Kartoffelessen Das Saarland ist ein Kartoffel-Land

Ensheim · Beim Testessen ging es rund um die „tolle Knolle“. Die Kartoffel-Liebhaber kamen auf ihre Kosten.

 (Symbolbild).

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Foto: dpa/Ole Spata

Der Obst- und Gartenbauverein Höchen hatte in Zusammenarbeit mit dem Kreisverband zu einem Kartoffel-Testessen in die Unterkirche der katholischen Kirchengemeinde eingeladen. 75 Mitglieder folgten der Einladung, um während des Abends sieben Sorten Kartoffeln, die von der Erzeugergemeinschaft Geflügelhof Vogelgesang aus Ommersheim und von Christoph Brück vom Erlenbacherhof in Saarbrücken-Ensheim zur Verfügung gestellt wurden, zu bewerten.

Vor dem Testessen gab Bernhard Rath, stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbandes der Obst und Gartenbauvereine im Saarpfalz-Kreis, einen kleinen Einblick in die Geschichte der Kartoffel. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts brachten Spanier die Knollenfrucht aus Amerika nach Europa. Zunächst bestach die Kartoffel hier durch ihre wunderschöne Blütenpracht und ihr üppiges Grün. Anfangs wurde sie nur deshalb als Zierpflanze für botantische Gärten importiert.

In Deutschland pflanzte der Arzt und Botaniker Carolus Clusius 1589 die ersten Kartoffeln unter ihrer anfänglichen Bezeichnung Batate, auch als Süßkartoffel bekannt. Bei den weiteren Namensgebungen Erdapfel und Kartoffel wurde dann nichts mehr verändert.

Zu Zeiten von Friedrich dem Zweiten wurde sie dann ein Pflichtgemüse auf dem Feld. Bis heute erfreut sich das Nachtschattengewächs größter Beliebtheit, auch wenn Reis, Mais, Polenta oder Nudeln inzwischen in Konkurrenz stehen. Zum delikaten Essgenuss wird nur ein geringer Prozentanteil aller geernteten Kartoffeln verbraucht, berichtete Bernhard Rath. „Die Kartoffel wird zudem für die Herstellung von Stärke, Alkohol – zum Beispiel für Wodka –, Tierfutter und wieder als Pflanzkartoffel verwendet.“

Im weiteren Verlauf seines Vortrages ging Rath auch darauf ein, dass Kartoffeln Sonne, Wärme, Humus und lockeren Boden mögen. Die beste Zeit zum „Legen der Knollen“ sei je nach Sorte zwischen April und Mai. Auch die Erntezeit sei sortenabhängig und liege zwischen Juni und Oktober.

„Die diesjährige Kartoffelsaison gestaltete sich hinsichtlich der Witterungsbedigungen mit hohen Temperaturen und Trockenheit sehr schwierig“, fuhr Rath fort. Zunächst sei sogar wegen der ausgebliebenen Spätfröste von einer Kartoffelschwemme für 2018 ausgegangen worden, die für die Bauern einen Verfall der Erzeugerpreise mit sich gebracht hätte. Dies sei aber dann nicht der Fall gewesen

Zum saarländischen Kartoffelanbau bemerkte Rath, dass die Kartoffel im Bundesvergleich im Saarland zu den Besonderheiten gezählt werden könne. Nur 130 Hektar Anbaufläche seien im Saarland zu verzeichnen und damit nicht einmal ein Prozent der Gesamtanbaufläche in Deutschland, die bei rund 250 000 Hektar liege.

„Die saarländische Kartoffel wird im Land stark nachgefragt und geschätzt. Nicht umsonst haben sich hier auch unsere weit bekannten Spezialitäten wie Grumbeerkichelscher, Gefillde oder Dibbelabes entwickelt, die sich bei uns auf jedem Fest großer Beliebtheit erfreuen.“

Inzwischen waren die ersten Sorten unter der Anleitung von Harry Lavall, Fachberater Obst- und Gartenbauvereine im Saarpfalz-Kreis, in der Küche der Unterkirche in Höchen fertig. Dampfend kam die erste Sorte von insgesamt sieben auf die Teller der Testesser. Ob vorwiegend festkochend, festkochend früh bis festkochend – jede Kartoffelsorte wurde während des Abends nach fünf Kriterien bewertet.

Für Knollenform, Augentiefe, Schalenbeschaffenheit, Fleischfarbe und Geschmack gab es bis zu zehn Punkte. Mit 2722 Punkten erhielt die Sorte „Agria“, eine vorwiegend festkochende Sorte, mit dem Namen Allians, die meisten Punkte der Testesser.

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