Millionen gegen Studienabbruch

Saarbrücken · Die Hochschule für Technik und Wirtschaft in Saarbrücken erhält bis zum Jahr 2020 aus dem Qualitätspakt Lehre eine weitere Millionenförderung. Über das Bund-Länder-Programm werden Lehr- und Hilfsangebote für Studenten finanziert.

Vier von zehn Studienanfängern der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) nehmen diesen Service gern in Anspruch: Zum Studienstart können sie von Erfahrungen höherer Semester profitieren, die den Grünschnäbeln die Abläufe an ihrer Hochschule erklären. Kommilitonen des dritten Semesters nehmen die Anfänger an die Hand, lotsen sie durchs Verwaltungsdickicht, zeigen ihnen Bibliotheken und Werkstätten. Dieses sogenannte Mentoring-Programm gehört zu einem Projekt, dessen nüchterner Name ("Optimierung des Studienerfolgs") nicht erahnen lässt, wie wichtig es für die HTW ist. Seit 2012 hat die Hochschule zur "Optimierung des Studienerfolgs" über sechs Millionen Euro aus dem Qualitätspakt Lehre erhalten. Nun sollen bis 2020 weitere Projekte mit einem Volumen von maximal sechs Millionen Euro gefördert werden (wir haben berichtet). 28 Stellen sind beantragt, so Projektkoordinator Markus Ehses. Wie die Förderung durch das Bund-Länder-Programm im Einzelnen aussehen werde, erfahre die Hochschule zwar erst zum Jahreswechsel, "aber wir sind schon mal richtig happy", so HTW-Prorektor Enrico Lieblang.

Die HTW ist damit im Saarland der große Gewinner der jüngsten Runde des Qualitätspaktes. Für die Fachhochschule, die praktisch keinen Mittelbau besitzt - wissenschaftliche Angestellte, die keine Professoren sind -, ist diese Förderung extrem wichtig. Etwa sieben Prozent ihres Personals werden über das Bund-Länder-Förderprogramm finanziert, so Projektkoordinator Ehses. Die fachlichen Schwerpunkte liegen im mathematisch-technischen Zweig, dazu gibt es ein umfangreiches Hilfsangebot zu Studienfragen, Lerntechniken und zur Selbstorganisation.

An der HTW kommen Studenten unterschiedlicher Bildung aus vielfältigen Lebenssituationen zusammen. Eine Hälfte hat Abitur, die andere den Abschluss einer Fachoberschule, viele wechseln aus dem Berufsleben an die HTW. "Wir können also nicht alle über einen Kamm scheren", so Lieblang. Um möglichst viele Studenten auf dem Weg zum Bachelor mitzunehmen, werden zur "Optimierung des Studienerfolgs" auch individuelle Lernhilfen angeboten, so Ehses.

Nach HTW-Statistiken können bis zu zwei Drittel aller Studenten von Angeboten des Studienprogramms profitieren. Die Hochschule bemühe sich dabei besonders, potenzielle Studienabbrecher so früh wie möglich zu identifizieren, um gezielt Unterstützung anbieten zu können. Die Signale seien meist klar zu erkennen, so Ehses. 60 Prozent aller Abbrecher werfen innerhalb der ersten beiden Semester hin. Die meisten haben dann weniger als ein Drittel der nötigen Leistungspunkte. Statistiken zum Studienabbruch sind schwierig zu erstellen, doch zeichne sich ein Trend ab: Die HTW-Schwundquoten seien seit dem Jahr 2012 rückläufig.

Ein Qualitätsmanagement für die Lehre und ein Programm, das berufspraktische Fähigkeiten vermittelt, sollen nun bis 2020 zu weiterer "Optimierung des Studienerfolgs" beitragen. Dafür soll unter anderem das Mentoring-Projekt der HTW ausgebaut werden. Künftig sollen nicht nur Anfänger davon profitieren. Auch während des Studiums sollen derartige Lern-Patenschaften angeboten werden - und am Ende eine Hilfestellung für den Übergang der Absolventen ins Berufsleben, so Markus Ehses.

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