Gebhardt sucht in ihrem neuen Fernsehfilm auch die Plätze jenseits der Idylle.

 Straßburg von seiner romantischsten Seite: das Viertel „Petite France“ in der Altstadt der Elsass-Metropole. Natürlich führt der Film von SR-Autorin Susanne Gebhardt auch zu den malerischen Seiten unserer Nachbarregion. Sie erkundet aber auch das moderne Elsass.

Straßburg von seiner romantischsten Seite: das Viertel „Petite France“ in der Altstadt der Elsass-Metropole. Natürlich führt der Film von SR-Autorin Susanne Gebhardt auch zu den malerischen Seiten unserer Nachbarregion. Sie erkundet aber auch das moderne Elsass.

Foto: Susanne Gebhardt/SWR/SR

Irgendwie ist man ja erst ein bisschen skeptisch, annonciert ein TV-Film, er lasse einen Elsass und Vogesen neu entdecken. Ausgerechnet dieser handtuchschmale Landstrich Frankreichs, den Jahr für Jahr Legionen von Touristen heimsuchen – in der Hoffnung auf etwas Idylle im Fachwerkwinkel bei Gugelhupf und Gewürztraminer?

Exakt dieses Elsass will uns Susanne Gebhardt diesen Fernsehsonntagabend mit frischen Augen erkunden lehren. Viertel nach acht, nicht gerade die beste Sendezeit, weil dann halb Fernseh-Deutschland nach Bayern schaut, wo Möchtegern-Löwe Söder wohl seine Wunden lecken muss. Doch es gibt gute Gründe, den SR oder SWR einzuschalten. Schon weil es kein 30-minütiger Schnellschuss ist; Gebhardt hat Zeit bekommen für ihren filmischen Streifzug. Und als langjährige Moderatorin des grenzübergreifenden SR-Magazins „SaarLorLüx – Geschichten von nebenan“ sind ihr unsere Nachbarregionen zudem bestens vertraut. Eine Kundige also.

Dabei enthält einem Gebhardt das vertraute, das Bilderbuch-Elsass nicht vor. Die Straßburger Altstadt unter blauem Himmel, das Münster in kühnem Drohnenflug umkurvt, die Windungen der Ill, die stolze Hochkönigsburg, aber auch prickelnder Crémant, Bio naturellement, das Genuss-Elsass kommt in all diesen – tatsächlich herrlichen Aufnahmen – nicht zu kurz. Doch schafft Gebhardt es genauso konsequent, zum Bekannten Überraschendes zu erzählen. Dass die Hochkönigsburg, die Kaiser Wilhelm II. mit national geschwellter Brust, weil das Elsass gerade mal wieder deutsch war, als Ideal einer deutschen Burg neu aufbauen ließ (für schlappe zwei Millionen Mark) auch den Kanadier John Howe zu seinen Illustrationen der „Herr der Ringe“-Trilogie inspirierte, ist so eine Geschichte. Wie auch der Besuch bei zwei Straßburger Galeristen, die sich auf elsässische Kunst aus wilhelminischer Zeit spezialisiert haben: ein ganz besonderes Geschichtsdetail.

Die wechselhafte Historie der Region, hin- und hergezerrt zwischen Deutschen und Franzosen, auch Ort furchtbarer Schlachten etwa am Hartmannswillerkopf, wo bis heute Munition aus dem Ersten Weltkrieg beseitigt werden muss, wirkt sich wie ein roter Faden durch den 90-minütigen Film. Der insbesondere dann sein Versprechen einlöst, wenn er jüngere Elsässer porträtiert. Wie etwa die Galeristin, die Urban-Art-Künstler nach Mulhouse holt, die riesige Hauswandbilder sprayen, die wie ein moderner Gegenentwurf zu den alten Hansi-Zeichnungen wirken, dessen Postkartenmotive lange das Bild vom Elsass prägten. Tatsächlich, da ist was (neu) zu entdecken.

 In der Auberge Huss von Familie Schickel an der Vogesen-Kammstraße richtet man das Essen.

In der Auberge Huss von Familie Schickel an der Vogesen-Kammstraße richtet man das Essen.

Foto: Susanne Gebhardt/SWR/SR

„Elsass und Vogesen – neu entdeckt“: Sonntag, 20.15 Uhr, SR und SWR-Fernsehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort